01/02/2012
01/02/2012

O.T., Acryl auf Leinwand, 100 x 120 cm

Astrid Kury (Akademie Graz), Josef Wurm

O.T., Acryl auf Leinwand, 140 x 190 cm

O.T., Acryl auf Leinwand, 190 x 120 cm

Malerei von Josef Wurm in der Akademie Graz.

Mit Superlativen sollte man sich als (Kultur-)Journalist zurückhalten. Die bestens gemeinte Aufforderung Astrid Kurys („Da zieht’s dir die Schuhe aus!“), mir Josef Wurms Ausstellung anzusehen, sollte sich so zwar nicht bewahrheiten, aber …!

Was angesichts neuer Malerei von Josef Wurm beinahe unglaubhaft klingt, erklärte der Künstler zur Ausstellungseröffnung etwa folgendermaßen: Seinen Bildern stehen keine Konzepte voran, es gibt keine Skizzen, keine Vorzeichnung auf der Leinwand. Alles beginnt damit, Farbe auf die Fläche zu bringen und intuitiv Strukturen anzulegen bzw. im Malen solche zu erkennen. Zwar nicht in jedem Bild der Fall, aber oft werden in mehreren Arbeitsgängen Flächen und Details wieder übermalt und neuerlich ausgeführt. In den durchwegs figurativen Kompositionen von Josef Wurm zeigt sich schließlich aber auch, dass hier keine Feinmalerei betrieben wird. Einer sichtlich beinahe unheimlichen Virtuosität, seinem stupenden technischen Können zufolge sitzt jeder schnelle Farbauftrag bis schließlich einzelne Körper, Figuren und figurative Konstellationen in Übergängen von Realismus zur Abstraktion entstehen.
Teils ist man erinnert an Szenen aus der Science Fiction, teils an Porträts von Popmusikern, an Kleriker in subtil formaler Reminiszenz an, sagen wir, Tizian oder Francis Bacon, wenn Haltung der Figuren und Farbwahl daran denken lassen oder Körperteile und Gesichter mehrfach überlagert erscheinen. Bevor ihm aber gesuchte Perfektion unterstellt werden könnte, bricht Wurm diesen Eindruck – etwa mit der kontrastierenden Umrandung einer Mundpartie und ablaufendem Farbgerinsel.
Film und Fantasy dürften bei dem 1984 in Fürstenfeld geborenen Autodidakten – auch das kaum zu glauben – zwar eine Art Hintergrundgeräusch bilden; er legt sich aber zu den entstandenen Bildinhalten keinesfalls fest. Alle Arbeiten sind mit „o.T.“ bezeichnet. Und auf Nachfrage sagt Wurm, er habe keine Ahnung, woraus er seine Bilder entwickelt.
Auffallend zudem ist der virtuose Umgang mit dem Bildraum und verschiedenen Formaten. Großflächige Arbeiten der vergangenen Jahre – während etlicher Beteiligungen unter anderem an Street-Art-Projekten in Graz, Berlin, Zürich, London – sind ebenso überzeugend wie das Skelett eines Sauriers, das Wurm für die Ausstellung „Wir sind Bettler“ (Akademie Graz, 2011) in großer Hinterglasmalerei an die Fensterfassade des Grazer Stadtmuseums zauberte. Als verfügte er über ein spezielles Gen für Malerei, erscheinen die vergleichsweise kleineren Tafelbilder der aktuellen Ausstellung nur umso intensiver und sind herausragende Beispiele eines jungen steirischen Künstlers, dessen sich – einer für viele – nicht zuletzt die steirischen Kulturpolitiker gewahr werden sollten!

Die Ausstellung mit Arbeiten von Josef Wurm ist bis zum 15. Februar zu sehen. Akademie Graz, Schmiedgasse 40/I, Öffnungszeiten: Mo-Do, 8.00-16.00 Uhr, Fr, 8.00-12.00 Uhr. www.akademie-graz.at

Verfasser/in:
Wenzel Mracek, Empfehlung
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