29/09/2008
29/09/2008

Messehalle A, Messe Graz. Planung: Riegler Riewe Architekten. Graz

Die Messehalle A wurde im spitzem Winkel zur Baufuchtlinie herausgedreht und lässt der Stadthalle von Arch. Kada damit ihre Eigenständigkeit.

Das Nebengebäude an der Conrad-von-Hötzendorf-Straße wurde ebenfalls von Riegler Riewe Architekten entworfen. Es dient der Unterbringung von Haustechnik und Werbezwecken.

Die blaue Lininenführung am Platz vor der Halle A ist teil der Platzgestaltung von Riegler Riewe Architekten.

Foyer der Halle A

Foyer der Halle A

Ausstellungshalle

Matt glänzende Streckmetallelemente als Außenhülle der Halle A

Halle A ist von einer zweischaligen Fassade umgeben, in deren Zwischenraum Fluchtstiegen und Lifte untergebracht sind.

Messehalle B schließt unmittelbar an Halle A an. Sie besteht zu rund 2/3 aus der Holztragkonstruktion der in der Nachkriegszeit in Messehalle 11 umbenannten „Volkskundgebungshalle“ aus den Jahren 1939/40. Ihre künftige Nutzung als "Event-Arena" ist nicht unumstritten.

Messevorstand Dr. Zinkanell (im Bild mit Arch. DI Elisabeth Lechner) zeigt sich trotz der planungsverzögernden Umstände erfreut über den Erhalt eines Teils der alten Tragkonstruktion der einstigen Messehalle 11. Fotos: Eva Mohringer-Milowiz

Um den wachsenden Anforderungen einer modernen Veranstaltungsinfrastruktur gerecht zu werden, sowie Fach- und Publikumsmessen zeitgemäß abwickeln zu können, wurde laut der Messe Center Graz - Infrastruktur und Stadtentwicklungsges.mbH, auf dem Grazer Messeareal die Messehalle A errichtet.. Sie ist mit 13.500 m² Fläche, aufgeteilt auf zwei Geschosse, zirka doppelt so groß als die Stadthalle von Architekt Klaus Kada. Riegler Riewe Architekten zeichnen für die Planung der neuen Halle verantwortlich. Ihr Entwurfsvorschlag wurde bei einem geladenen Wettbewerb im Jahr 2003 zum Sieger gekürt. Am 27. September 2008 erfolgte nach knapp zwei Jahren Bauzeit, im Rahmen der Grazer Herbstmesse die Eröffnung.

Mit der Halle A, der Stadthalle und den noch bestehenden Messehallen stehen nun für künftige Veranstaltungen rund 30.000 m² moderne Hallenstruktur zur Verfügung. Bereits mit der Errichtung des erweiterten Tagungszentrums am Messegelände, dem s. g. „messecongress“ im Jahr 2005 setzte man einen Schwerpunkt in Richtung Kongress- und Tagungsgeschäft, während die Hallenfläche von 60.000 m² auf 30.000m² zurückgefahren wurde. In der neuen Halle A können nun unabhängig von der Nutzung der Stadthalle, größere Kongresse sowie Messen abgehalten werden.

Stolz ist Messevorstand Robert Zinkanell auf den großzügigen Vorplatz der durch das Herausdrehen der Halle A aus der Baufluchtlinie entstanden ist. Damit haben die Architekten urbanistisch einen starken Akzent gesetzt und die Eigenständigkeit der Stadthalle betont. Die blaue Lininenführung am Platz vor der Halle A , die an Straßenmarkierungen denken lässt, hat laut Zinkanell Designfunktion und ist teil der Platzgestaltung von Riegler Riewe Architekten, die die „urbane Platte“ symbolisieren soll. Das wie eine übrig gebliebene Baustelleneinrichtung wirkende Nebengebäude an der Conrad-von-Hötzendorf-Straße stammt ebenfalls aus der Feder der Architekten. Es beherbergt Einrichtungen für die Hallenlüftung und soll weiteren Platz für Werbeflächen bieten. Ein „selbstbewusstes Herzeigen der Technik“ wäre Zinkanell lieber gewesen.

Die neue Messehalle ist über einen Verbindungsbau, der sich mit einer naturgrauen Betonfassade zur Conrad-von-Hötzendorf-Straße hin präsentiert, auf zwei Ebenen mit der Stadthalle verbunden. Ein West- und ein Ostfoyer erschließen die Halle A von außen. Die Innengestaltung ist sehr reduziert und wird von einem gelb beschichteten Boden dominiert, dessen Lichtreflexionen sich bis zur Metalldecke fortsetzen. Das Tageslicht gelangt über eine transparente Streckmetallfassade gefiltert in das Foyer und die Aufenthaltszonen. Im den eigentlichen Ausstellungsbereich ist die architektonische Gestaltung ebenfalls sehr zurückhaltend, um nicht zu sagen kühl, ausgefallen. Tageslicht dringt kaum in den Raum. Man liegt nicht ganz falsch, wenn man meint, er verströme Tiefgaragenatmosphäre. Der gesamte Bau wird von einer zweischaligen Hülle umschlossen, in deren Zwischenraum Fluchtstiegen und Lifte Platz finden. Die tragende Schale besteht aus Stahlbeton, die Außenhülle aus matt glänzenden Streckmetallelementen. Im Osten dockt die Messehalle B an, die künftig als überdachtes Freiareal mit einer Größe von 4500 m² für Veranstaltungen genutzt werden soll. (siehe LINK am Ende dieser Seite: NS-Halle als „Event-Arena“, Antje Senarclens de Grancy). Sie besteht zu rund 2/3 aus der Holztragkonstruktion der in der Nachkriegszeit in Messehalle 11 umbenannten „Volkskundgebungshalle“ aus den Jahren 1939/40. Just bei der Einholung des Abbruchbescheids wurde sie im Jahr 2004 unter Denkmalschutz gestellt und später abgetragen. Eine Förderung des Bundes in der Höhe von 600.000,-- Euro ermöglichte schließlich denn Wiederaufbau. Robert Zinkanell zeigt sich trotz der planungsverzögernden Umstände erfreut über den Erhalt eines Teils der alten Tragkonstruktion. Als Witterungsschutz für die Holzkonstruktion dient eine graue Folie, die auch bei Schwimmbädern benutzt wird. Diese Halle wird zu Messezeiten als „Event-Arena“ genutzt. Bei der Herbstmesse wird hier unter anderem das Unterhaltungsprogramm mit Opus, Stoakoglern, Ö3 Disko und die Gastroarena mit mehr als 25 Szenewirten in eigenen Pagodenzelten untergebracht sein.

Unmittelbar vor der Halle B erstreckt sich das Freiareal der Messe Graz in einer Größenordnung von 98.000 m². Einst waren es 181.000 m². Im Rahmen der Reorganisation des Messeareals wurde es nahezu halbiert. Das verkleinerte Areal soll multifunktional genutzt werden. Zinkanell meint, dass jede Stadt eine Art Festwiese brauche. Während der Herbstmesse ist dort der Vergnügungspark angesiedelt, in der verbleibenden Zeit steht der Platz etwa für Zirkusveranstaltungen, Gartenschauen oder Flohmärkte zur Verfügung.

Auf der an die ENW Ennstal-Neue Heimat verkauften Fläche des Freiareals entsteht demnächst das Wohnbauprojekt „skyline“ von Architekt Markus Pernthaler, das eine Durchmischung von Wohnen, und Arbeiten vorsieht. Es ging im Jahr 2006 aus einem geladenen städtebaulichen Wettbewerb als Sieger hervor (GAT berichtete). Ob das Konzept von Pernthaler und die Bespielung der angrenzenden „Festwiese“ zusammenpassen, ist eine Frage, die sich allerdings aufdrängt.

DATEN UND FAKTEN (Quelle: MCG):
Investionsvolumen Halle A+B: 42 Mio Euro (Vgl.: Stadthalle: 39 Mio Euro)
Messegelände: 20 Mio Euro
Gesamtinvestment Messe Graz von 2001 bis 2008: 101 Mio Euro

Finanzierung:
38 Mio vom Land Steiermark
29 Mio Euro aus Grundstückserlösen
16 Mio Euro von Stadt Graz
18 Mio Euro Fremdfinanzierung

Baudaten Messehalle A:
Generalplaner: Riegler/Riewe ZT Ges.m.b.H
Wettbewerb Messe Graz 2003: 1. Preis
Realisierung: 2005 - 2008
BGF:ca. 47.700 m²
BRI:ca. 338.000 m³
Mitarbeiter: DI Manuela Müller, DI Steffen Schössler, DI Markus Probst, DI Nicole Lam, DI Thorsten Krachler, DI Birgit Brodhage, DI Gottfried Stummvoll, DI Werner Maiacher, DI Andreas Kassl
Bauherr: Messe Center Graz, Infrastruktur und Stadtentwicklungsges.mbH
Adresse: Messeplatz, 8010 Graz, Österreich

> > DEMNÄCHST auf www.gat.st
Was tut sich noch am Grazer Messeareal?
Dazu befragte GAT den Messevorstand Dr. Zinkanell. GAT wird sich außerdem bei Vertretern der Investorengruppen ENW und GraWe schlau machen. Ein ausführlicher Bericht folgt.

Verfasser/in:
Elisabeth Lechner, Bericht
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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