04/02/2013

Margit Schwarz wurde für das Projekt meeting points mit dem outstanding artist award für interkulturellen Dialog 2012 ausgezeichnet.

Projektleitung:
DI. Margit Schwarz (RAUMlabor®)
Grazerstraße 4, 8650 Kindberg
www.raumlabor.at

04/02/2013

Lichtexperimente

©: Margit Schwarz

Die Atmosphäre des Ortes prägt ganz entscheidend die dort stattfindende Kommunikation

©: Margit Schwarz

Schülerinnen und Schüler experimentieren mit Beleuchtungsmöglichkeiten und Lichtfarben

©: Margit Schwarz

Aus einem alten Go-Kart...

©: Margit Schwarz

... entsteht in Zusammenarbeit meherer Fachgruppen ein E-Kart mit Designersitz, das bei der Abschlussveranstaltung viel Aufsehen erregt.

©: Margit Schwarz

Die Bilderskulptur, die aus Projektblitzlichtern besteht, wird in einem 2m hohen Stahlrahmen, gefertigt in der Metallwerkstatt, in Szene gesetzt

©: Margit Schwarz

Ideen, Entwürfe, Modelle, Zusammen-Sitzen als Thema

©: Margit Schwarz

In der Holzwerkstatt wurden Prototypen gefertigt, verbessert und einige Varianten gebaut.

©: Margit Schwarz

Sich einander zuwenden - SchülerInnen untersuchen Kommunikationssituationen

©: Margit Schwarz
©: Margit Schwarz

Im Rahmen des interkulturellen Vermittlungsprojekts meeting points, das Margit Schwarz (RAUMlabor®) in Kooperation mit der Polytechnischen Schule Deutschfeistritz in der Projektreihe RaumGestalten 2011/12 durchführte, entwarfen, bauten und inszenierten junge Menschen unterschiedlicher Kulturkreise gemeinsam Treffpunkte im halböffentlichen und öffentlichen Raum.

AUSGANGSSITUATION
Künstlerische Tätigkeit produziert Raum und die Integration von greifbaren Ergebnissen in das gesellschaftliche Alltagsleben wirkt als Impuls für einen interkulturellen und generationsübergreifenden Dialog. Das Kreieren, Produzieren, Präsentieren und Positionieren von „meeting points“ im sozialen Umfeld sind durchaus Aktionen, die auch provozieren können. Veranstaltungen wie das Special Event im Alten Sensenwerk Deutschfeistritz, einem kulturellen Brennpunkt der Gemeinde, machen die Projektinhalte für die Bevölkerung erlebbar und schaffen einen guten Rahmen für Kommunikation und intensiven Austausch.

Das Projekt "meeting points"startete im November 2011 an der Polytechnischen Schule mit Orientierungsstufe (PTS) in Deutschfeistritz (Stmk.) und lief bis Ende Juni 2012. Alle 78 SchülerInnen, an der Schwelle von der Schule zur Berufstätigkeit und damit zu einer neuen Rolle in der Gesellschaft, waren involviert. Im Team befanden sich 45 ÖsterreicherInnen, 33 Burschen aus Afghanistan, Somalia, Tschetschenien, die so gut wie gar nicht Deutsch sprachen und kaum Englisch.

Räumliche Ausdrücke wie die Gestaltung von Orten, wo man sich gemeinsam niederlässt, werden zu Sprache, wo Worte noch fehlen. Ziel dieses Projektes war daher ein Prozess, der Potentiale ans Tageslicht bringt, im gemeinsamen Lebensumfeld sinnvoll wirksam werden lässt und dadurch zum Dialog anregt. Daraus erwachsen verbesserte Voraussetzungen interkultureller und generationsübergreifender Kommunikation und die Erfahrung fruchtbarer Zusammenarbeit. Das Mittel künstlerischer Arbeit im eigenen Lebensraum prägt das Verhalten junger Menschen nachhaltig. („Raum gestalten gestaltet Verhalten“, Christine Lantos, Msc, Masterthesis 2011).

Die Schulform der PTS stellt sowohl für Jugendliche als auch Unternehmen eine Orientierungsmöglichkeit dar. Die jungen Leute bekommen in den verschiedenen Fachbereichen Gelegenheit, vielleicht noch nicht so klare Potentiale zu entdecken und zu trainieren. Künstlerische und gestalterische Aufgaben stellen hier die Herausforderungen dar, an denen Fertigkeiten entwickelt werden, Identität und Selbstwert entstehen und soziale und kulturelle Kompetenzen wachsen. Bei öffentlichen Präsentationsveranstaltungen können sich auch potentielle Arbeitgeber einen vielfältigeren Eindruck verschaffen und die Rolle der SchülerInnen als GastgeberInnen erleichtert gleichwertige Kommunikation.

MEETINGS ALS AKTIVES MITEINANDER TUN
Im Zuge des Projektes luden SchülerInnen ExpertInnen, von denen sie etwas lernen wollten, zu Meetings ein und entwarfen und bauten dafür Orte, an denen Lernen als produktiver Austausch mit diesen PartnerInnen möglich wird. Diese Meetings verstanden sich grundsätzlich als aktives miteinander Tun und dabei Lernen, im Gegensatz zu einem Fachvortrag eines Experten oder einer Expertin. So wurden also einerseits Situationen geschaffen, an und in denen mit neuen Zugängen zu Lernen gearbeitet wurde. Andererseits wurden auf diesen Wegen Produkte entwickelt und realisiert, die das Potential, die Lebendigkeit und Kreativität der Jugendlichen sichtbar und erlebbar machten und durch Integration in den öffentlichen Raum zu Kunst-Statements wurden. Je nach Fachbereich mit unterschiedlichen Herangehensweisen.

STROM BEWEGT
Unter dem Motto "design + handwerk" wurden im Holzbereich Zusammen-Sitz-Elemente geschaffen. Strom bewegt! wählte die Elektrogruppe zum Thema. Sie arbeitete daran, gebaute Ergebnisse mittels Elektromotoren zu bewegen und in Szene zu setzen. Dafür wurde auch mit Licht und Farben, Beleuchtungsstärken und -richtungen und der Kommunikation experimentiert, die für eine szenische Darstellung wichtig sind. Neben der Fachlehrerin hatten die Jugendlichen einen Elektriker zum Partner, der sich auch auf Roller mit E-Antrieb spezialisiert hat. die Ausstattung des RAUMlabors® ermöglichte vielfältige Experimente mit Beleuchtungsszenarien, für das Special Event erhielten sie noch Unterstützung durch die Lichttechnikerin des im Sensenwerk ansässigen Theaters.

Die Konstruktionen und die Fertigung tragfähiger Verbindungen erforderten auch eine enge Zusammenarbeit mit der Gruppe der MetallerInnen und ihrer fachlichen Leitung. Hier wurden auch Rahmen für die Präsentation von Bildmaterial und Projektgeschichten entworfen und gebaut.

KOCHKUNST
KochKunst - Kochen als interkultureller Kommunikator - wollten die Mädchen und Burschen des Fachbereiches Tourismus erproben. Im Zuge des Projektes wurde der Phantasie freier Lauf gelassen, als es darum ging, Kochen als Performance zu zelebrieren. Ziel war, in Gästen und PassantInnen einen derartigen Gusto und Neugier zu schüren, dass sie sich ins Geschehen aktiv einbringen. Es wurden dabei möglichst Lebensmittel aus der Region verwendet. Das Zusammenspiel der verschiedenen Kulturen brachte herrliche Düfte hervor, Geschmacksrichtungen, Techniken und Erscheinungsbilder. Tipps und Tricks konnte sich die Gruppe vom Profi holen, der ihnen als Erfahrener, den man mit Fragen über Fragen löchern kann, zur Seite stand.

GRAFIK / PR-KUNST
Die Gruppe des Fachbereiches Büro / Handel war für das optische und vielleicht auch haptische Erscheinungsbild der PR-Mittel zuständig, wie das Gestalten von Einladungen, Flyern oder Plakaten. Am Namen für das Special Event wurde fieberhaft gearbeitet! Ein professioneller Grafikdesigner unterstützte die Arbeit. Aufgabe war es, die Kreativität der jungen Leute herauszufordern und ihnen Wege zum Ziel aufzuzeigen. Die Design-Ergebnisse aus den Werkstätten werden die Selbstdarstellung der Schule in Zukunft mitprägen.

RESÜMEE
Gegenseitige Achtung und Wertschätzung waren unabdingbare Grundlage dieses Projektes und ermöglichten es den Jugendlichen, im Tun eigenes Potential zu entdecken, sich auszudrücken, sich zu zeigen. Der Weg der eigentätigen Gestaltung des eigenen und gemeinsamen Lebensraumes schaffte Identifizierung, ermöglichte Ausdruck von Persönlichkeit und Kreativität und prägte das Verhalten der jungen Menschen. Es war für alle eine wesentliche  Erfahrung, mit den eigenen Potentialen von der Gesellschaft gesehen und wertgeschätzt zu werden. Der künstlerische Zugang schaffte hier mehr als rein handwerklich korrekte Leistung. Oft noch ungeahnte Aspekte der Persönlichkeiten traten zutage und initiierten Kommunikation und Austausch.

Im Juli 2012 wurden die Sitzelemente der meeting points von der Gemeinde Deutschfeistritz als Möblierung im öffentlichen Raum installiert. Die Präsenz der künstlerischen und handwerklichen Ergebnisse in der Öffentlichkeit und die Erlebbarkeit des Potentials der Jugendlichen im Alltagsumfeld ist beziehungsstiftend. Es werden positive Bilder in den Menschen vor Ort erzeugt, Gespräche entspinnen sich daran und man verweilt ein wenig. Die Rückmeldungen nach dem öffentlich Werden erster Kreationen in der Weihnachtszeit waren sehr positiv. Ein erstes Auftauchen der Designstücke in der Öffentlichkeit fand am Adventmarkt 2011statt. In einem Special Event im Juni 2012 wurde das Areal des Alten Sensenwerkes in Deutschfeistritz mit den Ergebnissen der Arbeit dieses Jahres bespielt.

Seitens der begleitenden Personen bedurfte es neben fachlicher Kompetenz (Elektrik, Metall, Möbelbau, Grafikdesign, Kochen, Architektur) großer Offenheit, Ehrlichkeit und Herzenswärme, um ein Gelingen dieser Arbeit zu ermöglichen. Vielleicht ist es genau dieser Geist, der, getragen von Schulleitung, LehrerInnenteam und beteiligten KünstlerInnen und PraktikerInnen, diese Schule prägt und auszeichnet. Im Gegensatz zu anderen Institutionen dieses Schultyps verzeichnet sie steigende SchülerInnenzahlen.

Im März 2012  erfolgte eine Einladung zur Präsentation des Projektes bei der Tagung der IGPE (Internationale Gesellschaft für Polyästhetische Erziehung) in Salzburg. Die anerkennenden Rückmeldungen und eine angekündigte Publikation im nachfolgenden Tagungsband (2013) bezeugten auch Wertschätzung aus dem wissenschaftlich-pädagogischen Bereich. Dies bestärkt das Team in der eingeschlagenen Richtung weiter zu arbeiten.

PROJEKTDATEN:
meeting points wurde im Rahmen von Raum gestalten 2011/12 (KulturKontakt Austria, Architekturstiftung Österreich) durchgeführt und ist Teil des Projektes Raum für sich bilden, das im Zeitraum 2011-2014 an drei steirischen Schulen mit außergewöhnlichem pädagogischen Konzepten durchgeführt wird.

Projektverantwortliche/  Projektleitung:
DI. Margit Schwarz (RAUMlabor®)
Grazerstraße 4, 8650 Kindberg
www.raumlabor.at

ÜBER RAUMlabor®
Raum wird in den Arbeiten des RAUMlabors® als ein komplexes Zusammenspiel räumlicher, sozialer, individueller und ideeller Faktoren verstanden, die auf verschiedenen Ebenen und sich ständig wandelnd miteinander interagieren. Menschen sind Teil davon, aktiv Beteiligte, die Raum ununterbrochen durch ihr Wahrnehmen, Denken, Handeln, als ihre eigene Lebens- und Entfaltungsgrundlage produzieren. Raum ist ein lebendiger Prozess.

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