04/05/2012
04/05/2012

Können Straßen und Gassen, Gehsteige und Plätze in diesem Viertel als unser Wohnzimmer fungieren?
Mit dieser Fragestellung starteten vor 5 Jahren zwischen Südtirolerplatz und Lendplatz in Graz arbeitende und lebende Menschen das Stadtteilfest Lendwirbel. Seit diesen 5 Jahren wird in den Anfängen des Monats Mai an diesem Ort lustvoll produziert, diskutiert und natürlich getanzt. Bereits im ersten Jahr erzeugte der Wirbel eine Aufbruchsstimmung, wie sie in Graz nicht bekannt war. Diese Wahrnehmung beruht darauf, dass das Stadtteilfest durchwegs auf ehrenamtlichem Engagement basiert. Viele Menschen verspüren wieder verstärkt den Wunsch und die Lust, aktiver Teil der gesellschaftlichen Entwicklung zu sein. Stadtentwicklung basiert hier nicht auf erschöpfenden Befragungen und bald in der Schublade verschwindenden BürgerInnenbeteiligungsprojekten. Stadtentwicklung wird hier gelebt - der Lendwirbel versteht sich als BürgerInnenbeteiligungsprojekt per se.

Innerhalb dieser fünf Jahre sind neben den AkteurInnen auch die Besucherzahlen stetig gestiegen. Im Bewusstsein, den Lendwirbel nicht als Event verkommen zu lassen, wurde das Stadtteilfest von den in mehreren Netzwerken agierenden AktivistInnen auch zeitlich immer mehr ausgedehnt. Ebenso wird dieser Problematik verstärkt mit örtlichen Dezentralisierungsbestrebungen entgegnet. So schwappt der Wirbel heuer auch ins Annen- und Griesviertel über.

Der Lendwirbel 2012 startete am Freitag, dem 04.05. und endet am Sonntag, dem 13.05.2012.

Am sonst eher ruhigen Eröffnungstag lud der Verein LOKAL HEROES 8020 ins Haus der Architektur Graz zum Vortrag "Neue Stadtmenschen" von Bastian Lange und einer anschließenden Podiumsdiskussion ein. Dabei wurde die Stadtteilentwicklung im Lend, die durch den Einzug einer sogenannten Kreativwirtschaft in fünf Jahren vonstatten ging, zusammenfassend diskutiert und mit der Fragestellung versehen: Was ist geblieben?

Eine offene Diskussionsrunde über das Wohnen, Arbeiten und Zusammenleben im Lend veranstaltet LOKAL HEROES 8020 am Samstag, dem 12.05. um 13:00 Uhr im Innenhof des von Pentaplan Architekten in Bälde fertig gestellten Wohnhaus Goldener Engel am Lendplatz Nr. 1. Natürlich wird eine Baustellenführung dabei nicht fehlen.

Aber auch etliche andere Vereine und AkteurInnen thematisieren Stadtentwicklung, insbesondere den öffentlichen Raum in Form von Installationen, Diskussionen und Aktionen.
* Caritas Jugendstreetwork macht im Projekt "Platz nehmen im öffentlichen Raum" auf die Verdrängung von Jugendlichen aus dem öffentlichen Raum aufmerksam.
* heidenspass lädt am 11. Mai zum Frühstücken und Mitreden zum Thema „ Wem gehört die Stadt“ in die Griesgasse ein.
* In der Installation Leer(t)räume macht sich Lendlabor auf die Suche nach Raumressourcen.
* Passend zu Dezentralisierungsbestrebungen vom Stadtteilfest organisiert ein Team rund um Sascha Vanicek nicht alltägliche Touren durch die Stadt im Floribus. Diese Stadttouren werden von Martin Breuss und Robin Klengel organisiert.
* Mehrere Projekte widmen sich dem urban gardening. Leider ist es nicht gelungen, wie von etlichen AktivistInnen angestrebt, eine seit Jahren leer stehende Baulücke als Zwischennutzung mit einem solchen urbanen Garten zu bestücken. Damit wird man/frau auf der Suche nach neuen Brachflächen wohl bis zum nächsten Jahr warten müssen. Im urban gardening ist jedoch in erster Linie weniger ein Statement zu Freiräumen in der Stadt festzumachen, sondern vielmehr die Frage nach der Ressource Natur.

So ist bei Betrachtung der mehr als 100 Programmpunkte des Lendwirbels 2012, der unter das Motto "Aufbruch ins Wesentliche" gestellt wurde, beim Großteil der diskursiven Projekte vor allem die Frage nach Verknappung der Ressourcen augenscheinlich.

Verfasser/in:
Gottfried Prasenc, Bericht
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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