15/06/2012
15/06/2012

Alle Fotos: johannes hloch. fotografie

Alle Fotos: johannes hloch. fotografie

Alle Fotos: johannes hloch. fotografie

Alle Fotos: johannes hloch. fotografie

Alle Fotos: johannes hloch. fotografie

Die Bänke haben am 2. Juni 2012 Freiraum gesucht und ihm Platz gemacht. Eine Aktion anlässlich der Architekturtage 2012 im öffentlichen Raum in Wien zur Bewusstseinsbildung zum Thema "Freiraumqualitäten": Eine Gruppe als Bänke verkleideter LandschaftsarchitektInnen rund um Lilly Licka, Professorin für Landschaftsarchitektur an der BOKU, machte dabei das Museumsquartier und die untere Mariahilferstraße unsicher.


Alles ist Programm.

Alles wird geregelt, jede/r wird bedient, alles wird ausgestattet.

Alle werden informiert, betreut, versorgt, belehrt - bevormundet.


Im Freiraum drückt sich aus, was gesellschaftspolitischer Konsens ist: das Zusammenleben bedarf einer größtmöglichen Betreuung und Regelung. Programme legen fest, wie man sich im Freiraum zu verhalten hat und wie und wo man Hilfe findet. Das ist auf Tafeln zu lesen. Das ist von Uniformierten zu hören. Das legt die Einrichtung fest:

Bank: Sitzen (NICHT liegen!)
Käfig: Ballspielen (NICHT Karten!)
Sand: Spielen (NICHT Sonnen!)
Blumen: schauen (NICHT pflücken!)
Obst: nicht pflanzen - Bienen sind zu gefährlich, ...


Für jede Bedarfsgruppe gibt es ein Objekt, für jeden Konflikt gibt es eine Regel.
 Verloren geht dabei der Raum, der freie Raum, die Freiheit.

Daher:
Für die Freiheit von Programm, für freie Flächen, für interpretierbare Freiräume.
Für Auseinandersetzung und Konfrontation.
Für Selbständigkeit.

Planende, vorwiegend aus dem Bereich der Landschaftsarchitektur, aber auch Stadtbewohner und -benützerinnen traten im Rahmen der Architekturtage 2012 für mehr Planungs- UND Nutzungsfreiheit ein.
 Die Aktion verdeutlichte, dass weder mit Ausstattung, noch mit Programm das Maß an Versorgung erzielt wird, das mit Regeln, Listen, Richtlinien und Normen gesichert werden soll. In den Entwürfen zum Stadtraum, egal ob grün oder grau, ob groß oder mini, ob Geh- oder Fahrraum, muss vor allem nachgewiesen werden, dass auch alle Gruppen berücksichtigt sind. Dies erfolgt häufig anhand von sichtbaren Einrichtungsgegenständen, anhand von Bespielung und von Programm.



Zwei Punkte gehen dabei unter:

1: Das wichtigste Qualitätskriterium für einen Freiraum, der über Jahre hindurch angenehm und benutzbar bleibt, ist seine räumliche Qualität. Stimmen müssen die Grundkonzeption, die Proportionen, die Sichtverbindungen, das Material.

2: Der öffentliche Raum für freie Menschen muss mehr anregen als vorgeben, muss mehr Eigeninitiative fördern, als Handlungen vorschreiben, muss die Auseinandersetzung mit anderen ermöglichen, nicht vorregulieren. 



Die Organisatoren der Aktion, Lilli Licka und Hannes Gröblacher (Büro für lustige Angelegenheiten) trat dem horror vacui entgegen, indem sie verdeutlichten, was passiert, wenn diesem nachgegeben wird, denn: EINE BANK MACHT NOCH KEINEN FREIRAUM!

Verfasser/in:
Büro für lustige Angelegenheiten_Lilli Licka, Hannes Gröblacher
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+