04/07/2014

Die jungen Grazer Architekturschaffenden Eva Hierzer und Stephan Brugger haben zwei internationale Ideenwettbewerbe für sich entscheiden können: Rank’s Silo in The 21st Century  und Louisville Children’s Museum, Revitalizing a Downtown Edge (mit Birgit Schiretz).

04/07/2014

Rank's Silo, Irland, Wettbewerbsgewinn für Stephan Brugger und Eva Hierzer aus Graz

©: Stephan Brugger, Eva Hierzer

Konzept Rank's Silo

©: Stephan Brugger, Eva Hierzer

Dachlabor Rank's Silo

©: Stephan Brugger, Eva Hierzer

Erdgeschosszone Rank's Silo

©: Stephan Brugger, Eva Hierzer

Programm Louisville

©: Stephan Brugger, Eva Hierzer, Birgit Schiretz

Louisville Rendering

©: Stephan Brugger, Eva Hierzer, Birgit Schiretz

Louisville Rendering

©: Stephan Brugger, Eva Hierzer, Birgit Schiretz

Louisville Rendering

©: Stephan Brugger, Eva Hierzer, Birgit Schiretz

Louisville Vertikalschnitt 01

©: Stephan Brugger, Eva Hierzer, Birgit Schiretz

Louisville Vertikalschnitt 02

©: Stephan Brugger, Eva Hierzer, Birgit Schiretz

Internationale Ideenwettbewerbe bieten jungen ArchitektInnen nicht nur die Chance, sich international zu beweisen, sondern sich auch mit etablierten Architekturbüros zu messen und thematisch wesentlich freier zu denken und zu arbeiten. Zwei junge Grazer ArchitektInnen können nun auf beachtliche Erfolge blicken. Stephan Brugger und Eva Maria Hierzer haben den Ideenwettbewerb um die bessere Eingliederung von Rank’s Silo, ein ikonisches Gebäude der 30er Jahre, in den Lebensrhythmus von Limerick, Irland, und den Ideenwettbewerb für die Revitalisierung des Innerstädtischen Randgebietes rund um die öffentliche Bibliothek und Entwurf eines Kindermuseums für Louisville, Kentucky, USA, (Mitarbeit Birgit Schiretz) gewonnen.

Rank’s Silo im 21. Jahrhundert
DoCoMoMo Architecture Ideas Competition For Limerick of Culture 2014

In the context of a continued life for the existing silo building, this winning scheme clearly stood out.
The silo’s proposed purpose and intent for seed storage is both highly pragmatic and ingenious in an overall reasonable way. This is someone who is clearly interested in the building. Their grounded understanding of architecture is strong. (Auszug Jury-Kommentar)

Rank’s Silo ist Limericks landwirtschaftliches und industrielles Erbe im Stil der klassischen Moderne. Wie kann solch ein Symbol bewahrt und als Landmark gestärkt werden, ohne als solches kostümiert und in Wahrheit als etwas ganz anderes genutzt zu werden?
Der Kern des typologischen Charakters eines Silos ist das Speichern. Es gibt viele Dinge, die für die Zukunft gespeichert werden: Bücher, Strafregister, Privatsphäre, historische Artefakte, Dokumente etc. Doch nichts erscheint angesichts des Wandels von Klima, Wirtschaft und Gesellschaft so wichtig, wie die Bewahrung der Samen Irlands landwirtschaftlichen Erbes für die Zukunft. Also warum nicht ein Silo, das einst für die Aufbewahrung landwirtschaftlicher Produkte verwendet wurde, als Saatguttresor nutzen?

Das Konzept der Revitalisierung des Silos und dessen Umgebung beinhaltet die Adaption des Lagerraumes an ein klimatisiertes Archiv für Irlands Samen. Ein öffentlich zugänglicher offener Bereich im Erdgeschoss dient als Eingangsbereich, Information, Galerie, Veranstaltungsraum oder einfach als Fenster ins Innere des Silos. Auf dem bestehenden Dach gibt es eine ebenfalls öffentlich zugängliche Aussichtsplattform. Über ein darauf gesetztes Labor zur Forschung und Erhaltung besteht Zugang zu den beiden darunter gelegenen Etagen. Ein öffentlicher Park verbindet das Silo mit dem neuen Pavillon, der Platz für Konzerte, Diskussionen, Konferenzen und andere Veranstaltungen bietet.

Grundidee war, so wenige Interventionen, das Gebäude und seinen urbanen Kontext betreffend wie möglich vorzunehmen, aber gleichzeitig eine große Bandbreite von zukünftigen Erweiterungen und Anpassungen zu ermöglichen. Diese Nachnutzung zeigt einen möglichen Übergang. Eine landschaftlich geprägte Landschaft transformiert in einen Industriehafen, die postindustrielle Ära besinnt sich auf die Vergangenheit, statt Tabula rasa zu machen.

Mit dieser „Arche Noah“ sollen im Hafenviertel nicht nur Samen gespeichert, sondern auch gepflanzt werden, um mögliche zukünftige Entwicklungen zu erleichtern. Es ist nicht wichtig, ob der Hafen bleibt, was er ist, oder ob er eines Tages geschlossen wird. Rank’s Silo könnte eine Arche in einem Industriehafen bleiben oder sich zu seiner Umgebung hin öffnen, der Park sich im Hafen ausbreiten oder leerstehende Gebäude zu einem Wissenschafts- oder Kulturmittelpunkt werden.

Revitalisierung des innerstädtischen Randgebietes rund um die öffentliche Bibliothek und Entwurf eines Kindermuseums für Louisville, Kentucky, USA
Auslober: Construction Specifications Institute (CSI) und American Institute of Architects (AIA), 2014

The winning entry was collectively regarded as a proposal that reached beyond preconceptions and expectations for a children’s museum by illustrating a concept that depicted a rich, varied and evolving educational environment for the museum and the city. (Auszug Jury-Kommentar)

Durch das Hinzufügen eines städtischen Waldes als verbindendes Element zwischen dem neuen Kindermuseum, dem neuen Technik-Inkubator und der bestehenden öffentlichen Bibliothek wird das Gebiet rund um die Ecke Broadway und 3rd Street nicht nur zu einem Kultur-, sondern auch zu einem Erholungszentrum inmitten der Stadt transformiert. Im Gegensatz zu einer strikten Trennung zwischen Natur und gebauten Raum umarmen die neuen Gebäude diesen städtischen Wald und nutzen ihn als natürliches Mikroklima und Sonnenschutz innerhalb der Stadt. Das Kindermuseum macht ihn somit zum integralen Bestandteil eines auf Nachhaltigkeit fokussierenden Aufenthalts-, Lern- und Forschungsgebäudes für die jüngsten Bewohner der Stadt – einem „Urban Explorer Lab“.

Das Gebäude teilt sich in eine funktionale Erdgeschosszone, die Museums-Café, Kindertagesstätte, Garderoben und Auditorium sowie alle für den Organisationsbetrieb erforderlichen Funktionen beinhaltet, und den darüber liegenden dreigeschossigen Museumsbereich. An der südöstlichen Ecke reicht der im Zentrum liegende Wald auf Straßenniveau herab und bildet den eigentlichen Museumszugang.
Ausgehend vom großzügigen Foyer im 1. Obergeschoss begibt man sich durch die Themengebiete Natur, Umwelt, Technik, Medien, Gesundheit, Kunst und soziale Kompetenzen rund um den zentralen Wald nach oben. So gliedern sich auch die Ebenen des Museums in allgemeine Ausstellung, Erkundung/Forschung und Anwendung/Labore. Wie auch die Äste der Bäume verzweigt sich der Weg in Abkürzungen, Sackgassen oder Querverbindungen, die einzelne Räume über Ebenen und Bereiche hinweg miteinander verbinden. So lassen sich, neben der Haupterschließung, individuelle Pfade durch das Gebäude je nach Interesse entdecken und erforschen.

Stephan Brugger studierte Architektur an der TU Graz und der Yldiz Teknik Üniversitesi in Istanbul und arbeitete während des Studiums in diversen Büros sowie am Institut für Gebäudelehre. Seit 2012 ist er bei Dietger Wissounig Architekten tätig.
Eva Maria Hierzer studierte Architektur an der TU Graz und der Universidade da Coruña. Während des Studiums arbeitete sie in diversen Büros und am Institut für Gebäudelehre und Zeitgenössische Kunst. Sie ist bei Gangoly & Kristiner Architekten beschäftigt, engagiert sich im Vorstand des HDAs und setzt sich auch theoretisch mit Architektur auseinander.

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+