27/01/2007
27/01/2007

Innenhöfe im Bezirk Graz-Jakomini: Foto: Edeltraud Ulbl-Taschner

Referat von Ing. Gerhard Berger, Magistratsdirektion Wien

Workshop im Rahmen der Veranstaltung am 24.01.2007 im Mediacenter/Rathaus Graz

Workshop im Rahmen der Veranstaltung am 24.01.2007 im Mediacenter/Rathaus Graz

Das Stadtplanungsamt unter der Leitung von DI Michael Redik lud am 24.01. zur ersten öffentlichen Veranstaltung im Rahmen des seit Mitte 2006 laufenden Projektes zur Belebung der Grazer Innenhöfe ein. An die sechzig BürgerInnen, überwiegend VertreterInnen politischer Büros und ExpertInnen, waren der Einladung gefolgt.

Wie DI Redik in seinem Eingangsstatement erläutert, ist das Projekt „Grazer Innenhöfe beleben“ Produkt einer mehrjährigen Befassung mit dem Thema. Die Höfe der Blockrandbebauung der Vorgründerzeit, Gründerzeit und des 20.Jahrhunderts stellen ein wichtiges Freiraumpotential der Stadt dar. Ihre Qualität soll nun im Rahmen des Stadtentwicklungskonzeptes erhalten, verbessert und weiterentwickelt werden. Dazu bedarf es über den Flächenwidmungsplan, die Bebauungsplanung und die Bebauungsrichtlinien hinausgehende Möglichkeiten zur Ankurbelung. Im Zusammenwirken mehrerer Abteilungen der Stadt und des Landes Steiermark sollen mit Kofinanzierung der EU auf Graz zugeschnittene Instrumente entwickelt werden, um private AkteurInnen (EigentümerInnen, MieterInnen, Vereine, usw.) stärker einzubinden und deren Entscheidungen zu beeinflussen.

Als erster Schritt wurde seitens der Stadtplanung im Sommer 2006 ein Ideenwettbewerb abgehalten, mit dem Ziel, ein geeignetes interdisziplinäres Projektteam zu finden, das einen verbindlichen Leitfaden zur Revitalisierung der Innenhöfe in den definierten sieben Stadtbezirken bis Sommer 2007 erarbeitet, damit in der Folge ein oder mehrere Pilotprojekte bis Ende 2008 umgesetzt werden können. Wie GAT bereits ausführlich berichtetet, gewann den Wettbewerb die Interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft ARGE Hofrevitalisierung mit Arch. DI Elisabeth Anderl, Mag. Dr. Michael Axmann (Rechtsanwalt), DI Maria Baumgartner, (Landschaftsplanung), Mag. Andrea Pavlovec-Meixner (Soziologie und Öffentlichkeitsarbeit).

Das Ziel der aktuellen Phase ist, Anreizsysteme zu entwickeln, um die Nutzbarkeit und Zugänglichkeit der Höfe zu verbessern und insgesamt die Grün- und Freiflächen der Stadt zu erweitern. Im Sinne der Nachhaltigkeit sind die Projekte partizipativ mit den BürgerInnen zu entwickeln und zu realisieren.

Beispiele gelungener Hofrevitalisierungen gibt es in ganz Europa (Berlin, Bonn, Hannover, etc.) und wurden vom Projektteam recherchiert. Für die erste Veranstaltung konnte Ing. Gerhard Berger von der Magistratsdirektion Wien zu einem Impulsreferat gewonnen werden. Seine Aufgabe ist, zusammen mit AkteurInnen geeignete Lösungen herbeizuführen, die den Mangel an Grünraum in den Gründerzeitvierteln Wiens mittels Hofentkernung, Reduzierung der Dichte und Begrünung beheben können und damit der Attraktivität des Standortes Wien insgesamt dienen. Die Stadt ist dabei nicht kleinlich: Sie unterstützt private Hofbegrünungen mit 2.200 Euro pro Hof, wenn die Zugänglichkeit für alle HausbewohnerInnen gewährleistet ist, sie kauft private Flächen innerhalb der Blockrandbebauungen zur öffentlichen Nutzung für die AnrainerInnen und sie unterstützt die Zusammenlegung privater Gartenflächen zu halb-öffentlichen Grünräumen. Letztere können von den direkten AnwohnerInnen und der Öffentlichkeit genutzt werden, wenn diese dem jeweiligen Verein zur Erhaltung und Pflege des Gemeinschaftshofes beitreten und ihn materiell unterstützen (Jahresbeitrag 20 Euro). Wien hat Graz allerdings einiges voraus: Während Graz sich mit Bebauungsrichtlinien begnügt und nur wenige Gebiete in die Bebauungsplanungspflicht aufgenommen hat (siehe FWP 2002, aktualisiert 2006), existiert in Wien ein flächendeckender Bebauungsplan und das seit über zehn Jahren. Zur Finanzierung der Projekte wurde in Wien ein Wohnfonds eingerichtet, der im Anlassfall durch Sonderförderungen für Strukturverbesserungen und Mittel des Stadtgartenamtes ergänzt wird. Auf diese Weise hat Wien seit 1985 zwei Millionen Euro allein für private Hofrevitalisierungen eingesetzt. Die Beispiele machen Schule, werden durch Öffentlichkeitsarbeit permanent ins Bewusstsein gebracht und sind so Ansporn für weitere Initiativen wie z.B. Hofbegrünungswettbewerbe.

Nach dem einstündigen Input fanden gleichzeitig drei Workshops statt, die in 90 Minuten Themen der Anreizsysteme, der Partizipation und Nutzung sowie der Bebauungsplanung in Blockrandbebauungen zu bearbeiten hatten. Die Ergebnisse gingen teilweise über die von
der ARGE vorgelegten Ansätze hinaus und werden in Kürze auf der Homepage der Stadt Graz veröffentlicht (siehe Link am Ende dieser Seite).
Zusammenfassend kann gesagt werden: Die Stadt Graz hat außerordentliche Potentiale, die sie nutzen muss, will sie die BürgerInnen, die sie an das Umland verloren hat, zurückgewinnen. Revitalisierte urbane Lebensräume mit guter Infrastruktur sind aus vielerlei Gründen im Trend. Dazu muss es aber zu einer deutlichen Aufwertung städtischen Wohnens mit einem stark verbesserten Angebot an privaten und öffentlichen Frei- und Grünräumen kommen. Der Nutzen für die Stadt, seine BewohnerInnen und die Umwelt liegen auf der Hand.
ARGE Hofrevitalisierung
Arch.DI Elisabeth Anderl, Architektur, zuständig für Projektkommunikation
Mag.Dr. Michael Axmann, Rechtswissenschaften, Rechtsanwalt
DI Maria Baumgartner, Landschaftsplanung, zuständig für Projektorganisation
Mag. Andrea Pavlovec-Meixner, Soziologie und Öffentlichkeitsarbeit, zuständig für Medienkontakt.
KONTAKT:
T 0664/64 66 380 (Mo–Fr 8.00-12.00 Uhr)
innenhoefe@stadt.graz.at

Verfasser/in:
Karin Wallmüller, Bericht
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