13/01/2008
13/01/2008

sonnTAG 209

Es ist über mich gekommen. Über die Haut. Die Haut merkt sich ja alles. Sie hat ein Gedächtnis, sagen sie. Der ganze Sonnenbrand, das hat sie sich gemerkt. Die ganzen Sonnenbrände im Bad. Wie ich ein Kind war. Und die anderen. Die ganze Angeberei. Das hat die Haut nicht vergessen. Und dann geht es wie bei den Schafen in Australien. Die werden blind. Von der Sonne. Ich nicht. Ich bin krank geworden.

Blindheit ist ja keine Krankheit. Es ist eine Behinderung. Weil man nichts sehen kann. Die Krankheit hindert einen am Leben. Das ist ein Unterschied. Und da kann man nichts machen. Oft gar nichts. Auch nicht gegen die Krankheit. Obwohl die Medizin fortschreitet. Fortschritte macht. Da fällt einem dann ein, was man falsch gemacht hat. Wenn man krank ist. Das ist die Tradition von der Kirche. Die Moral. Der Moralische. Wenn man schwach ist.

Wenn man wieder gesund ist, macht man weiter. Das ist die Tradition von der Wirtschaft. Und von der Politik. Da ist man dann wieder Gesindel. Der Vorteil, der eigene. Das treibt einen an. Da ist man dann gleich wieder normal, wenn man wieder gesund ist. Da geht es lustig weiter. Mich treibt nichts mehr an. Ich mach auch nicht mehr weiter. Weil es kein Weiter mehr gibt. Warum auch. Immer weiter führt auch nirgendwo hin. Nur weiter weg. Von dem, wo ich schon war. Oder sein werde. Weiter weg. Das ist so.

Ich werd immer schneller müde. Oft von gar nichts. Ich habe gar nichts gemacht, aber müde bin ich. Eigentlich die ganze Zeit. Immer müde. Aber richtig schlafen kann ich auch nicht. Es kommt ja dauernd wer herein. Es ist nie eine Ruhe. Und Besuch kommt auch noch. Obwohl ich gar nichts zum Reden weiß. Nicht mehr. Früher hab ich viel geredet. Dauernd. Und lustig war ich. Jetzt ist nur mehr Galgenhumor. Aber das ist schlechter Humor. Weil das Lachen stecken bleibt. Nicht im Hals. Das steckt im Kopf. Dort bleibt es stecken. Weil es nicht lustig ist, wenn es einem so geht.

So viel zum Denken ist noch. Und so wenig Zeit. Aber schneller denken geht nicht. Alles kann man sich eh nicht denken. Das ist hoffnungslos. Und mit den Medikamenten geht es sowieso nicht richtig. Weil man sich nicht konzentrieren kann. Wenn man hinten fertig ist, weiß man gar nicht mehr, wo man vorne angefangen hat. Wo es herkommt. Kein Anfang. Und das Ende weiß man auch gleich nicht mehr. Alles trüb. Und dann weg. Wie früher mit den Träumen. Nach dem Aufwachen alles weg. Das war selten, dass ich mir da was gemerkt hab. Außer die Wiederholungen. Das ist schon gegangen. Da hab ich gewusst, das kenn ich. Was man kennt, kann man sich ja leicht merken. Das Neue nicht. Das muss man lernen. Wiederholen. Bis es sitzt. Dann hat man es sich gemerkt. Wie die Haut.

Das Adrenalin werd ich vermissen. Jeden Tag ein Achterl. Oder mehr. Den Kick. Wenn man den Vorteil findet, wo eigentlich keiner ist. Wenn man schneller ist. Geschickter. Oder härter. Das Leben kann ja hart sein. Und da ist es schon besser, wenn es einen anderen trifft. Mich muss es nicht unbedingt treffen. Da heißt es aufpassen. Ständig. Das ist spannend, dass man nicht unter die Räder kommt. Dass man oben sitzt und lenkt. Das Schicksal selber bestimmen. Schneller sein. Geschickter. Härter. Dass man den Vorteil hat. Nicht wie jetzt. Jetzt kann ich selber nichts mehr machen. Gar nichts. Und kein Adrenalin. Das ist ja kein Leben, wenn nur die Hoffnung bleibt. Von der Hoffnung hab ich nichts.

Aufstehen kann ich noch. Und herumgehen. Manchmal rauch ich eine. Draußen. Herinnen darf man nicht. Es ist ein Krankenhaus. Schmecken tut es nicht, aber die Zeit vergeht. Und man hat etwas zu tun, was man kennt. Das beruhigt. Weil man eh ständig mit was herum tut, was man nicht kennt. Im Kopf. Das hört nie auf. Das geht herum. Im Kopf halt. Das ist was Neues. Aber das kann man nicht lernen. Und merken kann man sich das auch nicht. Weil es nichts zum Merken ist. Es ist was Finales. Ein Schluss. Kein logischer. Meiner. Es geht dem Ende zu. Das hab ich oft gehört. Gesagt hab ich es selten. Ich hab es selten sagen können. Müssen. Obwohl ich viel fertig gemacht hab. Viele.

Die Tage werden wieder länger. Mehr Licht. Länger. Wenn die Sonne scheint, kann ich länger denken. Mir etwas merken. Es verschwindet später. Dann geht es mir besser. Und ich hab wieder eine Hoffnung. Ich weiß, dass das normal ist. Das ist bekannt. Lichte Momente. Wenn die Krankheit Pause macht. Dann ist eine Pause. Bis es wieder weiter geht. Tabletten, Spritzen, Infusionen. Das weiß ich alles. Das hab ich alles nachgelesen. Wie es angefangen hat. Und dann trotzdem noch ein Tag. Und noch einer.

Aus dem Fenster schauen. In den Fernseher. Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte. Hab ich nicht. Eine Ordnung war sowieso immer in meinem Leben. Ganze Ordner voll Ordnung. Rechnungen. Dokumente. Und die Bank. Das Geld. Immer eine Ordnung. Die Schulden auch. Alles abgeheftet. Abgelegt. Da brauch ich nichts mehr tun. Das ist getan.

Vom Tod weiß ich nichts. Und vom Sterben auch nicht viel. Das große Sterben hab ich nie erleben müssen. Und für das kleine war ich immer zu feig. Da bin ich nicht dabei gesessen und habe zugeschaut wie sie gegangen sind. Manche kämpfen. Das hab ich hier erfahren. Das Stöhnen. Das Luftholen. Dann die lange Pause. Dann wieder. Und immer wieder. Und dann nicht mehr. Das will ich nicht. Aber das weiß man vorher nicht. Interessieren tut es mich schon. Ob dann ein Licht ist hinten. Wenn die Dunkelheit kommt. Obwohl man sich das nur so vorstellt. Denke ich. Aber das weiß man auch nicht. Keine Schmerzen. Das ist wichtig. Ruhig gehen.

Heute scheint die Sonne. Es ist still im Haus. Das kann sein. Sonntag vielleicht. Sie haben gesagt, dass man am Schluss nicht mehr viel hört. Das kann auch sein. Dass es das ist. Die Medikamente. Die Einkehr. Mit den Drogen. Zeit zum Denken. Oder delirieren. Schreiben werd ich nichts mehr. Das kann man eh nicht schreiben. Dass das nicht geht. Gehen. Ohne die Träume in der Wirklichkeit. Das wahr machen. Wo man geglaubt hat, es ist noch Zeit. Aber Zeit ist nicht.

Das Presshaus wär noch schön gewesen. Ein kleines Paradies schaffen. Einmal noch. Ein gutes Haus baut man ja zwei Mal. Beim zweiten Mal dann richtig. Weil man beim ersten Mal nichts weiß. Gar nichts. Von der Schönheit. Und der Ruhe. Wie es sein könnte. Das weiß man nicht beim ersten Mal.

Das Presshaus wär noch schön gewesen. Ein kleines Paradies schaffen. Einmal noch. Ein gutes Haus baut man ja zwei Mal. Beim zweiten Mal dann richtig. Weil man beim ersten Mal nichts weiß. Gar nichts. Von der Schönheit. Und der Ruhe. Wie es sein könnte. Das weiß man nicht beim ersten Mal.

inzest IV

© 2008 by Albert Pall

Ich möchte alle ermutigen, Jesus zu fragen: „Wo ist mein Platz in der Politik? Wo willst Du mich gebrauchen? Was soll ich tun oder lassen?“ Da müssen unsere Aktionen ihren Anfang haben. Niemand sollte einfach loslaufen ohne das Reden Jesu gehört zu haben. Wenn wir Jesus fragen, antwortet er auch. Meine Erfahrung: er antwortet meistens so einfach und auch logisch, dass ich meine, das könne gar nicht Er sein, sondern das müssten meine Gedanken sein. Aber mal ehrlich: kann man von sich aus auf die Idee kommen, bei der OB-Wahl zu kandidieren? Ich jedenfalls nicht, und ich würde es auch nicht tun. Noch ein Zweites: Er stellt meistens Aufgaben jenseits der Grenze, die ich mir noch menschlich zutrauen würde. Aber so ist Jesus nun mal. Er will, dass mein Glaube wächst. Und das ist gut so. (Walter Weiblen, Bundesvorsitzender der PBC, Deutschland, August 2007)

Artikel 1: 1. Kultur ist nach freiheitlichem Verständnis ein Überbegriff, der die künstlerische Betätigung und ihr Ergebnis einschließt. 2. Da jeder Mensch für sich selbst klärt, was er als künstlerischen Ausdruck betrachtet, lässt sich Kunst im materiellen Sinne nicht allgemeingültig und ausschließlich definieren. Eine begriffliche Festlegung würde den Anspruch der Kunst auf volle innere und äußere Freiheit einengen. 3. Der unverzichtbare Anspruch auf volle innere und äußere Freiheit der Kunst wird nur durch die allgemeingültige Rechtsordnung eingeschränkt. In einer demokratischen Gesellschaft unterliegt jede künstlerische Ausdrucksform der uneingeschränkten Freiheit der Kritik. (aus dem Parteiprogramm der FPÖ, April 2005)

Artikel 17a. Das künstlerische Schaffen, die Vermittlung von Kunst sowie deren Lehre sind frei. (derzeit geltendes österreichisches Staatsgrundgesetz (StGG) über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger für die im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder)

Wir setzen uns dafür ein, dass Kunst nicht als Luxus für sich immer wieder neu formierende ”Kultureliten” isoliert wird, sondern dass allen die aktive und passive Kunstausübung ermöglicht und die Teilhabe an unseren Kulturgütern zugänglich gemacht wird. Die öffentliche Kulturförderung muss dies berücksichtigen, indem sie individuelle Spitzenbegabungen fördert und gleichzeitig durch eine qualifizierte Breitenförderung möglichst vielen die Gelegenheit eröffnet, sich künstlerisch zu engagieren. Staatliche Kulturförderung darf nicht zu Abhängigkeiten der Kulturschaffenden führen. (aus dem Grundsatzprogramm der ÖVP, 1995)

In den Museentempeln der Bundeshauptstadt müssten ihre Direktoren nicht nur über die Renovierung der baulichen Maßnahmen, sondern auch über das Engagement der Mitarbeiter frei entscheiden können. Beamtete Schauspieler passen dabei nicht so recht ins Konzept der Zentrumpartei. Den Nicht-Ankauf der Klimt-Bilder bedauert die Zentrumpartei und tut dies abgesehen vom identitätsstiftenden österreichischen Wert dieser Kunstwerke. Wem es gegönnt war, diese Bilder zu betrachten, eventuell mit einem ASM-Violinkonzert im Kopfhörer, der könnte in seinem Innersten einen Paukenschlag an das Tor der Unendlichkeit verspürt haben. (von der Website der Zentrumpartei Austria)

Der Kunstbegriff ändert laufend seine Bedeutung. Für allgemein gültige, verbindliche Definitionen lassen sich weder notwendige noch hinreichende Bedingungen finden. Doch stehen hinter den verschiedenen Vorstellungen von Kunst immer auch Weltanschauungen und Lebensentwürfe. Wichtig für grüne Kunstpolitik bleibt daher, dass die Wahlmöglichkeiten gewährleistet bleiben und keine Macht allein Kunst definiert. Der Freiraum, der Künstlerinnen und Künstlern vom Staat gewährt wird, ist ein Maßstab für dessen Liberalität und dessen Wunsch nach Pluralität. Dieser Freiraum zeigt sich nicht nur in der selbstverständlichen Beachtung des Verfassungsartikels zur Freiheit der Kunst. Er zeigt sich vor allem in der Förderung kritischer Diskurse. (aus dem Grundsatzprogramm Die Grünen, 2001)

Ein Kulturprogramm seiner Partei kenne der Autor, Filmemacher und wahlwerbende KPÖ-Kandidat Kurt Palm "nicht wirklich", sagte er gegenüber der APA. Er kandidiere auch nicht "aus kulturpolitischen Gründen". Kurt Palm, der "gern einmal über bestimmte Kulturthemen nachdenken will", hält jedenfalls ein Kunstministerium für notwendig, und weiters, dass die Struktur der Bundestheater "neu angeschaut" gehört. Kritik übt auch er an der Finanzierung der Salzburger Festspiele. "Das ist ein Festival für Wirtschaftsbosse, das sich selbst finanzieren muss. Die Subventionen sollten zum Film umgeleitet werden", so Palm. (derStandard.at, 24.01.2007)

Insbesondere der sozialpolitischen Komponente räumt das BZÖ in der politischen Arbeit eine besondere Priorität ein: Für eine problem- und bedürfnisorientierte, bürgernahe und sozial gerechte, nachhaltige Politik für alle Generationen mit echter Hilfe und Unterstützung für jene, die sie tatsächlich brauchen, statt für alle, die sie wollen. (aus "Agenda Orange", 24. November 2006)

(2) Sozialdemokratische Kulturpolitik sorgt dafür und schafft die erforderlichen Freiräume, dass Tendenzen gesellschaftlicher Entwicklungen erkannt, gezeigt, benannt und öffentlich diskutiert werden. Sie fördert und unterstützt daher nicht nur Kunst, sondern sämtliche kreative Milieus. In diesem Sinne sind daher unter anderem auch Bildung, Wissenschaft und Medien Felder der Kulturpolitik, da auch sie wesentlich zum Selbstverständnis einer Gesellschaft und dessen kritischer Reflexion sowie zur Alltagskultur beitragen. (aus dem Grundsatzprogramm der SPÖ, 1998)

"Meine erste literarische Prosa war ein Parteiprogramm. Bis dahin war ich nur mit ein paar Liedtexten und kleinen Szenen aufgefallen. Den Einwand, ein Parteiprogramm sei keine Literatur, lasse ich nicht gelten. Es stimmt, dass die meisten Parteiprogramme keine Literatur sind. Beim Verfassen von Parteiprogrammen scheint man den Eindruck, es handle sich um Literatur, sogar ängstlich vermeiden zu wollen. Schade. Die Folgen sind bekannt. Parteiprogramme lesen die wenigsten. Das scheint sogar gewollt. Parteiintern lässt sich jeder Einwand wegwischen mit dem Hinweis: Das steht so im Parteiprogramm. Man fühlt sich ertappt, das langweilige, gleichwohl wichtige Stück nicht gelesen zu haben, und schweigt". (Hans Fraeulin)
ALBERT PALL, geboren 1959 in Zell am See, lebt und arbeitet in Graz.

Verfasser/in:
Albert Pall
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