Ljubljana im Frühsommer 2008, ein Reisebericht
Auf Exkursion im Stadtteil Krakovo, der in den 1980er Jahren zum nationalen Kulturerbe erklärt wurde. Hier findet sich eine lockere, niedere Einfamilienhausbebauung in der viele Grünflächen, Gemüse- und Obstgärten Platz finden. Trotz der Zentrumsnähe also lebendige Assoziationen an das Ländliche und Dörfliche. Für Neubauten gibt es strikte Auflagen. Den Architekten Dekleva Gregoric gelang bei diesem Einfamilienhaus dennoch eine kleine, feine Meisterleistung: Trotz aller Bescheidenheit (der Ausmaße, der Mittel, des Formalen, der Materialien usf.) besticht das Haus durch sein selbstbewusstes Auftreten, die Klarheit des Grundrisses und der Gestaltung.
Ljubljana war seit der Östereichisch-Ungarischen Monarchie, aber auch zu der Zeit Jugoslawiens Standort zahlreicher Kasernen. Diese großen Areale sind in ihrer Funktion frei geworden, einige wurden abgerissen, und zu Wohnbaugebieten umgewandelt. Hier sehen wir ein ehemaliges Militärgefängnis, das in ein Jugendgästehaus umgewandelt wurde. Die Architekten Rozic – Zorko haben gemeinsam mit den Künstlern Krmelj, Kocica und Okorn die Struktur des Gebäudes inklusive der Zellen (der Name Celica der Herberge verweist auf die ehemalige Nutzung) beibehalten, sogar die Gitter an Fenstern und Türen blieben erhalten. Jeder dieser Räume ist jedoch als eigenes Kunstwerk behandelt worden, der ehemalige Gefängnishof nimmt das Cafe auf, und im Erdgeschoss ist Platz für Kunstausstellungen in den Gasträumen des Lokals. Gästezimmer sind derart beliebt, dass Laufkundschaft kaum eine Chance hat, und man solche bei Bedarf besser im Voraus buchen sollte.
In unmittelbarer Nachbarschaft des Jugengästehauses wurden weitere Gebäude der ehemaligen Kaserne von Jugendkulturinitiativen adaptiert und für ihre Zwecke umgenutzt. Das Areal, das durch diese „Zwischennutzung“ eine Aufwertung erfuhr ist mittlerweile beliebtes Objekt für spekulative Investorenprojekte geworden. Die Kulturszene bangt um die Erhaltung ihrer Spielorte, die – wie uns glaubhaft versichert wurde – auch von älteren Generationen gerne besucht werden.
Das Eröffnungsfoto, aufgenommen im Hof des Schlosses Fuzine, welches das Architekturmuseum beherbergt. Von links nach rechts: Der Direktor des Architekturmuseums, die Dolmetscherin bei der Arbeit, im Hintergrund Metka Cernelc, Mitarbeiterin im Ministerium und eine der wesentlichen treibenden Kräfte der slowenischen Architekturpolitik, der Minister für Umwelt und Planung bei seiner Ansprache, und ein finnischer Teilnehmer mit Sektglas.
Hofansicht des Studentenheims mit der Adresse Poljanska 57. Die Architekten Bevk Perovic haben ein sehr offenes, lichtdurchflutetes, helles und großzügiges Gebäude errichtet, dessen Erdgeschoss die allgemein genutzten Räume (Studiersäle, Waschküche, Tischtennisraum, Fahrradabstellplatz usf.) aufnimmt, in den Obergeschossen finden sich die Wohnräume. Diese sind mit individuell klappbaren Aluminiumbalken versehen, was auch der Fassade einen ständigen Wandel in der Darstellung nach außen beschert. So ist am Foto nicht nur das eher regnerische Wetter, sondern auch die magere, dem Sonntag Nachmittag entsprechende Belegezahl der Zimmer ablesbar. Wir wurden im Zuge der Führung darauf hingewiesen, dass in Ljubljana zwar etwa 36.000 StudentInnen inskribiert sind, dass es aber für diese sehr schwer ist Unterkünfte zu finden. So hat das hier abgebildete Heim also – neben seiner architektonischen und städtebaulichen Qualität – auch eine gewisse Vorreiterrolle für die Lösung der studentischen Wohnungsmisere übernommen.