06/10/2010
06/10/2010

Das Gebäude wertet den Parkbereich des Entenplatzes durch seine zeichenhafte Präsenz als schlanker Solitär auf. Foto: Andreas Buchberger

Die Fassade besticht mit einer klaren Linienführung, die sowohl Ordnung als auch Dynamik in die großflächigen Fassadenelemente bringt. Foto: Andreas Buchberger

Büro, Nikolaiplatz 5, mit dem Bodenbelag "Unify", Farbe: Graphite, bestehend aus Teppichfliesen der Ground Collection von InterfaceFLOR. Foto: Andreas Buchberger

Schaubild Innenraum: Atelier Thomas Pucher

Blick zum Schlossberg, Schaubild: Atelier Thomas Pucher

Atelier Thomas Pucher & Bramberger [architects] - Bürogebäude Nikolaiplatz 5

In eine schwierige und zugleich spannende städtebauliche Lage am Grieskai stellte Thomas Pucher gemeinsam mit Bramberger [architects] mit dem Bürogebäude Nikolaiplatz 5 einen sehr ruhigen und reduzierten Baukörper, der durch seine skulpturale Erscheinung identitätsstiftend wirkt.

Die heutige Gestalt des Platzes erklärt sich aus der sich verändernden und verdichtenden Bebauung der Murvorstadt über einen langen Zeitraum hinweg. Ursprünglich befand sich auf dem schmalen Bauplatz ein Bootshaus, das nach der Regulierung der Mur durch ein Lagerhaus ersetzt wurde. Vor rund 15 Jahren wurde dann eine Tiefgarage quer unter dem ganzen Platz errichtet und die Fläche darüber eher lieblos begrünt. Unverändert blieb dabei der Grundstückszuschnitt, der auch Lage und Grundfläche des Neubaus vorgibt, der sich bis auf 1,5 cm an die Grundstücksgrenzen wagt. Der Entwurf reagiert auf die heterogene Platzsituation, indem er den zuvor nicht klar gefassten Freiraum in zwei Bereiche teilt. Das Gebäude definiert als klare Begrenzung den urbanen Platzraum des Nikolaiplatzes und fügt sich dabei mit der Gebäudehöhe in den Bestand ein. Zugleich wertet es den Parkbereich des Entenplatzes durch seine zeichenhafte Präsenz als schlanker Solitär auf.

Im geladenen Wettbewerb im Jahr 2007 - dem ersten, der dem „Grazer Modell“ entsprechend durchgeführt wurde - überzeugten die Architekten nicht nur durch die Gestaltung, sondern auch durch die Ausreizung aller technischen und gesetzlichen Möglichkeiten. Durch das unermüdliche Feilen an Details konnte ein Geschoß mehr im Gebäude untergebracht werden als bei den Projekten der anderen Teilnehmer.
Eine Herausforderung war der Umgang mit der bestehenden Tiefgarage, die nur für eine Überbauung mit einem zweigeschoßigen Gebäude in herkömmlicher Ziegel- oder Betonkonstruktion ausgelegt ist. Nicht zuletzt durch eine gemeinsam mit dem Tragwerksplaner Peter Mandl ausgetüftelte konsequente Leichtbauweise, basierend auf einer Stahlrahmenstruktur, wurde die Errichtung von fünf Geschoßen möglich. So bleibt das Gebäude in einer niedrigeren Brandschutzklasse, was Kosten spart. Genau genommen handelt es sich nur um viereinhalb Geschoße: Ganz oben bietet ein Penthouse mit großzügiger Terrasse einen unverbaubaren Blick auf den Schloßberg.

Der Entwurf überzeugte die Entscheidungsträger, unter anderem die von Anfang an eingebundene ASVK, die ursprünglich erlaubte Dichte von 2,5 nachträglich zu erhöhen, wodurch der Einbau einer schon angedachten Galerie im Erdgeschoß und die Einhausung des zunächst offen konzipierten Stiegenhauses möglich wurden. Durch das Mehr an Fläche und die damit verbundene Kosteneffizienz war es möglich, auf, für Grazer Verhältnisse, sehr hohem bautechnischen Standard, etwa was die Fassadenausstattung betrifft, zu bauen. Ein hohes Niveau, das für ein so reduziertes Erscheinungsbild auch notwendig ist, gilt doch: Umso einfacher etwas ausschaut, desto komplizierter ist es herzustellen.

Die Fassade besticht mit einer klaren Linienführung, die sowohl Ordnung als auch Dynamik in die großflächigen Fassadenelemente bringt. Raumhohe Fixverglasungen wechseln sich mit gleich großen, golden schimmernden, aluminiumverkleideten Blöcken ab, die neben dem elegant versteckten Sonnenschutz auch manuell bedienbare Lüftungsöffnungen aufnehmen. Die Blöcke wurden - je nach Mieterwunsch - unterschiedlich tief ausgebaut und bieten Platz für Bücherregale, Stauraum oder sämtliche notwendigen Nebenräume. Der Büroraum selbst kann so als offenes, rund 200 m² großes Atelier genutzt werden. Die Böden von InterfaceFLOR unterstreichen mit ihrem subtilen, von ostasiatischen Mustern inspirierten Design die Einfachheit des Gebäudes und weisen in Sachen Nachhaltigkeit den Weg: Recyceltes Material wird unter Verwendung ausschließlich erneuerbarer Energie verarbeitet. Ein Punkt der für Thomas Pucher, der gerade erst für ein Projekt in Estland als Best Architect 2011 ausgezeichnet wurde, nicht unwesentlich ist.
Egal wohin man schaut, das Haus erinnert an ein Designermöbel: Es passt einfach alles.

PROJEKTDATEN
Bauherr: bauwerk.projekt.entwicklung.GmbH
Projektleitung: bauwerk.projekt.entwicklung.GmbH, Helmuth Fritz
Planung: Atelier Thomas Pucher & Bramberger [architects], Graz
Tragwerksplanung: Peter Mandl ZT GmbH, Graz

Architekturwettbewerb: Juni 2007
Baubeginn: September 2009
Fertigstellung: September 2010

5 Geschoße
BGF: 1000m2

ANMERKUNG DER REDAKTION
Das Bauwerk wurde am 5. Oktober 2010 mit dem Fischer-von-Erlach-Preis 2010 ausgezeichnet.
Der Preis wird seit 2006, nicht zwingend jährlich, vom Verein Grazer Altstadt für hervorragende Renovierungen, Um- und Neubauten in der Grazer Altstadt vergeben.

PRODUKTINFORMATION
Common Ground Collection von InterfaceFLOR
(bezahlte Anzeige der Fa. InterfaceFLOR)

Die Common Ground Collection von InterfaceFLOR (beim Bürogebäude Nikolaiplatz 5 Atelier Thomas Pucher & Bramberger [architects] kam die Designvariante Unify zum Einsatz, Farbe: Graphite) verbindet natürliche Einfachheit mit japanischem Stil. Die fein texturierten Blattmuster der Serie Unify strahlen subtiles, lineares Design und moderne ostasiatische Eleganz aus.
Verschiedene Installationsmethoden erlauben zu einem Höchstmaß an Gestaltungsfreiheit und bestechen durch gehaltvolle Tiefe und stilvolles Äußeres aus.
Die Common Ground Collection punktet zudem in puncto Nachhaltigkeit. Die Teppichfliese enthält recyceltes Material im Garn und in der Rückenkonstruktion und wird unter Verwendung 100 % erneuerbarer Elektrizität produziert.

Verfasser/in:
Martin Grabner, Bericht
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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