06/08/2007
06/08/2007

Stadtrat Gerhard Rüsch will die Umsetzung nachhaltiger Projekte aus der Planungswerkstatt forcieren, KPÖ und Grüne wollen diese Vorhaben kritisch beobachten.

Das Bürgerbeteiligungsprojekt „Planungswerkstatt Graz“ geht in seine Endphase: Der zuständige Stadtrat Gerhard Rüsch präsentierte Ende Juli eine Zwischenbilanz der so genannten „Konsenskonferenzen“, die für die Durchforstung und Prüfung der Ideenflut der Grazer Bürger sorgten. Das nun vorliegende Ergebnis ist ein immer noch ansehnlicher Stapel an detaillierten Vorschlägen, die auf einzelne Sachbereiche hin gebündelt wurden. In einem nächsten Schritt sollen die zuständigen Fachabteilungen die Umsetzbarkeit und Finanzierung von einzelnen Projekten prüfen, damit, so Rüsch, „tunlichst noch vor den Wahlen“ im kommenden Frühjahr diese dem Gemeinderat zur Abstimmung vorgelegt werden können.

Stadtrat Rüsch selbst zeigt sich sehr zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen der Werkstatt, die aufgrund ihrer beträchtlichen Gesamtkosten von rund 600.000 Euro von Beginn im Kreuzfeuer der Kritik stand. Das mag mit ein Grund dafür gewesen sein, dass „Zeit für Graz“ von der SPÖ nicht mitgetragen wurde, die darin offensichtlich auch ein Projekt zur Prestigesteigerung der ÖVP im Vorfeld der Wahlen erkannte. Als Vorbild diente ein Bürgerbeteiligungsmodell aus Basel, dessen Vorschläge, „auf längerfristige Sicht hin gesehen zu fast 80% umgesetzt wurden“, bestätigt Stadtentwicklungsexperte Hansjörg Luser. Das Spektrum der in den Konsenskonferenzen erzielten Schwerpunkte erstreckt sich von Verkehrsplanung über die Grünräume hin zur stärkeren Einbindung der BürgerInnen in die Planungsprozesse der Stadt.

An konkreten Punkten, die sich mit wenig Aufwand umsetzen ließen, nannte Rüsch die Gestaltung der Murufer als Erholungsräume, wobei auch an die Errichtung eines Strandbades gedacht ist, und die Schaffung von öffentlich zugänglichen Naturräumen, die dem Artenschutz dienen, z.B. im Bereich Weinzödlbrücke. Ein Grünraumplan soll außerdem gewährleisten, dass durch Verbauung verlorener Grünraum an anderen Stellen ersetzt wird. In die fernere Zukunft zielen dagegen aufwändige Verkehrskonzepte, die den Straßenverkehr auf stark frequentierten Routen im städtischen Gebiet unter die Erde verlegen wollen. Rüsch betont, dass auf jeden Fall „nachhaltig wirksame Projekte mit Priorität umgesetzt werden sollen“.

Skeptisch bis vorsichtig optimistisch sind die Reaktionen der anderen Parteien auf die Werkstatt-Ergebnisse. KPÖ-Gemeinderat Sepp Schmalhardt, der an der Bilanz-PK teilnahm – im Gegensatz zur Vertreterin der SPÖ, Dagmar Krampl, – will dem Projekt weiterhin „die Chance geben, sich in der praktischen Umsetzung zu beweisen, das wird man jedoch kritisch beobachtend verfolgen müssen“. In dieselbe Kerbe schlägt die Grüne Elisabeth Rücker: „Wenn die Ideen, die in vielen Fällen jenen der Grünen entsprechen, Umsetzung finden, ist das Geld nicht schlecht angelegt. Aber Bürgerbeteiligung darf nicht nur ein Schlagwort bleiben. Die Haltung der städtischen Beamtenschaft, die den Bürger noch zu oft als lästigen Bittsteller betrachtet, muss sich in Richtung Servicegedanken ändern, wie das ja auch im Vorbild Basel funktioniert hat.“

Verfasser/in:
Josef Schiffer, Bericht
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