Juryprotokoll WB_Chemieersatzgebäude 2. Stufe / 3. Bewertungsrunde

Herr DI Pendl ersucht um Stellungnahme von Herrn DI Klinar. Herr DI Klinar erläutert
nochmals die städtebaulichen Randbedingungen. Desweiteren erläutert er die vorliegenden Projekte aus Sicht der Stadtplanung:
Grundsätzlich ist festzustellen, da durch sämtliche Projekte die max. zulässige
Bebauungsdichte von 2,5 entsprechend dem Flächenwidmungsplan überschritten wird.
Sowohl im Gutachten zur Ausschreibung, als auch im Protokoll zur ersten Stufe wurde
darauf hingewiesen, dass Überschreitungen im Bauverfahren nicht begründbar sein werden
und daher auszuschließen sind. Diesbezüglich besteht daher bei allen Projekten Handlungsbedarf.
4 Typen sind bei den vorliegenden Projekten grundsätzlich unterscheidbar:
1.) Der Riegel, der den U-förmigen Baukörper der Neuen Technik komplettiert
2.) Ein Projekt, das in der Stremayrgasse straßenbegleitend vis a vis des Hochhauses
reagiert.
3.) Der Einzelbaukörper, der losgelöst den Hof der Neuen Technik abschließt.
4.) Eine Auffächerung in Einzelbaukörper, die die Blickbeziehung in den Hof der Neuen
Technik auch zukünftig zulässt.

Projekt 1011
Dieses Projekt ist jenes, welches in Form des Solitärs abgelöst von der unmittelbar
angrenzenden Bebauung, eingefügt wird. Mit der 5-Geschossigkeit wird sowohl auf die
Höhenentwicklungen der Brockmanngasse reagiert, als auch in der Fernwirkung auf
die Giebelsituationen der Neuen Technik, die in diesem Fall noch erlebbar bleibt.
Durch das Ausschwenken in der gedachten Mittelachse der Neuen Technik wird
sowohl die Symmetrie als auch die Aufweitung des Raumes in der Stremayrgasse
aufgenommen.

Projekt 1013
Dieses Projekt ist der Riegelsystematik zuzuordnen, wobei als Reaktion auf das
Hochhaus in der Stremayrgasse diesem ein ebenfalls ein 11-geschossiger Baukörper im rechten Winkel gegenüber gesetzt wird. In der Brockmanngasse wird der Baukörper durch Abtreppungen gebrochen und auf dort vorfindbare Gebäudehöhen abgestimmt.

Projekt 1016
Dieses Projekt stimmt auf die örtliche Gegebenheit der zwei Giebelwände des
Komplexes der Neuen Technik ab und stellt an diese jeweils einen neuen Baukörper.
Ein dritter Baukörper wird mittig, die Achsealität des Altbau aufnehmend, platziert. Durch diese Haltung wird der Hof nicht abgeriegelt, sondern erhält lediglich einen Filter, der noch ergänzt wird durch die verbindenden Stege. Eine intensive
Verflechtung der einzelnen Straßen- und Innenräume ist dadurch gegeben.

Projekt 1017
Bei diesem Projekt wurde, der Anregung der Jury folgend, die Auskragung in der
Stremayrgasse zurückgenommen. Desweiteren wurde in der Brockmanngasse die
ursprünglich klare Zonierung in Form einer, zur Straße vorgesehenen Abstufung, nun
durch eine Abschrägung ersetzt.

Projekt 1038
Dieses Projekt ist im Wesentlichen, was die Baumassenverteilung und die städtebauliche Konzeption betrifft, gegemüber der ersten Runde unverändert – ausgenommen die Auskragung in der Stremayrgasse, welche kritisch beurteilt wurde, ist defacto entfallen.

Projekt 1041
In der Baumassenverteilung, in der städtebaulichen Ausformulierung ist dieses
Projekt gegenüber der Erstrunde im Wesentlichen unverändert. Der 6-geschossige
Baukörper mit noch zusätzlich aufgesetztem Technikgeschoss zieht sich prägnat und
ohne Zäsur von der Brockmanngasse bis zur Stremayrgasse durch. Wie schon im
Erstprojekt weicht der Baukörper in der Stremayrgasse zurück und reagiert so auf die
Resalitsituation der Neuen Technik. In der Brockmanngasse, wo die Situation aufgrund der historischen Umgebung noch vorbestimmter ist, geht der Baukörper jedoch durch bis an die Straßenflucht. Dadurch wird die anschließende Resalitsituation nur mehr durch die unterschiedliche Fassadierung erkennbar – der Neuteil ist sowohl in einer Flucht, als auch in einer Höhe zu diesem Altbestand. Der Anschluss zum 3-geschossigen, nachbarlichen Gründerzeithaus erfolgt durch Einfügung eines gesonderten Bindegliedes.

Herr DI. Murnig erläutert den Standpunkt des Bundesdenkmalamtes:
_ Projekt 1011
Aus denkmalpflegerischer Sicht scheint das Projekt unter Wahrung der Proportion in
Anlehnung an die Neue Technik genehmigungsfähig.
_ Projekt 1013
Die erklärte Ensemblewirkung des freistehenden neu geplanten Turmes kann aus
Sicht der Denkmalpflege nicht nachempfunden werden.
_ Projekt 1016
Die frei stehenden einzelnen Baukörper, verbunden mit Brücken und Stegen,
berühren keinerlei denkmalpflegerische Aspekte.
_ Projekt 1017
kein Kommentar
_ Projekt 1038
Aus Sicht der Denkmalpflege scheint das vorliegende Projekt auf die Traufenhöhe der
Neuen Technik reagiert zu haben. Das nicht dargestellte Technikgeschoss wäre im
Falle einer Prämierung im Detail und Maßstblichkeit abzustimmen.
_ Projekt 1041
Das Projekt überzeugt durch seine strenge strukturelle und formale Durchbildung.
Aus denkmalpflegerischer Sicht wird angemerkt, dass jedoch die Höhenentwicklung in direktem Verband mit der Neuen Technik problematisch ist. Hinzu kommt, dass das nicht dargestellte Technikgeschoss in die Höhe der bestehenden „Dreiecksgiebelzone" der Neuen Technik reicht und somit in seiner äußeren Erscheinung überproportional
empfunden wird.

Stellungnahme des Nutzervertreters Herr Prof. Hönig:

Ersatzbau, Wegelängen, haustechnische Klarheit sind wesentliche Kriterien.

_ Projekt 1011
Die runden Räume sind nachteilig für den Nutzer, wenngleich eine Büroebene für alle
als kommunikativ erachtet wird, jedoch sind die hohen Wegelängen problematisch.
1013 hohe Wegel ngen, Brandschutz Gesamtkonzept
_ Projekt 1016
Hohe Wegelängen, Brandschutz Gesamtkonzept
_ Projekt 1017
Haustechnische Probleme, die große Halle ist hinterfrgungswürdig
_ Projekt 1038
Es gibt keine technischen Einwendungen aus Sicht des Nutzers.
_ Projket 1041
Es gibt keine technischen Einwendungen aus Sicht des Nutzers, jedoch ist die
Flächenreduktion erläuterungsbedürftig.
Herr Dr. Koller ergänzt:
Zeitgemäße Laborbauten erfordern grundsätzlich drei zu berücksichtigende
Planungsgrundsätze:
1.) große zusammenhängende Geschossflächen
2.) ausreichende Trakttiefe
3.) neutrale haustechnische Erschließung
Diese Kriterien sind für die geforderte zukünftige Flexibilität ausschlaggebend.

Ein weiterer wesentlicher Punkt ist auch die Forderung nach Kommunikation im
hochschulischen Bereich. Herr Dr. Streicher schildert die Situation aus Sicht des Energieforums:
_ Projekt 1011
Dieses Projekt verfügt über einen hohen Glasflächenanteil, es wird daher mit
erhöhtem Heiz- und Kühlenergiebedarf (und Last) zu rechnen sein. Das
Haustechnikkonzept ist sehr allgemein beschrieben. Verglaste Dachflächen
benötigen Aussenverschattung (und Putzmöglichkeit des Glasdaches).
_ Projekt 1013
Fassade an sich unproblematisch. Haustechnikkonzept sehr auführlich. Erde als
kälte- bzw. wärmesenkend ist positiv zu werten (spart Kühltürme am Dach). Der
Turm verfügt über wenig Nutzflächen und einen vergleichsweise hohen Energiebedarf.
_ Projekt 1016
Diese Projekt ist aus energetischer Sicht wie Projekt 1011 einzuschätzen. Zusätzlich
kommt noch ein erhöhter Aussenflächenanteil.
_ Projekt 1017
Ist aus energetischer Sicht nproblematisch. Allerdings müssen auch die Ost- und
Westfassaden aussenliegende Verschattungselemente aufweisen.
_ Projekt 1038
Ist aus energetischer Sicht unproblematisch.
_ Projekt 1041
Ist aus energetischer Sicht unproblematisch. Haustechnikkonzept sehr ausführlich beschrieben.

Herr DI Dürhammer hinterfragt die Berechnungsmethodik. Dies wird seitens der Vorprüfung aufgeklärt und ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Projekte alle anhand der vorliegenden Prüfpläne überprüfbar gewesen sind.
Gemeinsame Diskussion über Flächenvorgaben und Dichteergebnisse der Teilnahmebeiträge.

Die Teilnehmer der Altstadtsachverständigenkommission erläutern die Projekte aus ihrer
Sicht:

_ Projekt 1011
Gute Baumassengliederung, gute Einfügung in die Umgebung, reparable Mängel der
inneren vertikalen Erschließung. Aus Sicht des neuen Bauens im alten Bereich ist der
Hinweis auf die eigenständige Qualität hier gegeben. Die Flexibilität im Grundriss ist
durch das Anordnen einer horizontalen Kommunikationszone am besten gelöst. Es
fehlt jedoch die vertikale Beziehung zu den Laborebenen. Dieser Mangel wäre reparabel.
_ Projekt 1013
Dieses Projekt verfügt über eine klare Grundrissanordnung, wirkt jedoch zu
monumental. Wird seitens der ASVK mit großen Widerständen zu rechnen haben.
_ Projekt 1016
Ein Ansatz, der versucht das Schema des Laborgebäudebaues zu durchbrechen. Die
Zugangssituation ist bravourös gelöst. Die Verteilung der Baumassen wird begrüßt,
bleibt aber funktionell problematisch. Die Verbindungsgänge sind architektonisch
ohne Eleganz.
_ Projekt 1017
Das Projekt ist von Modismen geprägt und steht im Gegensatz zu den Bestimmungen
des Grazer Altstadterhaltungsgesetzes.
_ Projekt 1038
Die Darstellung verfügt über einen starken graphischen Ansatz. Bei genauerer
Betrachtung stellt dieses Projekt keinen spannenden Kontrapunkt dar, wie er auf
einem freien Umfeld entstünde.
_ Projekt 1041
Die konsequente Erfüllung des Raum- und Funktionsprogrammes erhält eine
dekorative Fassade, die Architektur wird zum Kleid. Wird seitens der ASVK als
umsetzbar erachtet, wobei hier hohe Anforderungen an die Fassade, an die
Anbindung, an den Altbestand und an die Höhenentwicklung des Neubaues gestellt
werden.

Gemeinsame Diskussion.

Mittagspause:

Beginn: 13:00 Uhr
Ende: 13:45 Uhr

Herr DI Pendl stellt den Antrag auf Abstimmung: Die Projekte 1011, 1038, 1041 sollen weiter betrachtet werden. Der Wahlvorschlag wird einstimmig angenommen.

Die Projekte 1013, 1016 und 1017 werden als Anerkennungspreise ohne weitere Reihung
ebenfalls einstimmig ausgewählt.
Gemeinsame Diskussion über die für die Preisränge in Frage kommenden Projekte.
Herr DI Pendl stellt den Antrag auf Abstimmung:

Die Projekte 1011 und 1041 sollen weiter
betrachtet werden.
Der Wahlvorschlag wird einstimmig angenommen.

Herr DI Pendl stellt den Antrag, dass das Projekt 1038 zum dritten Preis erklärt wird. Dieser Antrag wird einstimmig angenommen.

Herr Di Pendl stellt den Antrag auf Vertagung der Sitzung. Dieser Antrag wird einstimmig angenommen.

Ende dieser Jurysitzung um 16:30 Uhr.
Die Fortsetzung der Sitzung findet am Donnerstag, 27.05.2004 – 10:00 Uhr statt.

Datum:

Fri 28/05/2004
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