20/11/2013

Der im Zweijahresrhyhtmus verliehene Steirische Holzbaupreis zeigt anhand beispielhafter Bauten die Vielseitigkeit des Baustoffes Holz auf.

20/11/2013

Umbau und Erweiterung VS Gabelsberger, Graz, Steirischer Holzbaupreis 2013: Preisträger Innovation. Planung: .tmp architekten | tischler mechs projekte

©: Georg Ott

Höhere Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft, Bruck/Mur, Steirischer Holzbaupreis 2013: Preisträger Schulen und Kindergärten. Planung: Architekten Hussa-Kassarnig ZT GmbH

©: Georg Ott

Stadl, Großlobming, Steirischer Holzbaupreis 2013: Preisträger Gewerbliche Bauten. Planung: Lindner Architektur ZT GmbH

©: Georg Ott

EFH Richter-Trummer, Graz, Steirischer Holzbaupreis 2013: Preisträger Einfamilienhäuser. Planung: Rupert Richter-Trummer

©: Georg Ott

massive_living, Wohnbau Wittenbauerstraße, Graz, Steirischer Holzbaupreis 2013: Preisträger Mehrgeschoßige Wohnbauten. Planung: Architekt DI Peter Zinganel

©: Georg Ott

Atelier am Kogl, Semriach, Steirischer Holzbaupreis 2013: Preisträger Arbeit & Wohnen. Planung: Johannes Kaufmann Architektur

©: Georg Ott

Graz Linien Hauptwerkstätte, Steirischer Holzbaupreis 2013: Preisträger 'Besser mit Holz'. Planung: Architekturbüro Kampits&Gamerith

©: Georg Ott

Holzmuseum St. Ruprecht, Steirischer Holzbaupreis 2013: Preisträger Handwerk. Planung: Bau:Kultur:GesmbH

©: Georg Ott

Neun steirische Holzbauten wurden am 15. November 2013 in der Helmut-List-Halle mit dem Steirischen Holzbaupreis 2013 ausgezeichnet. Aus über 110 Einreichungen hat die Jury unter dem Vorsitz des Vorarlberger Architekten Helmut Dietrich die Preisträger erkoren.

Die Jury:

_ Juryvorsitzender: Architekt DI Helmut Dietrich
, Dietrich | Untertrifaller Architekten
_ Professor TR Herbert Majcenovic, Holzbau-Sachverständiger
_ Univ.-Prof. DI Dr. Gerhard Schickhofer, TU Graz - Institut für Holzbau und Holztechnologie
_ DI Heimo Suntinger, Landesinnungsmeister Holzbau Kärnten
_ DI Gunther Hasewend, Landesbaudirektor i.R.

DETAILS ZU DEN PREISGEKRÖNTEN PROJEKTEN

Umbau und Erweiterung VS Gabelsberger, Graz
Preisträger Innovation
Bauherr: GBG Gebäude- und Baumanagement Graz GmbH,  Planung: .tmp architekten | tischler mechs projekte.

Innovationen – nach J. Schumpeter neue Kombinationen vorhandener Dinge und Kräfte – erfordern Pioniergeist verbunden mit Hartnäckigkeit und Überzeugungskraft, um Beharrung und Widerstand zu überwinden und verstehen sich quasi als ‚Endlosschleifen‘ der Slogans ‚Think‘ (created by IBM) und ‚Think different‘ (created by Apple). Der Umbau und die Erweiterung der Volksschule Gabelsberger offenbart uns eine Vielzahl an Innovationen. Als Innovation 1 kann der Wandel vom entbehrlichen, da veralterten, Badehaus hin zu einem modernen ‚Bildungsbau‘ verstanden werden. Innovation 2 ist die klar strukturierte Raumerweiterung verbunden mit einer konstruktiv gelungenen und sichtbar gemachten Kombination der im Neubau eingesetzten Holz-Massivbauweise in Brettsperrholz mit der im Bestand vorherrschenden Ziegel-Massivbauweise. Neue pädagogische Konzepte und der in Bildungsfragen erforderliche Reformwille finden ihre Berücksichtigung in der Innovation 3. Die jedem Geschoßgrundriss ablesbare Anordnung des Klassenzimmers, des Gruppenraums und des überbreiten Erschließungsbereichs lässt eine durchdachte und gewollte Interaktion zwischen diesen Räumen erkennen und erlaubt eine vielseitige Nutzung der licht- und luftdurchfluteten Geschoße. Der Leitsatz der VS Gabelsberger ‚Uns ist das Kind in seiner Gesamtheit wichtig‘ wurde mit diesem Erweiterungbau glaubwürdig umgesetzt. (Text: G. Schickhofer)

Höhere Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft, Bruck/Mur
Preisträger Schulen und Kindergärten
Bauherr:
 BIG Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H., 
Planung:
 Architekten Hussa-Kassarnig ZT GmbH.

Dem Entwurf der Schule wurden planerische Grundsätze zugrunde gelegt, deren konsequente Einhaltung die Jury zur Auszeichnung dieses Bauwerks im Bildungsbereich wie folgt motiviert hat: 1. Der neugebaute Schul-Bauteil als Ort der Verbindung von Tradition und Innovation, zwischen alter Bausubstanz und dem neuen, durch Holz von der Tragkonstruktion über die Fassade bis in wichtige Details ausgezeichnet geprägten Bauwerk, erfüllt in hohem Maße die gewünschte Aufgabe der Bewusstseinsbildung für den hervorragenden Baustoff Holz in der dahin orientierten Ausbildungs-Anstalt. 2. Der moderne Einsatz von Fotovoltaik an der Fassade, der großflächige Aufbau von Sonnenkollektoren auf dem Internatsdach, die bauökologische Wahl der Baustoffe und die Gebäudeausstattung als Niedrigenergiehaus bestimmen das Erscheinungsbild des Gebäudes. 3. Zusammenfassend wird das gesamte Objekt zum Anschauungsmaterial und Lehrmittel für baukulturelle Nachhaltigkeit. Durch den ständigen Schüler-Durchfluss wird das erlebte Objekt mit Multiplikator-Effekten aus dem Alltag des Schullebens von den Schülern in das Praxisleben mitgenommen. (Text: DI. Gunther Hasewend)

Stadl, Großlobming
Preisträger Gewerbliche Bauten
Bauherr: Bull Bau GmbH, 
Planung: Lindner Architektur ZT GmbH.

Als Teil einer luxuriösen Golfhotelanlage inmitten des wunderbaren Landschaftsraumes an der Mur stellt die Umnutzung eines vormals landwirtschaftlich genutzten Stadels eine Besonderheit dar. Über dem ehemaligen Kuhstall wurde im mächtigen Volumen des darüber liegenden Stadels ursprünglich das Heu gelagert. Während der Kuhstall umfassend erneuert werden musste, um den modernen Wellnessbereich aufnehmen zu können, wurde der darüber liegende Heustadel möglichst behutsam adaptiert. 10 zweigeschoßige Suiten mit integrierten Loggien wurden in den Bestand integriert, und erfüllen trotz aller geometrischen Beschränkungen des Bestandes die hohen Wohnansprüche der Gäste. Neben dem respektvollen Umgang mit dem Bestandsgebäude überzeugt die gediegene, materialgerechte Implementierung der neuen Bauteile. Sichtbare Balkendecken, massive Eichenböden und -möbel schaffen eine zeitgemäße Neuinterpretation, die sich die Qualitäten des vorgefundenen Stadels zunutze macht, ohne folkloristisch zu werden.

EFH Richter-Trummer, Graz
Preisträger Einfamilienhäuser
Bauherr: Elisabeth Kapfer und Rupert Richter-Trummer, Planung: Rupert Richter-Trummer.

Im Kontext einer typischen Vorstadtsiedlung mit freistehenden Einfamilienhäusern erscheint das Haus auf den ersten Blick fast wie ein Fremdkörper. Die kubischen Formen und ihre Abstufungen, verschieden große und unregelmäßig gesetzte Fensteröffnungen, die ebenso unregelmäßig vergraute Bretterfassade, die sich etwas ruppig ausnimmt, machen klar, dieses Haus will sich gar nicht erst in den Reigen der netten Häuschen integrieren. Hier werden andere Themen in den Vordergrund gestellt. Die Bauherren setzen weniger auf oberflächliche Repräsentation als auf hohe Wohn- und Freiraumqualitäten, somit auf optimale Nutzung des wertvollen Baulandes. Das kompakte Haus entfaltet im Wohngeschoß eine erstaunliche Großzügigkeit, die durch den unmittelbaren Bezug zum Garten noch gesteigert wird. Man spürt, hier lässt es sich auch für Kinder wunderbar leben. Dass alle Möglichkeiten mit Bedacht genutzt wurden, zeigen auch die beiden Dachterrassen, die das Erlebnis des Blickes in die Weite dem Wohnen im Grünen hinzufügen. Dass das Passivhaus ökologisch und energetisch höchst ausgefeilt ist, und mit allen Ressourcen, auch den eingesetzten finanziellen Mitteln verantwortungsvoll umgegangen wurde, überzeugte die Jury besonders.

massive_living, Wohnbau Wittenbauerstraße, Graz
Preisträger Mehrgeschoßige Wohnbauten
Bauherr: Die Frohnleitner, Planung: Architekt DI Peter Zinganel.

Eine holzbauadäquate Architektur verbunden mit statisch-konstruktiv und bauphysikalisch korrekten Detaillösungen sind das A+O eines gesamtheitlich funktionierenden Holzbaus. Dieses gesamtheitliche Lösungskonzept setzt einen integralen Planungsprozess voraus, der beim Projekt ‚massive_living‘ eindrücklich zum Ausdruck kommt. So wurden bereits im Entwurfsstadium zwei wesentliche Prinzipien hinsichtlich der Effizienzsteigerung des Bauens mit Brettsperrholz befolgt. Es wurde darauf geachtet, dass sämtliche Wandelemente über die gesamte Geschoßhöhe durchgehend und ohne große Öffnungen ausgebildet werden konnten, ein Umstand, der die Verschnittmenge im Zuge der Herstellung auf ein Minimum reduzierte. Zudem wurden sämtliche Anbauten als Sekundärkonstruktionen umgesetzt, weswegen Balkone konstruktiv vom Gebäude getrennt wurden. In kompakter Form wurden hier 22 Wohneinheiten als Dreigeschoßer umgesetzt und widersprechen im positiven Sinne dem Slogan ‚Timber is the new concrete‘ – geprägt vom Architekten A. de Rijke. Vielmehr gelingt es ‚massive_living‘ mit holzbauadäquaten Haustechnik- und Fassadenlösungen dem Slogan ‚Holz ist nicht der neue Beton. Holz ist anders!‘ gerecht zu werden. (Text: G. Schickhofer)

Atelier am Kogl, Semriach

Preisträger Arbeit & Wohnen
Bauherr: A.D. Humele, Planung: Johannes Kaufmann Architektur.

An einem steil nach Osten abfallenden Hang oberhalb von Semriach gelegen, verkörpert das Atelierhaus einen an Klarheit und Reduktion kaum zu übertreffenden Typus des Urhauses. Assoziationen zu den ehemals landschaftsprägenden, landwirtschaftlichen Bauten drängen sich förmlich auf. Die Schlichtheit des Baukörpers findet in der Ausformung der Fassade, einer fein ziselierten offenen Haut aus Fichtenleisten, die das Haus vollflächig bekleidet, seine kultivierte Entsprechung. Die subtile Semitransparenz der hölzernen Haut lässt in geschlossenen Zustand die räumliche Raffinesse des Hauses erahnen. Ein ausgefeilter und zugleich leicht zu bewegender Schiebefaltmechanismus ermöglicht es, große Teile der Fassade nach außen zu öffnen. Die einzige große Öffnung nach Westen zur Straße hin markiert den Eingang und eröffnet mit einem durchgestalteten, unbeheizten Durchlass die Raumsequenz des Atelierhauses. Eine kleine, auf das notwendige reduzierte, aber dennoch sehr behagliche Wohneinheit zur rechten, der große, wohl proportionierte Atelierraum zur linken, bilden das Erdgeschoß, im Untergeschoß öffnet sich ein unbeheizter Sommer-Atelierraum nach Osten und nutzt die Topografie des Hanges. Neben der Klarheit und Stringenz des Konzeptes mit der Bauaufgabe und Ort zusammengeführt werden, überzeugt die ausgefeilte Detaillierung des Hauses ebenso, wie die hohe Präzision und Qualität der Ausführung des Holzbaues bis ins kleinste Detail.

Graz Linien Hauptwerkstätte
Preisträger Kategorie Besser mit Holz
Bauherr: 
Holding Graz Linien , Planung: 
Architekturbüro Kampits&Gamerith.

Timber meets Mobility. Mit diesem Slogan könnte das Unternehmensziel der Holding Graz Linien, nämlich die Reduktion des privaten Verkehrsaufkommens zur nachhaltigen Verbesserung des Klimas im Raum Graz mit dem Neubau der Werkstättenhalle für Reparatur+Service sowie des integrierten Multifunktionsgebäudes in aller Kürze zum Ausdruck und in Verbindung gebracht werden. Für die Errichtung der Dachkonstruktion der Halle wurde eine intelligente Kombination von Brettschichtholz (BSH) und Brettsperrholz (BSP) gewählt. So werden die rund 22 m Hallenspannweite mit BSH-Trägern stützenfrei überspannt, worauf ein aufgelöstes BSP-Shed-Faltwerk einerseits für eine optimale Belichtung sorgt und andererseits Platz für solare Energiegewinnung bietet. Schon beim Betreten der Halle wird die angenehme Wirkung dieser bis ins Detail eindrucksvollen Architektur und Ingenieurleistung spürbar, weswegen es auch nicht verwunderlich erscheint, dass das Personal lieber im hellen, ja geradezu wohnlichen Bereich der Holzhalle, als im benachbarten Bereich der Stahlhalle tätig sein möchte. (Text:G. Schickhofer)

Holzmuseum St. Ruprecht
Preisträger Handwerk
Bauherr: 
Das Holzmuseum, 
Planung: 
Bau:Kultur:GesmbH.

Beim ersten Blick nichts Außergewöhnliches! Beim zweiten Blick wird man nachdenklich! Und dann fährt man hin und schaut es sich an: Und sieht ein perfektes Bretterdach, außen und innen jeweils makellos ausgeführt, und eine Gaupe, deren komplexe Geometrie in jedem Detail perfekt gelöst wurde. Ecken, Kanten, Anschlüsse und Verschneidungen auf kleinstem Raum und alles sieht so klar und einfach aus. Da haben Architekt, Konstrukteur, Holzbaumeister, Spengler, Glaser und Bauleiter ihr Handwerk wirklich verstanden. (Text: Heimo Suntinger)

Außerdem wurde ein Publikumspreis vergeben. Aber das ist eine andere Geschichte!

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