Welche Zeiten, welche Sitten! Oder: hatten die Römer wirklich eine Vorliebe für Magenta? Interesseloses Wohlgefallen ausgeschlossen, wenn alles "Interessantus est"? Erste Eindrücke zur diesjährigen Landesausstellung 2004 "Die Römer 2004". Von 1. Mai bis 31. Oktober 2004 in Leibnitz, Seggauberg und Wagna.
Zugegeben: Ich habe lange gebraucht, bis ich die seit längerem allerorts hängenden magentafärbigen Plakate mit dem "vielsagenden" Ausspruch "Interessantus est" als Einladung zur diesjährigen Landesausstellung identifizieren konnte und erkannte, dass es nicht der Werbeslogan eines Mobilfunkbetreibers ist. Mittlerweile habe ich mich schon fast an das überall in den Regionen der Landesausstellung auftauchende magentafarbene Leitsystem gewöhnt. Lediglich die künstliche Formel des demonstrierenden Interesseweckens habe ich noch immer nicht verstanden.
Bereits seit letzten Samstag ist der Museumspavillon in Flavia Solva eröffnet, entworfen vom Architekturbüro Nussmüller.
Gedacht als Brücke, überspannt der Museumsbau die Grundmauern der antiken Römersiedlung Flavia Solva, gleichsam ein Brückenschlag von der Antike zur Gegenwart.
Drei Meter hoch abgehoben vom Gelände bildet der dreidimensionale Fachwerkträger das Gerüst, an dem Boden und Decke, bestehend aus Brettschichtelementen, aufgelagert und abgehängt sind. Erreichbar ist der Pavillon über eine Erschließungsrampe, die parallel zum antiken Wegenetz verläuft.
Das Innere ist sowohl Arbeits- als auch Ausstellungsstätte, ein rundumlaufender Balkon bietet Ein-, Aus- und Durchblicke, über ein Treppe im Westen gelangt man direkt ins Ausgrabungsgelände.
Ausgestellt sind Fundstücke, die in über hundert Jahren archäologischer Ausgrabungen vorort zu Tage gebracht wurden: Gegenstände des alltäglichen Lebens wie Keramikgefäße, Küchengeräte und Werkzeuge, Gläser, Schmuck, Gegenstände des Totenkultes und der Götterverehrung.
Das Entwurfskonzept erlaubt nach Bedarf und budgetären Mitteln eine beliebige Erweiterung für weitere Ausgrabungen - eine mit den archäologischen Prozessen mitwachsende Großvitrine sozusagen.
In Optimierung von Konstruktion und Flexibilität ist es den Architekten gelungen, im Rahmen des straffen Budgetkorsetts größtmögliche Effektivität zu erreichen.
Der Entwurf ging aus einem im Jahr 2000 ausgeschriebenen Gutachterverfahren als Siegerprojekt hervor.Weitere Ausstellungsorte sind das Schloss Seggau, Schloss Retzhof in Leibnitz sowie die Tempelanlage in Frauenberg. Die Ausstellungsarchitektur stammt vom Grazer Architekten Michael Kadletz.