16/11/2010
16/11/2010

Podiumsdiskussion im Rahmen der 150-Jahr-Feier der ZiviltechnikerInnen am 10. November 2010 an der TU Graz.

Das Erreichen der Energiewende ist eines der drängendsten Probleme der Gegenwart. Und es wird an den Ingenieuren liegen, dieses Problem in der Praxis zu lösen. Technologien und Konzepte sind vorhanden. Ihre Umsetzung geht aber viel zu langsam vor sich. Über diese Fragen diskutierte gestern eine hochkarätige Runde unter anderen mit Franz Fischler und Helmut Kramer auf Einladung der Kammer der ZiviltechnikerInnen für Steiermark und Kärnten.

Unter der Leitung des ORF-Journalisten Peter Resetarits, diskutierte gestern auf der TU-Graz ein prominent besetztes Podium über das Verhältnis von Politik, Wirtschaft und vorhandener Ingenieurskompetenz im Zusammenhang mit den anstehenden Herausforderungen zum Erreichen der Energiewende.

Der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler, der in seinem Impulsvortrag auf die dramatischen möglichen Folgen des Klimawandels hinwies und vor allem auch die Importabhängigkeit der Europäischen Union bei fossilen Brennstoffen hervorhob, plädierte für einen Paradigmenwechsel auf Basis einer „Biobased Economy“, bei der nicht nur der Energieverbrauch allein, sondern alle stofflichen Kreisläufe nicht erneuerbarer Ressourcen in den Fokus genommen werden müssen.

Der Energieexperte Ingo Sonnek und der Präsident der Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen, Georg Pendl wiesen darauf hin, dass den Ingenieuren schon heute ein breites Spektrum an Technologien und Konzepten zur Verfügung steht, um die Energiewende meistern zu können. Woran es in der Energiepolitik, insbesondere in Österreich, vor Allem fehlt, ist die langfristige Verlässlichkeit. Kurzfristige Aktionen, wie etwa einmalig punktuell zur Verfügung gestellte Budgetöpfe für Energiesanierungsmaßnahmen oder zur Photovoltaikförderung können nicht wirklich einen Systemwandel herbeiführen.

Helmut Kramer, langjähriger Leiter des Wirtschaftsforschungsinstitutes, verwies in diesem Kontext auf das enorme sofortige Energiesparpotenzial, das im Bereich der Sanierung des Altgebäudebestandes vorhanden ist und das mit dem eingesetzten politischen Instrumentarium nicht wirklich abgearbeitet werden kann.

Harald Kainz, Vizerektor der Technischen Universität Graz warnte in der Diskussion auch davor, dass das hohe Kompetenzniveau, das ZiviltechnikerInnen in Österreich heute haben, durch die Umstellung auf das Bachelorsystem mittelfristig deutlich an Qualität verlieren könnte, weil der notwendige Wissenschaftsbezug beim Einsatz modernster Technologien zur Bewältigung des Klimaproblems im Zuge einer rein anwendungsorientierten Ausbildung nicht mehr gewährleistet werden kann.

Einig war man sich in der Diskussion, dass von der Politik nachhaltige Impulse erst dann zu erwarten sein werden, wenn der Druck aus der Zivilgesellschaft für eine nachhaltige Energiepolitik groß genug ist.

Die Veranstaltung, die aus Anlass des 150 Jahr Jubiläums der ZiviltechnikerInnen auf Einladung der Kammer der ZiviltechnikerInnen für Steiermark und Kärnten stattfand, hat jedenfalls klar aufgezeigt: Die ZiviltechnikerInnen verfügen heute schon über die nötigen Technologien und Kompetenzen, um die Energiewende schaffen zu können. Woran es aber für eine rasche Umsetzung immer noch mangelt, ist eine ausreichende politische Entschlossenheit auf allen Ebenen und, daraus resultierend, die wirtschaftliche Investitionsbereitschaft in die dafür nötigen Maßnahmen und Infrastrukturentwicklungen.

KONTAKT:
Kammer der ZiviltechnikerInnen für Steiermark und Kärnten
Mag. Armin Ruhri
armin.ruhri@ztkammer.at
T 0316/ 82 63 44 - 27
www.ztkammer.at

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