26/12/2012

Das Interview mit Daniel Libeskind erschien erstmals am 27.11.2012 in Designline Living, dem Online-Magazin für Produkt- und Interiordesign.

26/12/2012

Haus des Reisens, Berlin, Alexanderplatz. Aus DDR-Zeiten mit eben diesem Namen gesegnet, bleibt das Gebäude in Beton gegossener Zynismus. Heute ist hier ein Club untergebracht, Verlage haben ihre Heimstatt gefunden und im Made Space im neunten Stock traf Andreas Tölke zum Abschluss der Architekturbiennale 2012 Daniel Libeskind.

Ein Gespräch über Common Ground, Architektur als Kunst, Kapitalismus, seine Liebe zu Berlin und die Zukunft der Stadt.

Was David Chipperfield mit der gerade zu Ende gegangenen Biennale postulierte als „Ende der biografischen Architektur“, ist nichts anderes als der Abgesang auf Star-Architektur. Sie sind ein Star. Was bedeutet diese Kritik für Sie?
 

Libeskind:
Ich war nie ein großer Verfechter der Anonymisierung von Architektur. Ich habe keine Lust auf Neutralisierung von ästhetischen Ausdrucksformen. Ich glaube an Architektur als Kunst. Ich glaube, dass Architektur schon per se Aufmerksamkeit generiert. Es geht nicht nur um einen so genannten Common Ground, einem Raum für alle. Wer sind diese alle? Eine Allgemeinheit ist die Summe einer dynamischen Gesellschaft. Es kommt also darauf an, wie man Common Ground definiert. Und wie man den Raum für Allgemeinheit liest. Es wird niemals eine Vereinbarung auf einen sozialen, gemeinsamen Boden geben, auf dem sich alle gleich bewegen. Es wird immer unterschiedliche Gewohnheiten, Funktionalitäten und besonders Ästhetiken geben. Das ist für mich Common Ground. Das Individuum, das dadurch geprägt wird. Etwas zu schaffen, was außerhalb des bis dato Vorstellbaren liegt - das ist die Aufgabe, der sich Architektur stellen muss. Es geht nicht nur darum, Problemlöser zu spielen, sondern Teil einer reichen großen Kultur zu sein......

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