15/12/2014

Der Virtuelle Architekturführer Steiermark (VAF) ist eine Sammlung der steirischen Architektur. Ziel und Anliegen ist es, die aktuelle regionale Architektur zu dokumentieren und auf das Erbe der Baukultur seit Beginn des 20. Jahrhunderts zurückzublicken. Die hier gezeigten Bauten sind Teil dieser Sammlung, welche laufend ergänzt wird.

Projekteinreichungen
Redaktion VAF
Karin Wallmüller
wallmueller@gat.st

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15/12/2014

Hauptverwaltung Energie Steiermark

Architektur: Ernst Giselbrecht + Partner©: Croce&Wir

Hauptverwaltung Energie Steiermark

Architektur: Ernst Giselbrecht und Partner, Graz
Wettbewerbsgewinn: 2006 / Ausführung: 2008 - 2010

Das Projekt Energie Steiermark - neu folgte dem Ergebnis einer Studie des Instituts für Gebäude und Energie der Technischen Universität Graz, die besagt, dass die Erweiterung des bestehenden Verwaltungsgebäudes - ein langgestreckter Scheibenbau mit neun Geschoßen - auf dem innerstädtisch bestens situierten Areal des Energiekonzerns ökonomischer ist als die Errichtung zusätzlicher Bauten.

Während ein einseitiger Zubau auf Grund gesetzlicher Sicherheitsabstände nur fünf Geschosse hoch werden hätte können, konnte ein beidseitiger Anbau an die bestehende Struktur über alle Geschoße geführt werden mit dem Vorteil, dass das Objekt um 50% vergrößert wurde und somit vier Standorte eingespart werden konnten. Das Bestandsgebäude wurde komplett entkernt, nur das Skelett der Tragkonstruktion aus Stahlbeton blieb bestehen. Ein gesamtes Neues entstand und organisatorische Differenzierungen zwischen Alt- und Neubau waren vermeidbar. Kurze, klar strukturierte Wege sind die Folge. Durch die Erweiterung auf beiden Schmalseiten ergeben sich auch sicherheitstechnische Synergien mit dem bestehenden Volumen wie die wesentliche Verbesserung der Fluchtwege. Ein neues, zurückspringendes Geschoß mit Konferenz- und Seminarräumen krönt nun den Bestand.
Um den Hofbereich frei von Autos zu bekommen, wurde mit großem Aufwand eine Tiefgarage errichtet, für die der Altbau unterfangen und die Wohnhäuser am Nachbargrund gesichert werden mussten. Der Umfang des vorher existierenden Grünraums reduzierte sich nicht, weil die freiliegenden Teile der Tiefgarage mit bis zu zwei Meter Erde überdeckt wurden und bestehende Nebengebäude entfernt werden konnten. So ließ sich der Grünraum zu einem Parkareal zusammenfassen und landschaftlich gestalten.

Technische Besonderheiten und die Verwendung alternativer Energieträger rücken das Headquarter in die Nähe eines Passivhauses: Photovoltaik wurde an der Fassade, am Dach und am Vordach des Entrees eingesetzt, Erdwärme-Energie für Heizung und Kühlung wird aus 1.200 Meter Tiefenbohrungen gewonnen, und eine kleine Solaranlage unterstützt die Warmwassererzeugung. Das Regenwasser wird als Brauchwasser für die WC-Anlagen genützt (Einsparung 1.800.000 Liter/Jahr). Die zwölf Lüftungszentralen sind für eine Wärmerückgewinnung bis zu 80% ausgelegt und Klappläden als Beschattungssystem der Büros sorgen für eine erhebliche Reduktion des sommerlichen Wärmeeintrags.

Diese vertikal verstellbaren Klappläden tragen auch bei zur lebendigen, immer wieder neuen Gestaltung der Fassaden. Abends lenken unterschiedliche Szenarien, die mit der auffälligen LED-Licht-Fassade gestaltet werden können, den Blick auf die weithin sichtbare Energiezentrale und prägen so die gewünschte neue Corporate Identity des Unternehmens. 
(Text: Karin Tschavgova)

2011 wurde das Projekt mit dem Anerkennungspreis des Solarenergiefördervereins Bayern e.V. (SeV) ausgezeichnet und befand sich im selben Jahr in der Shortlist für den "International Prize for Sustainable Architecture".

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