28/05/2007
28/05/2007

Ein umlaufender Fries von Fotomontagen im Foyer der Katholischen Hochschulgemeinde in der Grazer Leechgasse lässt an einen Sehschlitz denken, der Aussichten in ein Universum gewährt, wie wir es auf den ersten Blick aus diversen Ansichten zu kennen glauben. Aber, muss vorweg erinnert werden, nur Wenige werden kleinste Ausschnitte des uns umgebenden Kosmos in einem sehr vagen Sinn als bekannt beschreiben. Kosmos ist in der Astronomie die Bezeichnung für die Gesamtheit aller Himmelskörper und den sie umgebenden Raum, in der traditionellen Philosophie ist er die Summe oder der Inbegriff aller Dinge. Die Frage, ob die Welt einen zeitlichen Anfang hat, räumlich begrenzt oder unendlich ist, zieht sich durch die Philosophiegeschichte von der Antike bis zur modernen physikalischen Kosmologie.

Der Grazer Künstler Arnold Reinisch ist seit Jahren mit der Entwicklung eines Repertoires an Formen und Strukturen in Malerei, Skulptur und Konzepten zugange. Ausgehend vom Tafelbild in Acryl – dessen polychrome Oberflächenstrukturen Assoziationen zum Mikrobereich von Mineralienschnitten erlauben, zugleich aber in einem indifferenten Bereich von Informel und Abstraktion angesiedelt sind – führen Reinischs Experimente zu Körperoberflächen, die mineralisch zu sein scheinen, tatsächlich aber, vergleichbar Phänomenen von Camouflage, diese Oberflächen nur simulieren. In einem weiterführenden Konzept kombiniert der Künstler seine Plastiken mit Accessoires wie Rückspiegeln oder Geschwindigkeitsmessern, um sie solcherart in einen Bereich des Absurden, Ironischen, gleichwohl aber in ein selbstreferenzielles Bezugssystem einzubringen. Wenn nun, wie eingangs angedeutet, Fragen um die Un-Endlichkeit des Universums in absehbarer Zeit kaum gültig beantwortet werden können, warum also sollte Arnold Reinisch nicht Fragmente eines simulierten Universums in den Ausstellungsraum bringen beziehungsweise Betrachter aus dem Ausstellungsraum in ein fiktives Paralleluniversum blicken lassen, das es sukzessive auszustatten gilt? Durch diesen fiktiven Raum fliegen Körper wie LeWittite und Meilensteine oder Schwärme von Objekten aus der Werkgruppe stondage. Auf einem namenlosen Ding surft der Künstler selbst durch sein Universum und man ist geneigt zu glauben, dass es sich bei den Lichtpunkten im Hintergrund wiederum um Objekte aus dem Œuvre von Reinisch handeln dürfte. Zieht man etwa zum „besseren“ Verständnis Kurt Vonneguts „chrono-synklastisches Infundibulum“ (Die Sirenen des Titan, 1959) heran, so könnte es allerdings auch sein, dass sich diese Lichtpunkte als Schwarm von im All surfenden Reinischen herausstellen, sich selbst hinterher jagend respektive voraus.

Spacing von Arnold Reinisch ist in der Katholischen Hochschulgemeinde Graz, Leechgasse 24, täglich von 10.00 bis 19.00 Uhr zu sehen. Zur Finissage am 26. Juni wird um 20.00 Uhr ein neuer Werkkatalog vorgestellt.

Verfasser/in:
Wenzel Mracek, Empfehlung
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