20/04/2012
20/04/2012

Alfons Werner, „Der Streik“, Tuschezeichnung, o.J. _ © stadtmuseumgraz

Hermann Hauschka, Plakat „Café Aigner“, o.J._ © stadtmuseumgraz

Oskar Stössel, „Frl. Lotte Brociner“, Farbradierung, 1911. _ © stadtmuseumgraz

Bruno Wozak, o.J., „Das Waschmonster“ _ © stadtmuseumgraz

Bruno Wozak, o.T., o.J. _ © stadtmuseumgraz

Bruno Wozak, o.T., o.J. _ © stadtmuseumgraz

Bruno Wozak, o.T., o.J. _ © stadtmuseumgraz

Bruno Wozak, o.T., o.J. _ © stadtmuseumgraz

Eine Auswahl vorwiegend grafischer Arbeiten aus den Neuzugängen seit 2006 zeigt das Stadtmuseum Graz.

Mehr als 1000 Objekte konnten seit 2006 in die verschiedenen Sammlungsabteilungen des Stadtmuseums Graz neu aufgenommen werden. Bei so gut wie nicht vorhandenem Ankaufsbudget ist die Aktualisierung und Erweiterung seiner Sammlungsbestände überwiegend Schenkungen zu verdanken - also privatem Engagement. Die aktuelle Ausstellung von etwa 200 Exponaten vorwiegend grafischer Arbeiten aus der Zeit von 1910 bis 2011 stammt zum größten Teil aus Schenkungen des nach wie vor in seinem Altruismus ungebrochenen Mäzens Hellmut Czerny, der gemeinsam mit Katharina Gabalier die Auswahl traf und die Gestaltung der „Entdeckungsreisen“ besorgte.

Und in der Tat sind etliche kunsthistorische Entdeckungen von bisher ungekannten oder zu unrecht schon in Vergessenheit geratenen Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern mit Bezügen zur Steiermark zu machen. Gleich eingangs eine kleine Personale des 1903 in Prag geborenen und bis zu seinem Tod 1991 in Graz lebenden Alfons Werner. Radierungen und Zeichnungen ab etwa Mitte der 1920er Jahre belegen die Qualitäten als Porträtist und Illustrator literarischer Publikationen des Absolventen der Meisterschule für graphische Künste bei Ferdinand Schmutzer. In einer Vitrine dazu der berührende Brief seiner Eltern aus dem Jahr 1927, die ihm Mut zusprechen, als Werner infolge einer Mittelohrentzündung bemerkte, dass er sein Gehör verlieren wird. – Der Brief ist „unterzeichnet“ auch von seinem Hund Rolli.

Im selben Raum dann Beispiele von Farbradierungen Oskar Stössels. Stössel, der ebenfalls bei Ferdinand Schmutzer studiert hatte, gilt mit seinen eleganten Farbradierungen heute als Porträtist des damaligen internationalen Who is Who. Die Arbeiten des Künstlerpaares Tanna Hörnes und Luigi Kasimir sind beeinflusst von Impressionismus und japanischen Farbholzschnitten. Mit je einer kleineren Zeichnung hier auch vertreten sind Wilhelm Thöny und Alfred Wickenburg. In Summe ein plausibles Bild der Vielfalt gleichzeitiger, aber verschiedenster Herangehensweisen und Tendenzen zwischen Realismus und Abstraktion vor etwa 90 Jahren in der Steiermark.

Dem gegenübergestellt sind im zweiten Raum Beispiele zeitgenössischer Zeichnung und Druckgrafik, neben anderen von Margarethe Hollegha oder Max Gansberger bzw. Struktur- und Farbexeperimente von Othmar Krenn, die an die Methode des automatischen Zeichnens der Surrealisten denken lassen. Lea Titz und Alfred Resch sind mit bearbeiteten Fotografien vertreten.

Der dritte Raum ist dem Thema Werbegrafik gewidmet, wobei zunächst anhand von Entwürfen und einigen Plakaten die Arbeitsweise von Hanns Wagula einleuchtend vorgestellt wird. Eine wirkliche Entdeckung sind die Zeichnungen von Bruno Wozak, der in den 1930er Jahren humorige Werbetrickfilme herstellte. Einzelne Blätter können wie ein Story book gelesen werden, in dem das „Monster des Waschtags“ erscheint, um schließlich vom neuen Waschmittel abgelöst zu werden. Auch gegen Feinstaub und für die Nutzung von Sonnenenergie scheint schon Wozak in seinen Zeichnungen nach Lösungen gesucht zu haben.

In diesen Gegenüberstellungen aber fällt vor allem auf, dass etwa um die gleiche Zeit die Werbegrafik bzw. die Plakatkunst mit neuen und weit freieren formalen Gestaltungen aufbricht gegenüber der doch noch weitgehend zeichnerischen Traditionen verbundene „akademischen“ Kunst. Gemessen an Details, großen monochromen Farbflächen und Bildkompositionen, entsteht durchaus der Eindruck, die spätere Pop Art hätte hier schon frühe Auftritte gehabt.

Die Ausstellung „Entdeckungsreisen. Sammlungszugänge 2006 – 2011“ ist im stadtmuseumgraz noch bis zum 29. April zu sehen.

Verfasser/in:
Wenzel Mracek, Empfehlung
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