25/12/2010
25/12/2010

Musterhauspark Graz-Webling. Foto: Musterhauspark.at

Musterhauspark Graz-Webling. Foto: Musterhauspark.at

Fragwürdige Namensgebung für Musterhauspark Graz

MINUS -

"Der IKEA-Musterhauspark wurde nach der ersten Architektin an der TU Graz, Herta Frauneder-Rottleuthner, benannt.", war am 19.12.2010 in der Wochenzeitung "Der Grazer" in der Rubrik "Neue Straßen- und Platznamen zu lesen.

Womit hat die engagierte Architektin das verdient?

Zur Information:
Herta Frauneder-Rottleuthner (1912 - 1999) war die erste Absolventin der Fakultät für Architektur der TH Graz. StudienkollegInnen an der TH Graz waren u.a. Anna-Lülja Praun (hat bereits 1924 als erste Frau Architektur inskribiert, jedoch ihr Studium in Graz aufgrund politischer Schikanen der Nazis und einer schweren Erkrankung abgebrochen) und Herbert Eichholzer.

Bekannt wurde Herta Frauneder mit den Schwimmbädern, die sie gebaut hat. In Niklasdorf entstand 1953 das erste Bad nach ihren Entwürfen. Es folgten Bäder in Hartberg, Güssing, Hallein, Graz–Eggenberg (Neubau dzt. in Bau, Planung: fasch & fuchs.; Anm. d. Red.), Bruck/ Mur, Trofaiach (Umbau). „Wesentlich für den Erfolg ihrer Bäder war der jeweils gut durchdachte innere Organisationsablauf, der sowohl Wettkämpfe als auch normalen Badebetrieb mit den verschiedenen Funktionen problemlos nebeneinander ermöglichte. (...) Ihre Entwürfe waren eine subtile Wegeführung ohne Hinweisschilder, durch Blickpunkte, kleine Treppen und lebendigen Zäunen aus Berberitzen und Rosen.“ (Konecny/ Wagner S.6) Vor allem auch der Kleinstkinderbadebereich war ihr ein Anliegen. Herta Frauneder erfand die „Freilandgehschule“, ein in einer Mulde leicht abgesenktes Planschbecken, dass gut überschaubar war, um die Beaufsichtigung der Kleinen zu erleichtern.
Bekannt wurde Herta Frauneder auch mit ihren zahlreichen Möbelentwürfen und Einrichtungen – u.a. Konditorei Macher, Bruck/ Mur. Sie hat Schulen und Einfamilienhäuser gebaut, sozialen Wohnbau und Geschäftseinrichtungen geplant und realisiert und trotzdem war sie als Frau in ihrem Beruf unter großem Legitimationszwang: „Ja können Sie denn das überhaupt?“ hat Herta Frauneder im Lauf ihrer über 50 jährigen Tätigkeit als Architektin immer wieder gehört.
(aus woment.mur.at)

Verfasser/in:
Petra Kickenweitz
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