11/09/2009
11/09/2009

Im Bild links der Neubau von Andexer Moosbrugger Architekten. Die Villa, um 1900 errichtet und seit 1955 als Heilpädagogische Station geführt, wurde im Rahmen der Zu- und Umbaumaßnahmen modernisiert. Foto: Land Steiermark

Im Zentrum der Wohnungen im stationären Bereich befinden sich der Koch- und Essbereich. Vertraute Geräusche, Gerüche, Tätigkeiten herrschen hier vor. Die Gemeinschaft steht im Vordergrund. Foto: Peter Eder

Die Zimmer orientieren sich auf die sonnige Seite, jedes Kind hat eine eigene Schlafnische.

Auf dem Dach befindet sich auch der mit Vorhängen gestaltbare Gruppentherapieraum. Foto: Peter Eder

Von einem lichtdurchfluteten Gang gelangt man direkt in die Therapieräume. Foto: Peter Eder

Ein Dach verbindet Wohntrakt mit Tagesklinik. Foto: Peter Eder

Eine Besonderheit des Grundstückes ist die Aussicht vom Hang nach Südwesten. Daher befinden sich die Therapiebereiche am Dach, auf kurzem Weg von den Gruppen zu erreichen. Foto: Peter Eder

Am Freitag, den 11.09.2009 wurde der Zu- und Umbau der Heilpädagogischen Station in der Krottendorferstraße in Graz feierlich eröffnet. "Gerade in Zeiten der Krise sind solche Einrichtungen sehr wertvoll. Sie sind wichtig, weil gemeinsam versucht wird, Menschen die im Dunkeln stehen, wieder ins Licht zu holen", unterstreicht Landesrat Kurt Flecker in seiner Festrede.

"Unser Haus will jungen Menschen Mut machen, sich das Leben zuzutrauen. Wir bieten ihnen und ihren Familien Hilfestellung bei der Bewältigung schwieriger Lebensbedingungen und der Einsatz für die Rechte von Kindern ist für uns selbstverständlich", betonte die Leiterin, Juliane Engel, in ihren Begrüßungsworten. Seit 1955 bietet die Einrichtung des Landes Steiermark jungen Menschen und ihren Familien in Krisenzeiten Unterstützung an. Das Ambolatorium ist oft erste Anlaufstelle für Kinder, die durch ihr Verhalten schwerwiegende Probleme haben. Geht es zu Hause gar nicht mehr, werden die Kinder bis zu acht Monaten stationär untergebracht. In dieser Zeit werden die weiteren Schritte, die für eine gesunde Entwicklung der Kinder nötig erscheinen, abgeklärt. Dies geschieht in einem multiprofessionellen Team, aber auch unter Beiziehung externer Kooperationspartner.

Nach mehr als 40 Jahren Betrieb herrschte in den letzten Jahren in der heilpädagogischen Station akute Raumnot und eine zeitgemäße Nutzung war nicht mehr zufrieden stellend möglich. Daher lobte die LIG Steiermark im Jahr 2006 einen geladenen Architekturwettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für den Um- bzw. Zubau und eine Umstrukturierung der Heilpädagogischen Station zur Unterbringung einer Tagesklinik, eines stationären Bereiches, eines psychotherapeutischen Ambulatoriums für Kinder, Jugendliche und Familien sowie eines dazugehörenden Schulbereiches, aus.

Das Siegerprojekt von ANDEXER MOOSBRUGGER ARCHITEKTEN erhebt Gemeinschaft und Identifikation für die Kinder und Jugendlichen zum Leitthema des Entwurfes. „Als räumliche Klammer wird die gemeinsame Kommunikationsebene, der Campo, angeboten, um den sich alle Funktionsbereiche gliedern. Von der Straße ansteigend erreichbar, versammelt diese Ebene alle Funktionsbereiche ebenerdig und bildet so das Rückgrat für die Gemeinschaft in der Heilpädagogischen Station. Als Pavillonsystem angelegt, steht jedes Gebäude, jede Ebene für seine spezielle Funktion, bringt diese räumlich zur Geltung und schafft Identifikation“, erläutert Architekt Andexer den Entwurf.

Zwei Gebäuden liegen parallel zum Hang, wobei im oberen Gebäude (Bauteil A) 4 stationäre Wohngruppen und im unteren Haus (Bauteil B) die Ambulanz und die Tagesklinik untergebracht sind. Im Bestandsgebäude (Bauteil D) der Villa aus dem Jahr 1900 befinden sich die Schulklassen und im Zubau der neu errichtete Bewegungsraum (Bauteil C).

Der stationäre und der teilstationäre Teil wurden in Massiv- und Holzbauweise errichtet, wodurch eine relativ kurze Bauzeit und hohe Energieeffizienz erreicht werden konnten. Der Ambulanztrakt und Bewegungsraum sind als Stahlbetonkonstruktion ausgeführt. Alle vier Bauteile wurden so angeordnet, dass der dadurch entstandene Freiraum als Schulhof genützt werden kann. Sämtliche Flachdächer wurden mit einer extensiven Begrünung ausgeführt.

PROJEKTDATEN:
Planung: Andexer Moosbrugger Architekten
Projektleitung: Arch. DI Christian Andexer
Mitarbeit: DI Johann Timmerer Maier, DI Elisabeth Egger, DI Barbara Lienhard
Auftraggeber: LIG Steiermark
Standort: Krottendorferstraße 60 - 62, 8052 Graz-Wetzelsdorf

NGF: 2500 m², davon Umbau 700 m² und Zubau 1.800 m²
Wettbewerbssieg: 2006
Planungsbeginn: 2006
Planungsende: 2007
Bauzeit:
Phase I Mai 2007 – Mai 2008
Phase II Mai 2008 – Jänner 2009
Investitionsvolumen: € 5,6 Mio. (inkl. USt)

Literaturhinweis:
Brücken in die Zukunft bauen ... für unsere Kinder!
Heilpädagogische Station, Ambulanz und Tagesklinik, Graz Wetzelsdorf
Hrsg.: Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Fachabteilung 11B - Sozialwesen. - Graz : Exekutiv-Verl., 2002. - 22 S. : zahlr. Ill., graph. Darst. ; 21 cm

Verfasser/in:
Redaktion GAT Graz Architektur Täglich
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