21/03/2013

Projekt Reininghaus Süd
Urbanität und nachhaltiges Bauen im Plus-Energiehaus-Standard in Holz massiv

Planung: Einreichung, Ausführung und örtliche Bauaufsicht: Nussmüller Architekten ZT-GmbH, Graz

Auftraggeber: Aktiv Klimahaus GmbH / WEGRAZ

Projektpartner: TU Graz

21/03/2013

Baustellenführung mit Bgm. Siegfried Nagl und dem planenden Architekten Werner Nussmüller.

©: Josef Schiffer

Außen- und Innenwände sind aus Massivholz. Die innenliegenden Bauteile werden mit Naturlehmplatten verkleidet.

©: Josef Schiffer

Bebauung Reininghaus Süd, Schaubild Büro und Geschäftskomplex mit betreutem Wohnen.

©: Nussmüller Architekten

Bebauung Reininghaus Süd, Schaubild Wohnanlage.

©: Nussmüller Architekten

Bebauung Reininghaus Süd, Schaubild mit einem der 5-geschoßigen Wohnblöcke, die Platz für 20 Wohneinheiten bieten.

©: Nussmüller Architekten

Bebauung Reininghaus Süd in Graz; Wettbewerbsmodell.

©: Stadt Graz_Fischer

Projekt Reininghaus Süd: Urbanität und nachhaltiges Bauen im Plus-Energiehaus-Standard

Vor rund einem Jahr fiel der Startschuss für die Errichtung der Wohn-, Geschäfts- und Büroanlage in Passivhaus-Holzbauweise südlich der Peter Roseggerstraße im Süden der sogenannten Reininghausgründe in Graz. Die Vorgeschichte verlief nicht ganz reibungslos: ursprünglich hatte, basierend auf dem Rahmenplan Graz-Reininghaus, die Stadtbaudirektion das Projekt ECR (Energy City)_Graz Reininghaus initiiert und mit mehreren Partnern beim Förderprogramm „Haus der Zukunft +" eingereicht. Erst als sich nach dem Ausstieg der Asset One aus der Entwicklung des Reininghaus-Areals die Firma Aktiv Klimahaus mit GF Martin Partoll und die WEGRAZ als Investoren einstellten, konnte die Umsetzung mit Projektleiter DI Kai-Uwe Hoffer in Angriff genommen werden.

Das Leitprojekt, das demonstrieren soll, wie Urbanität und nachhaltiges Bauen im Plus-Energiehaus-Standard harmonisch Hand in Hand gehen können, bildet gewissermaßen die „Initialzündung“ für die angestrebte nachhaltige Entwicklung des neuen Stadtteils. In energetischer Hinsicht soll es nach den Vorstellungen der Stadtplaner Vorbildwirkung für die weitere städtebauliche Planung des Grazer Westens haben. Demnach soll in den kommenden Jahren auf den Flächen der ehemaligen Brauerei Reininghaus und weiterer daran anschließender Grundstücke, wie der Hummelkaserne, eine ausgewogene Mischung aus Wohnsiedlungen, Geschäften, Arbeitsplätzen sowie Verkehrs- und Erholungsinfrastruktur entstehen.

Mehrfach ausgezeichnetes Projekt
Das derzeit noch mitten in der Bauphase befindliche Projekt Reininghaus Süd hat Anfang März mit der Kombination aus Passivhaustechnologie in Holz-Lehmbauweise sowie der umfassenden Nutzung erneuerbarer Energien seine erste prestigeträchtige Auszeichnung mit dem TQB-Zertifikat (Total Quality Building) der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) erhalten. Bereits im Vorfeld dieser Zertifizierung hatte dieses Vorhaben einen Preis im Bundesförderprogramm „Haus der Zukunft+“ eingeheimst, bei dem es zum Demonstrationsprojekt gekürt wurde. Sein Ziel ist es in diesem Rahmen, wirtschaftlich umsetzbare sowie technisch und organisatorisch innovative Lösungen für die Zukunft aufzuzeigen.

Neues Stadtteilzentrum auf 28 Hektar Fläche
Als Projektentwickler von Reininghaus Süd fungieren die WEGRAZ und das Tiroler Unternehmen Aktiv Klimahaus GmbH. Auf insgesamt rund 28 Hektar Fläche ist hier ein Stadtteilzentrum konzipiert, dessen Eckpfeiler die Elemente Passiv-Holzbauweise, erneuerbare Energiegewinnung mittels Erdwärme und Fotovoltaik sowie E-Mobilität sind. Als Siegerprojekt ging das Architekturbüro Nussmüller Architekten ZT GmbH in Graz aus dem städtebaulichen Wettbewerb hervor. Auch die Grazer Stadtentwicklung nimmt reges Interesse an dem Vorzeigeprojekt, wie Stadtbaudirektor DI Bertram Werle hervorhebt: „Damit legen wir mit dem ersten Umsetzungsprojekt in Reininghaus die Latte für alle Nachfolgebauten sehr hoch. Seitens der Stadt haben wir den Straßenraum zu diesem Gebiet bereits adaptiert, als Vision schwebt uns die optimale öffentliche Verkehrsanbindung durch eine Straßenbahn vor!“

Das Stadtteilzentrum besteht aus zwei Teilen: An der Peter-Rosegger-Straße im Herzen von Graz in unverbaubarer Süd-West-Lage entsteht die Wohnanlage mit zwölf mehrgeschossigen Häusern zu je 6 bis 20 Wohneinheiten. Im nördlich davon direkt entlang der Roseggerstraße angelegten Komplex werden in mehreren Blöcken Geschäfts- und Büroeinheiten samt Einkaufsmarkt untergebracht, über welchen ein verbindender zweigeschoßiger Bauteil für betreutes Wohnen für SeniorInnen schwebt. Insgesamt sollen bis 2015 auf dem Areal im Endausbau 143 Wohneinheiten errichtet werden.

Pionierleistung im ökologischen Bauen
Für die Wohnhäuser wurde nach Intention der Planenden die Typologie von Stadtvillen gewählt, die einen Übergang zur angrenzenden Bebauung mit Einfamiliehäusern bilden. Die Fundamente, Keller sowie der Gebäudekern mit Stiegenhaus sind in Stahlbeton ausgeführt, die Außenwände sowie tragende Wohnungstrennwände dagegen in Massivholzbauweise, großteils Lärche. Die sichtbaren Holzdecken sind in Massivholz Fichte brandschutzgemäß eingezogen. Interessantes Detail: Die Ausnehmungen und Bohrungen für die elektrischen Installationen sind direkt in die Holzwände gefräst. „Dieser fünfgeschoßige Holzwohnbau ist eine Pionierleistung im ökologischen Bauen in der Steiermark“, betont Architekt DI Werner Nussmüller, „durch die Baustoffe Holz, innen Naturlehmplatten sowie außen Steinwolldämmungen in Kombination mit großzügigen Loggien wird ein maximal angenehmes Wohnklima erzielt.“ Für alle Wohnblöcke sind je ein begrünter Innenbereich sowie Gemeinschaftsgärten, Obstgärten usw. vorgesehen. Die ersten Bewohner sollen ab dem Frühjahr 2014 in die Eigentumswohnungen einziehen und werden damit die energetisch optimierten Objekte einem ausführlichen Praxistest unterziehen. Insgesamt soll diese Anlage Lebens- und Arbeitsraum für rund 500 Menschen bieten. Im Inneren bleibt die Siedlung autofrei, ist aber mit Rad- und Gehwegen erschlossen. Pkw können von der Hauptstraße kommend in die Tiefgarage einfahren.

Energieeffizienzklasse A++
Als „revolutionär“ bezeichnen die Verantwortlichen auch die Energielösungen für die gesamte Anlage Reininghaus Süd. "Die mittels bis zu 18 Meter in den Boden reichende Tiefenbohrungen und Fotovoltaikzellen gewonnene Energie wird zwischen den einzelnen Gebäudeblöcken ausgetauscht, weil verschiedenartige Nutzungen, z.B. von Büroräumen und Geschäften gegenüber Wohnungen, unterschiedliche Bedarfsspitzen aufweisen", erklärt Martin Partoll, Geschäftsführer der Aktiv Klimahaus GmbH. Insgesamt soll die Anlage jedenfalls mehr Energie erzeugen, als sie verbraucht (Plus-Energie). Der Heizwärmebedarf wird 8,84 kWh/m2a betragen - damit entsprechen die Wohnungen der besten Energieeffizienzklasse A++ laut geltender OIB-Richtlinie des Österreichischen Institutes für Bautechnik. Der gesamte Entwicklungsprozess für die anspruchsvolle technische Umsetzung wird von der TU Graz wissenschaftlich an mehreren Instituten begleitet.

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