19/09/2008
19/09/2008

1996 machte Santiago Calatrava den Entwurf für eine vierte Brücke über den Canal Grande der Stadt Venedig zum Geschenk. Ein teures, wie sich herausstellen sollte. Die zunächst veranschlagten Baukosten von 2 Mio. Euro sind bis zum Vorjahr auf mehr als 10 Mio. angestiegen. Immerhin ist die Brücke zwischen Piazzale Roma und Bahnhofsnähe seit 12. September 2008 eröffnet, nachdem ein früherer Termin zum Redentore-Fest im Juni verschoben werden musste.

Vor allem der tragende Teil des 94 Meter langen Bauwerks aus istrischem Marmor, Stahl, Glas, verglaster Bronze und Polyäthylen am Handlauf, lässt an, sagen wir, die Wirbelsäule eines Wales denken. An ihrer höchsten Stelle befindet man sich 9,28 Meter über dem Wasser.
Während der Architekt die Brücke als „Liebeserklärung an Venedig und an ganz Italien“ verschmalzt, wird Bürgermeister Massimo Cacciari massiv wegen der hohen Kosten kritisiert und hält entgegen: „Ich kann beweisen, dass die Brücke keinen Cent weniger hätte kosten können.“ (Südtirol online, 12.09.08) Die Venezianer nennen die Brücke einfach „Ponte di Calatrava“, die Stadtverwaltung möchte aber „Brücke der Verfassung“ als offiziellen Namen führen.

Ob Calatrava auch eine Liebeserklärung an Wien und ganz Österreich mit einer Brücke über die Wiener Triesterstraße abgeben wird, hängt offenbar noch von einer Liebeserklärung an Santiago im Wiener Gemeinderat ab.

Verfasser/in:
Wenzel Mracek aus Venedig
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