09/05/2007
09/05/2007

Student Housing, Ljubljana

Fakultät für Mathematik, Uni Ljubljana

Sozialer Wohnbau Poljane, Ljubljana

Haus SB, Ljubljana

Hauptplatz in Koper

Strand in Portoroz. Alle Fotos: Karin Wallmüler

Student Housing

Student Housing

Housing L

Villa Artes, Portoroz, Slowenien

Die Exkursionsteilnehmer lauschen gespannt dem Vortrag der Kunsthistorikerin Dr. Sonja Ana Hoyer. Foto: Spela Leskovic

Die Exkursionsteilnehmer lauschen gespannt dem Vortrag der Kunsthistorikerin Dr. Sonja Ana Hoyer. Foto: Spela Leskovic

Am 21. April 2007 begab sich die ZV Steiermark mit 34 Architekturinteressierten nach Sowenien, um im Rahmen einer zweitägigen Exkursion neueste Bauten von Ljubljana bis Koper zu besichtigen.
"In weiter Ferne so nah"

Ein Reisebericht von Maria Nievoll.
Fotos: Karin Wallmüller

In weiter Ferne so nah, nämlich einen Katzensprung oder eine zweistündige Autobusfahrt: Wenn das überhaupt alles geht und metaphorisch irgendwie noch zusammenpasst, dann beschreibt es den Aufbruch in das Projekt SLOwenien der ZV Steiermark und die Ankunft in der Hauptstadt Laibach anlässlich der Exkursion sehr gut. Unter strahlendem Himmel, wie man so sagt, besichtigten 34 ArchitektInnen SLO-Projekte:

1. Ein Studentenheim in der Laibacher Potočnikova 52 des Büros (Matija) Bevk (1) – (Vasa J.) Perovič: mit viel Esprit, großzügigen Wohneinheiten und ebensolchen charakteristischen duftenden genoppten Plastikböden in grellen Farben. Das Heim liegt an einer stark befahrenen Straße, ist jedoch durch einen ansehnlichen Park mit Baumbestand davon getrennt. Die großzügige Lounge oder Halle ist einladend möbliert; die Architekten haben sich für die Ausstattung der öffentlichen Bereiche viel einfallen lassen; sie weist auf ein Prestigeprojekt hin. Die 56 Wohneinheiten sind eher nüchtern, die Balkone mit einzeln gefertigten Alulochblechen als Fensterläden versehen – der Fassade wird damit noch einmal Raum abgewonnen. Außergewöhnlich

2. Die Fakultät für Mathematik von Pevk-Perovič in der Jadranska 19 ebendort, indem wir dem Plastikboden folgen, der sich auch hier findet. Die Fakultät wurde geschichtlich bedingt auf einen privaten Bau aus zwei Geschoßen gepfropft, sie selbst besteht aus drei; dieser Hybridisierung wurde durch eine Fassade mit teilweise öffenbaren mit Streifenmuster bedruckten Gläsern entgegen gewirkt, unbedruckte Gläser markieren die Gemeinschaftsbereiche vor allem an den beiden Köpfen der Geschoße. Der große Hörsaal ist mit noch nie gesehenen horizontal beweglichen Sitzen ausgestattet: Ein absolutes Novum für die GrazerInnen! Eine Innovation, die das leidige Gefühl, während der Vorlesungen am Sessel anzuwachsen, sofern man es auf den meist schlechten Bänken oder Stühlen bei meist schlechtem Licht und schlechter Luft überhaupt aushält, sofort schwinden lässt. Der Eingangsbereich ist durch die Eigentumsverhältnisse – unten privat, oben öffentlich – unerwartet klein. Das Gebäude insgesamt spiegelt mit seiner Form die Physikfakultät gegenüber.

Drittens und viertens und fünftens ebenso viele soziale Wohnbauten, bspw. das gelungene Projekt „Poljane“ in der Poljanska cesta von Špela Videčnik und Rok Oman von OFIS arhitekti, mit 650 Wohneinheiten, hochgezogen in weniger als achtzehn Monaten, was einer Wohnung pro Tag entspricht. Dann eines, das besonders billig war, das „Polje“ Projekt von Bevk-Perovič Arhitekti am Stadtrand von Laibach in Polje 371-376, bestehend aus sechs Baukörpern mit insgesamt 78 Wohneinheiten und einem großzügigen Park dazwischen. Jeder Bau hat zwei Eingänge, einen Haupteingang und einen Hintereingang für Fahrräder und anderes Sperriges. Die Häuser vergibt die Stadt Laibach an Unterprivilegierte, das Grundstück liegt entsprechend auch hinter dem Frachtenbahnhof, aber das kann der Begabung der Architekten Bevk Perovič nichts an, sie wird unter diesen schwierigen Umständen vielmehr besonders sichtbar: es ist ihnen eine Art Dorfplatz gelungen, auf dem sich, wie wir uns überzeugen können, an diesem strahlenden Frühlingstag die BewohnerInnen, darunter viele RollstuhlfahrerInnen, gerne aufhalten.

In Sežana auf dem Weg nach Koper besichtigen wir noch einen sozialen Wohnbau von Dekleva Gregorič arhitekti gegenüber einem Spar Markt in der Cesta na Lenivec 6, bestehend aus insgesamt drei Baukörpern und ein wenig Landschaftsgestaltung rundherum. Die Bauten streben rot und modern nach oben, wobei man zu bemerken meint, dass in der Entwicklung sukzessive Abstriche gemacht werden mussten.

Noch in Laibach spazieren wir vom Zentrum nach Krakovo, einem jetzt denkmalgeschützten und deswegen idyllischen Dorf, in dem Dekleva Gregorič arhitekti aus einem Schuppen oder Lager ein cleveres Wochenendhaus mit Lichtschächten gemacht haben, genannt XXS Haus, gelegen in der Kladezna ulica. Das Haus ist für ein Paar, das die Woche über auf dem Land lebt. Ein perfektes Haus, das man gerne der Qualität und Einfachheit wegen mit dem Haus Blejec in Pot v smrečje 28A, zwischen einer Einfamilienhaussiedlung und einem Waldrand gelegen, vergleicht. Die Architekten Bevk in Perovič haben das Erdgeschoß um 90° aus der Struktur herausgedreht und den Bau zu den Nachbarn hin bis auf ein opakes Glasband entlang der Oberkante dicht gemacht. Dafür ist der Wohnbereich im ersten Geschoß auf der dem Wald zugekehrten Seite voll verglast.

Apropos genoppter duftender Plastikboden: Noch einmal sollten wir ihm begegnen, wieder in einem öffentlichen Gebäude, diesmal in Koper am Titov trg Nr. 4 oder Hauptplatz. Das junge Büro Plusminus30 führte dort selbst zusammen mit der Kunsthistorikerin Dr. Sonja Ana Hoyer, wofür sich die Exkursionsteilnehmer selbstverständlich bedanken! Es handelt sich um einen Umbau zweier öffentlicher Gebäude aus der Renaissance, der Armerija und der Foresterija, daneben lag und liegt der Palast des Prätors. Um eine Uni, genauer eine Fakultät für Humanwissenschaften plus den Sitz der Primorska Universität unterzubringen, errichteten Plusminus30 noch einen Neubau hinter den historischen Bauten, der vom Hauptplatz aus nicht sichtbar ist. Der neue Teil ist gut gelungen und wird allen Funktionen gerecht, der Umbau auch, aber nur eingeschränkt – man müsste die Geschichte besser kennen; man hat jedenfalls das Gefühl, dass man sich nicht ganz zwischen neuer Architektur oder meinetwegen Behutsamkeit und Erhaltung um jeden Preis entscheiden konnte. Ein Beispiel dafür sind Wandfresken, deren mehrere Schichten man um jeden Preis sichtbar machen will, oder auch Teile einer bemalten Holzdecke, die etwas unmotiviert von der Decke abgehängt wurden. Zwei Gefängniszellen im Erdgeschoß aus der Zeit, als dort noch Österreicher herrschten, wurden erfolgreich in Büros umgewandelt.

Die letzte Station war die Villa Artes von AA kultura auf einem schwierigen steilen Hanggrundstück an der Straße, die sich nach Portorož hinunter dreht. Ein gut durchdachtes Wohnprojekt mit acht zur Küste orientierten Wohneinheiten mit Gärten und historischen Zitaten wie einer großen Halle, von der aus die Wohnungen erschlossen werden, was sie außerdem vom Verkehrslärm ein wenig abschirmt. Die Straße soll stillgelegt werden, und dann wäre das Wohnen hier ein Traum – wäre, denn es läuft ein Prozess um die Benützungsbewilligung. Es wurde lokaler Stein verwendet, auch die Streifenfassade wurde historischen Stadtpalais der Küstenstädte nachempfunden.

Allgemeines
Fabian Wallmüller (Graz), Spela Leskovic und Ales Kosak (AKSL Arhitekti, Ljubljana) haben die Exkursion bis ins Detail geplant und mit den slowenischen ArchitektenkollegInnen perfekt organisiert. Die Zentralvereinigung Steiermark dankt den beiden herzlich. Sie dankt auch der Firma bene, dem großzügigen Hauptsponsor, und der Firma Spar für die Lunchpakete.

Nächstes Jahr veranstalten wir eine Exkursion nach Friaul. Martin Krammer und Špela Hudnik haben im Café neben der Kathedrale in Koper am Hauptplatz diesbezüglich bereits erste Gespräche mit einem jungen Kollegen aus Friaul geführt, während die Gruppe die Uni besichtigte… Alle Interessierten sind schon heute dazu eingeladen!
(1) Aussprache: Be-uk

Verfasser/in:
Maria Nievoll,
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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