20/08/2013
20/08/2013

Johann Georg Gsteu, einer der wesentlichsten Protagonisten der österreichischen Architektur der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts verstarb am 20. August 2013 im Alter von 86 Jahren im Hanuschkrankenhaus Wien an einem Herz-Kreislaufversagen.

Johann Georg Gsteu wurde am 26. Juli 1927 in Hall in Tirol geboren. Nach Absolvierung der Bildhauerfachschule in Hallstatt besuchte er gemeinsam mit Friedrich Achleitner, Wilhelm Holzbauer, Friedrich Kurrent und Hans Puchhammer die Höhere Technische Lehranstalt für Hochbau in Salzburg. Wie die meisten seiner Klassenkollegen setzte er sein Studium von 1950-1953 bei Clemens Holzmeister an der Wiener Akademie der bildenden Künste fort. Danach war er als freischaffender Architekt und seit 2008 als Bildhauer tätig. Von 1980 bis 1992 wurde Gsteu als Professor für Architektur und Design an die Gesamthochschule Kassel berufen.

Das Seelsorgezentrum Baumgarten in Wien XIV (1960-65) und die Bildhauerunterkunft in St. Margarethen im Burgenland (1962-68) zählen zu den eindrucksvollsten Bauten der österreichischen Baukultur. Wie alle seine Werke zeichnen sie sich durch eine formale Grammatik und innovative Konstruktionskonzepte aus. Eine Qualität, die sich in den Stationsgebäuden der U6 in Wien (1990-95) sowie bei seinem letzten Bau, dem Müllzentrum für den Meidlinger Markt (2004-06), fortsetzt.

Gsteu wurden mehrere Ehrungen - unter anderem das Goldene Ehrenzeichen des Landes Wien und das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse - zuteil.

Mit Friedrich Achleitner arbeitete Gsteu bis 1958 in einer Bürogemeinschaft. Achleitner charakterisiert das Oeuvre seines Schul- und Studienfreundes wie folgt:
"Johann Georg Gsteu gehört, trotz geringer öffentlicher Präsenz, zu den zentralen Figuren der Architektur der Zweiten Republik. Er arbeitet im Spannungsfeld von atmosphärischer Raumerfindung und strukturalem Denken, eine resistente Mischung, die, unbeeindruckt vom Zeitgeist, ihre Spur durch die neuere österreichische Architektur zieht. Er begleitet die Entwicklung der Architektur im Lande mit originären, substantiellen, ja impulsgebenden Bauten, die nicht nur eine unverwechselbare "Handschrift" zeigen, sondern auch eine beharrliche Anwaltschaft in Sachen Architektur verkörpern."

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+