12/10/2007
12/10/2007

Bilder zur Ausstellungseröffnung: Florian Lierzer

STERZ ist 'Presse', daher kriege auch ich vom HDA die Aussendungen, obwohl ich schon lange nicht mehr architekteln tu und auch die Gesellschaft von Architekten eher meide.

Das Ansinnen, ein Bild von Architektur in Gebrauch zu schicken, war schon einmal ziemlich gut, steht es doch im Gegensatz zur üblichen Präsentation, bei der möglichst kein Gebrauch das Bild der Verwirklichung stört, weil sich viele Gebraucher nicht an die Gebrauchserwartung des Schöpfers des Gebrauchten halten. Da sieht man dann den ärgsten Missbrauch und der Architekt braucht unser Mitgefühl.

Das gefiel mir so wie die Reduzierung auf nur ein kleines Bild, sind doch ausufernde Präsentationen gang und gäbe, verschärft durch die spezifischen Manier eines jeden, wenn man ihn lässt.

Da hab ich doch gegen jede Gewohnheit eine 'Jugendsünde' exhumiert, die mich immer wieder etwas erstaunt.

Zur Eröffnung wollte ich eigentlich nicht gehen, sind mir doch solche Veranstaltungen leicht peinlich, wenn sich so viele Genieansprüche zu einem Haufen ballen.
Missmutig raffte ich mich doch auf und war dann völlig hingerissen und musste gleich dem Vater eines der Gestalter herzlich gratulieren.

So eine leichte, kluge, witzige, unprätentiöse Präsentation, die die Ausstellungsstücke so gut und gescheit mit so wenig Aufwand zur Geltung bringt, ist mir noch selten untergekommen. In Augenhöhe baumeln von der Decke an Nylonfäden doppelte Plexiglastäfelchen mit den Fotos inzwischen, die samt dem Kommentar auf den Rückseiten leicht erfassbar sind. Sie sind naturgemäß sehr beweglich, und so war die Ausstellung stets in leichter Unruhe.

Die dargestellten Objekte, die einem um die Ohren fliegen, sind in Manier, Qualität wie auch Bildauffassung völlig unterschiedlich, und doch macht sie die Ausstellung alle gleich, so dass es großes Vergnügen bereitet, in dieser egalitären Verschiedenheit spazieren zu gehen.

Jeder Architekt ist ja eine eigene Welt, ein Kosmos gewissermaßen, und alle diese Individualisten sind in dieser Ausstellung bei aller Gleichförmigkeit so grundverschieden, dass man aus der Belustigung kaum herauskommt.

Eugen Gross z. B. zeigt ein paar Pensionisten auf einer Parkbank und fast nichts vom Riesengebirge der Terrassenhaussiedung, das sich hinter Büschen versteckt, Karin Wallmüller bringt von einer Platzgestaltung nur die Joppen einer Musikkapelle auf Bierbänken, Fiedler-Tornquist zeigen die drastischen 'Gebrauchsspuren' von Bomben, und Theresia Holler bringt einen Ausguss, in dem ein Fisch tranchiert wird. So geht es abwechslungsreich weiter mit den unterschiedlichsten Ansätzen über Spuren von Gebrauch.
Leere Plexis vertreten die, denen es Leid tun kann, nicht mitgemacht zu haben, und ab und zu wirft ein Spiegelchen ein Selbstbild zurück.

So ist es eine große Freude, so unterschiedliche Welten in einer glitzernden, flirrenden schwebenden Welt in trauter Eintracht leicht und luftig vereint zu sehen.

Zur Eröffnung brach Eilfried Huth als alter Progressiver noch eine Lanze für die Frauen in der Architektur.

So war auch dieser Teil der Veranstaltung würdig und recht, da konnte man bei Bier und Gulasch gleich zum Diskurs über Gott und die Welt der Architektur übergehen.

Zum Abschied kriegte man noch das Plakat geschenkt, das alle Bilder zu einem Gesamtkunstwerk vereint.
AUSSTELLUNG
HDA position 05: bauen „Architektur 24/7 - eine alltägliche Beziehung“
im Rahmen des steirischen herbst 2007

Veranstaltungsort:
HDA Haus der Architektur
Engelgasse 3-5, 8010 Graz

Ausstellungsdauer: 24.10. bis 13.11.2007
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10.00 bis 18.00 Uhr

Veranstalter:
Haus der Architektur in Kooperation mit dem steirischen herbst. Mit freundlicher Unterstützung der Kammer der ArchitektInnen und IngenieurkonsulentInnen für Steiermark und Kärnten und Radio Helsinki.

KONTAKT:
Haus der Architektur
Engelgasse 3-5, 8010 Graz
T +43 (0)316 / 32 35 00-13
F +43 (0)316 / 32 35 00-75
office@hda-graz.at

Verfasser/in:
Ernot Auffer, Kommentar
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