11/10/2007
11/10/2007

Abb. 01: Landhaus Schloss Grubegg in Neuhofen, Gemeinde Bad Mitterndorf, das Ende des 16.Jahrhunderts gebaut, heute als Gästehaus dient.

Abb. 02: Rauchstubenhaus vlg. Postleitner in Rieglerviertel, Gemeinde Waldbach, Bez. Hartberg, im Jahr 1396 erstmals urkundlich erwähnt, wird als Museum genutzt.

Abb. 03: Dorfkapelle Schweinz, Gemeinde Riegersburg, Bez. Feldbach

Abb. 04: Stadtpalais Lazarini in Graz, Elisabethstraße, 1872 nach Plänen von Stadtbaumeister Jakob Bullmann erbaut, ein typisches Beispiel herrschaftlicher Villenarchitektur der Gründerzeit, erfuhr eine Adaptierung mit repräsentativen Wohnungen und Büroflächen.

Abb. 05: Vierseithof Weiß in Hartl, Gemeinde Übersbach, Bez. Fürstenfeld

Abb. 06: Marienportal in den Kirchhof der Wallfahrtskirche Maria Lankowitz, Gemeinde Voitsberg

Abb. 07: Sommerprälatur der Wallfahrtskirche „Maria Strassengel“, Bez. Graz-Umgebung

Abb. 08: Wirtschaftsgebäude in Unterzeiring, Gemeinde Oberzeiring, Bez. Judenburg. Das zwischen 1700 und 1750 erbaute Stallgebäude dient auch heute noch als Stallung.

Abb. 09: Filialkirche „Allerheiligen“ in Baierdorf, Bez. Graz, die Anfang des 15. Jahrhunderts als spätgotische Schlosskirche errichtet, Ende des 17. Jahrhunderts um Seitenkapellen erweitert und barockisiert wurde.

Abb. 10: Alte Prälatur im Benediktinerstift St.Lambrecht, Bez. Murau. In der über neunhundertjährigen Geschichte des Stiftes erfolgte wieder ein bemerkenswerter Umbau: Im 2. Obergeschoß des Südtraktes wurden Räume für den Seminarbetrieb adaptiert.

Abb. 11: Villa Eising, in Selzthal, Bezirk Liezen, um 1900 erbaut und heute als Wohnhaus genutzt.

Abb. 12: Presshaus Lorencic in Unterwald, Gemeinde Ligist, Bez. Voitsberg, war Teil eines kleinbäuerlichen Hofensembles aus dem frühen 19. jahrhundert und bis Ende der 1980er Jahre als als Presshaus genutzt, wurde für Ferienaufenthalte und als Wochenendwohnung adaptiert. Fotos 1-12: A 16, Revitalisierung

Abb. 13: Revi-Exkursion Mai 07, ehemalige Orangerie des Stiftes Rain

Abb. 14: Revi-Exkursion Mai 07, Landhaus Pension Feuerlöscher, Deutschfeistritz. Foto 13, 14: kw

Bericht anlässlich der am 03.10.2007 zum 11. Mal verliehenen Prädikate „Steirisches Wahrzeichen“, im Schloss Gamlitz.

Seit rund zwanzig Jahre verfügt die Steiermark über Mittel zur Revitalisierung wertvoller baukultureller Güter. Darunter fallen einfache Zeugen der bäuerlichen Kultur genauso wie die der Hochkultur.

1984 wurde in der Steiermark auf inhaltlicher Basis der Charta von Venedig, die denkmalpflegerische Maßnahmen an historischen Objekten auf nationaler Ebene regelt, das „Revitalisierungsprogramm für historisch bedeutende Baudenkmäler“ ins Leben gerufen. Zielsetzung dieses Programms war es, wertvolle Bausubstanz durch fachlich qualifizierte Maßnahmen zu erhalten und damit nicht nur eine kulturpolitische, sondern auch wirtschaftlich- und sozialpolitische Aufgabe zu erfüllen.

1984 bis 1995 standen für durchschnittlich 50 Geschäftsfälle € 700.000 bis 800.000 pro Jahr zur Verfügung. Mit der Adaptierung der Förderrichtlinien 1996 und der Erschließung neuer Fördermittel, die in einen „ Revitalisierungsfonds“ flossen, war es möglich, bis ins Jahr 2000 ansteigend rund 600 Fälle pro Jahr mit einem Fördervolumen von rund 12,8 Mio € im Jahr 2000 zu fördern.

Ab 2001 wurden die Mittel reduziert, so dass in der Folge mit einem Budgetansatz von rund 1,0 Mio € für Direktzuschüsse und rund 2,0 Mio € für Landesdarlehen, sowohl die Förderrichtlinien verschärft, als auch die förderungsfähigen Maßnahmen und Mittel eingeschränkt wurden.

In den Jahren 2003 bis 2005 wurde das Sonderprogramm LOB „Leben in oststeirischen Bauernhöfen“ zur wirtschaftlichen Nutzung revitalisierter Höfe durchgeführt. Besonders rund um Weiz und Hartberg, aber auch in den anderen Bezirken der Oststeiermark kam es dabei zu einem veränderten Bewusstsein im Umgang mit ländlichen Kulturgütern.

Die Abwicklung eines Revitalisierungsfalles beginnt mit dem Antrag um Förderung, dem die örtliche Besichtigung durch den zuständigen Gebietsbetreuer, die Besprechung der geplanten Maßnahmen mit dem Förderungswerber, die Beurteilung der Vorhaben im Hinblick auf die vorhandene Substanz, die Art und Weise der Ausführung und eine gutachtliche Stellungnahme folgen. Nach Vorliegen aller für die Beurteilung erforderlichen Unterlagen (Kostenvoranschläge, Pläne, historisches Dokumentationsmaterial) wird vom Gebietsbetreuer ein Fördervorschlag formuliert und das Projekt am „Revi-Tisch“ präsentiert. Nach Beschlussfassung des Vorschlags durch die Landesregierung ergeht die Förderzusicherung an den Förderwerber. Während der Ausführungsphase werden auf Wunsch Beratungen aber auch Kontrollen durchgeführt.

Aus dem „Revitalisierungsfonds“ wird aber nicht nur die Erhaltung von historisch wertvollen Objekten gefördert, sondern wesentlich auch deren Umgestaltung zum Zwecke einer zeitgemäßen Nutzung, allerdings unter Wahrung des charakteristischen historischen Erscheinungsbildes. Zurzeit werden rund 200 Projekte pro Jahr behandelt, von denen rund 120 finalisiert werden.

Seit 1996 wird vorbildlich revitalisierten Objekten das Prädikat „Steirisches Wahrzeichen“ verliehen. Die jährlich stattfindende Feier samt Verleihung des Prädikats gilt als Dank der Landesregierung an die ambitionierten Objekteigentümer und die an der Revitalisierung beteiligten Handwerker.

Eines der in diesem Jahr ausgezeichneten Bauwerke ist zum Beispiel das neben der Wallfahrtskirche „Maria Strassengel“ gelegene Prälatenhaus spätgotischen Ursprungs. Das barockisierte und jetzt revitalisierte Haus dient privaten und öffentlichen kulturellen Zwecken. (Bild 7)

Oder der Vierseithof Weiß in Hartl, der 1717 errichtet, in 10 jähriger Arbeit zum Wohnsitz für die ganze Familie umgebaut wurde. Der Hausherr ist Instrumentenbauer und richtete sich nicht nur eine neue Werkstatt ein, sondern fertigte auch Fenster und Türen selbst. (Bild 5)

Als sehr beliebt unter den an Revitalisierung interessierten Gebäudebesitzern gilt die jährlich stattfindende Informationstour durch steirische Regionen, bei der in Arbeit befindliche oder bereits erfolgreich abgeschlossene Revitalisierungsprojekte besichtigt werden und die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch in Gesprächen mit den jeweiligen Bauherrn wahrgenommen wird.

Verfasser/in:
Karin Wallmüller, Bericht
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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