22/03/2007
22/03/2007

Teil 1 der Nachlese von Bostjan Bugaric in slowenischer Sprache. Übersetzung: Y´plus (Zur Vergrößerung des Artikels bitte auf das Bild klicken)

Teil 2 der Nachlese von Bostjan Bugaric in slowenischer Sprache. Übersetzung: Y´plus (Zur Vergrößerung des Artikels bitte auf das Bild klicken)

Die ZV Steiermark organisierte in Kooperation mit monochrome arhitekti die Reihe AUT_discussions. Nach dem ersten Teil im Jänner fand am 2. Februar in Ljubljana das zweite Treffen von österreichischen und slowenischen Architekten statt. Eine etwas verspätete Nachlese.

MOBILE TRADITIONEN

Nachlese von Boštjan Bugarič

Das zweite Treffen AUT, bei dem österreichische Architekten einem großen slowenischen Publikum ihre Arbeiten vorgestellt haben, fand heuer am 2. Februar im Mestni muzej/Stadtmuseum statt. Dem ersten Teil mit der Vorstellung der Arbeiten von drei Architekturbüros folgte im zweiten Teil eine ziemlich heftige Diskussion, bei der die Frage „Kopie oder Innovation“ aufgeworfen wurde, die sich auf die sehr aktuelle Situation der modernen Architektur in Österreich, aber auch in Slowenien bezieht.

Das Event mit dem Titel „Made in Austria: Kopie oder Innovation?“ stellte zuerst den Zugang zu Arbeiten von drei österreichischen Architekturbüros Raumhochrosen Architekten, Querkraft und Splittwerk vor. Ihre Arbeit soll einen großen Einfluss auf die slowenische Architektur haben, wobei jedoch auch der Einfluss der globalen Richtlinien der Zusammenfassung der Architekturlösungen in Verbindung mit Veröffentlichungen in internationalen Monografien nicht zu unterschätzen ist. Das Phänomen Vorarlberg als Synonym für Innovation auf der Grundlage der Tradition erscheint eher als ein entfernteres Echo, das in Wien oder Graz von den momentanen Richtlinien der globalen Architektur überdeckt wird. Mobilität ermöglichte das Vermischen von Ideen und Ausbildungsprozessen, mit denen die auf diese Art bereicherten Studenten in die heimischen Gefilde zurückkehren und die neuen Methoden der fremden Traditionen im heimischen Raum erproben. Ist es dabei noch wichtig, die gemeinsamen Identitätsnenner zu suchen?

Die Diskussion, an der sich neben den österreichischen Architekten auch die slowenischen Büros Bevk und Perović - Architekten sowie Dekleva - Architekten beteiligten, suchte unter der Leitung von Bart Lootsma Antworten auf die Frage, ob es noch angemessen ist, über nationale Architektur zu sprechen, oder ob sich die Architektur in Richtung Vereinheitlichung, Globalisierung und Verlust von Identitätsansätzen entwickelt. Lootsma stellte in der sehr scharfen Debatte die Frage nach dem Einfluss der Tradition auf die Arbeit der anwesenden Autoren. Weiters stellte er die Frage, ob das Wiederholen bestimmter Elemente bzw. der Ausgangspunkte als Kopie bezeichnet werden soll, oder ob es sich nicht etwa um eine Weiterentwicklung und das Entstehen einer qualitativ hochwertigeren Architektur handelt. Vor allem für den Bereich Vorarlberg ist das intensive Einbringen von traditionellen Werten in die moderne Kombination neuer Formen für die Bedürfnisse des modernen Verbrauchers charakteristisch. Das Verwenden bereits bestehender Details ist nach Meinung der österreichischen Architekten aus dem Büro Querkraft kein Kopieren, sondern eine Weiterentwicklung, die dem Entwicklungsprozess und den Bedürfnissen der modernen Architektur folgt. Die Mobilität verwischt immer stärker die Identität des Raumes, da sich Architekten und Architektur den Bedürfnissen der globalen Richtlinien der Vereinheitlichung anpassen. Das Suchen nach der Identität kippt oft in die Suche einer marktgerechten Form für ein neues, den Kunden noch erfolgreicher überzeugendes Produkt. Bedeutet größere Mobilität eine Vereinheitlichung der Informationen und kann das zur Vereinheitlichung der Formengebung und dem damit verbundenen unausweichlichen Kopieren führen? Wo liegt die Grenze, bis zu der die einzelne Architektur den örtlichen Charakteristiken treu bleiben kann und nicht der pragmatischen Wiederholung von vereinheitlichten Konzepten erliegt? Diese Gedankengänge sind unumgänglich für die Ausarbeitung von Ausgangspunkten für die Formung des Raumes. Das öffentliche Architektur-Fachpublikum kann auf der Grundlage solcher Debatten Faktoren für die Umgehung einer Vereinheitlichung und Zusammenfassung der Ideale des Globalraumes bei Projektarbeiten bestimmen. Stimmt letztendlich die Behauptung, dass die Arbeit mit örtlichen Ausführenden in Richtung nachhaltiges Bauen und Einfließen von Originalität bedeutet? Gerade durch die Arbeit der Architekten wird die Flut von Materialien im Vergleich mit den räumlichen Gegebenheiten und deren Benützern zu einer kohärenten Einheit und damit zur originellen Architektur vereinigt.

Die erste Reihe von Antworten auf dieses Thema brachte keinen konkreten Schlusssatz, was aber auch in der zweiten Reihe nicht gelang. An diesem Punkt drängt sich die Frage auf, wo die Bedeutung solcher Veranstaltungen gesucht werden soll. Sie weisen jedenfalls auf einen Kommunikationsmangel nicht nur zwischen verschiedenen Fachrichtungen sondern auch innerhalb derselben hin. Solche Ereignisse sind eine gute Gelegenheit und stellen einen Ausgangspunkt für die Öffnung von Konfliktbereichen für die konstruktive Krisenlösung dar, die als Folge von Kommerzialisierung und Globalisierung des Raumes zu sehen sind. Die Anwesenheit internationaler Kritiker wie Lootsma hat eine außerordentliche Bedeutung, weil sie aus dem Blickwinkel eines Zuschauers den Istzustand definiert und auf Fragen hinweisen kann, die ansonsten durch den Glanz und Glamour des starhaften Architekturschaffens verdeckt sind. Es ist nämlich wichtig, dass trotz der allgegenwärtigen Mobilität auch Raum für Denkarbeit mit Leuten, die mit dem heimischen Raum im täglichen Kontakt sind, bleibt.

Im Frühjahr des Jahres 2006 organisierte die Zentralvereinigung der Architekten Österreichs im Haus der Architektur in Graz eine Serie von Veranstaltungen, bei denen aufsteigende slowenische und in Slowenien tätige Architekten vorgestellt wurden. Das Event mit dem Titel „SLO discussions“ versuchte das Themenfeld der Sozialen Architektur, Kapital, Utopie, Identität, örtlicher Innovationen und globaler Einflüsse zu öffnen. Im heurigen Jahr wurde in Laibach eine Gegenveranstaltung mit dem Titel „AUT discussions“ abgehalten, die dem slowenischen Publikum österreichische Architekturpraxis anhand einiger Büros vorstellte. Das Event fand im Mestni muzej Ljubljana unter der Leitung der slowenischen Architekten „Monochrom“ aus Laibach statt.

Verfasser/in:
Bostjan Bugaric, Nachlese
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