21/10/2012
21/10/2012

Das Pilotprojekt Jakominiviertel 2009 bis 2012, präsentiert von Eberhard Schrempf, Leiter der CIS, Stadträtin Sonja Grabner und Andrea Keimel, Abteilung für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung Graz (v.l.n.r.)

©: Stadt Graz

Eröffnung des roten (Lauf-)Teppichs in der Jakoministraße in Graz am 22.09.2010, mit SR Sonja Grabner, GR Andrea Pavlovec-Meixner und Bürgermeister Siegfried Nagl.

©: Stadt Graz

Das Pilotprojekt Jakominiviertel 2009 bis 2012

Es sind durchaus sympathische Ergebnisse, die nun von Stadträtin Sonja Grabner gemeinsam mit dem Leiter der CIS, Eberhard Schrempf, und Andrea Keimel von der Abteilung für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung präsentiert wurden. Seit Start des Ready-Steady-Go-Projektes im Jahre 2009 bezogen vierzig neue Unternehmen ihr Quartier im Jakominiviertel. (Die Stadträtin wies dabei darauf hin, dass das Projekt von jeher immer auf die Entwicklung des gesamten Stadtviertels und nicht nur auf die der gleichnamigen Gasse ausgerichtet war.) Auf dem roten (Lauf-)Teppich rund um Jakoministraße und Klosterwiesgasse befinden sich aktuell dreiundneunzig Unternehmen mit rund 140 Arbeitsplätzen. Zu den klassischen Geschäften und Handwerkern haben sich nun auch - was ein erklärtes Ziel des Projektes war und durch Fördermaßnahmen auch unterstützt wurde - Unternehmen aus dem Kreativbereich wie Architektur- und Designbüros, Fotografen, Werbeagenturen oder Modelabels gesellt. (Wenn ein wenig Ironie gestattet ist, kann durchaus auch das Erotikfachgeschäft in der Jakoministraße zur Kreativbranche gezählt werden.)

Als weitere Erfolge sehen die Verantwortlichen eine Wertschöpfung von ca. 2,5 Millionen Euro für den Bereich, gesteigerte Werbewert- und PassantInnen-Frequenzzahlen und eine überwiegenden Teils positive Resonanz in nationaler und internationaler Presse. Regelmäßige Führungen durch das Viertel und temporäre Veranstaltungen wie das Fashion Lab im Rahmen des jährlichen Designmonats der CIS hätten wie viele andere Veranstaltungen zu diesen Ergebnissen beigetragen, wurde unisono berichtet. Wenn man nun auch die dort ansässigen Kunst- und Kulturvereine wie das ESC, Rhizom, Augenpause, 4 Elements oder CuntRa zählt - eine Erfolgstory. Eine Erfolgsstory? Ja, durchaus. Laut Sonja Grabner wurden sogar die zur Verfügung stehenden Projektkosten in Höhe von etwas mehr als 700.000 Euro, in denen auch Förderbeiträge, wie die Mietzuschüsse stecken, bis Ende dieses Jahres gegenüber tatsächlichen Ausgaben von rund 550.000 Euro deutlich unterschritten.

Trotzdem, was auch Eberhard Schrempf freimütig von sich aus erwähnte, es wird die Gentrifizierung des Viertels einsetzen. So wurde der Leerstand einer Reihe von Geschäftsflächen im zur Grazbachgasse ausgerichteten Teil der Jakoministraße damit erklärt, dass hier private Investoren die dazugehörigen Häuser gekauft haben. Insgesamt befinden sich derzeit sieben Objekte rund um die Laufbahn in unterschiedlichen Projektentwicklungsphasen. So erfreulich natürlich solche Aufwertungen des Viertels auch sein mögen, sie machen auch hellhörig. Ein ursprünglich durchschnittlicher Mietpreis von 5–7 Euro pro Quadratmeter könne auf Dauer nicht gehalten werden, sagte ebenso offen Schrempf bei der Pressekonferenz.  Selbstverständlich kann keine der etlichen Ich-AGs im Viertel für ihr wirtschaftliches Überleben die Stadt oder die CIS verantwortlich machen. Im Gegensatz dazu sind aber kulturelle Einrichtungen selten profitabel und in Zeiten, in denen die Förderbudgets immer mehr herabgeschraubt werden, noch mehr vom guten Willen eines Vermieters abhängig. Eine City of Design trägt die Verantwortung dafür, Profit und Kreativität in Balance zu halten. Graz hat hier eine große Chance, anderen Städten, bei denen nach Aufwertungen von Stadtteilen aufgrund der kaum mehr leistbaren Mieten die Nomadisierung des Kreativen einsetzte und bunte Vielfalt durch geldorientierte Monokultur erstickt wurde, eine andere Gangart vorzuleben. Schrempf versprach ganz fest, sein Pflänzchen gemeinsam mit dem Citymanagement jedenfalls nicht in Stich zu lassen.

2013 werden auch in der Jakoministraße die Straßenbahnschienen erneuert und damit der mittlerweile stark verschmutzte rote Belag vorübergehend entfernt. Überlegungen, die Gehsteige auf Straßenniveau abzuflachen beziehungsweise auf ein durch Weichen gesteuertes Einschienensystem hier umzustellen, um so die engen Wege zu verbreitern, wurden aber wieder verworfen. Einerseits konnte für die hohe Taktfrequenz der Straßenbahnen keine zufriedenstellende Lösung gefunden werden, andererseits befürchteten Verkehrsexperten eine erhöhte Unfallgefahr für die Fußgänger, erklärte dazu die Stadträtin. Aber ein weiterentwickelter, resistenterer roter Belag wird laut Eberhard Schrempf nach der Erneuerung wieder aufgetragen.

Denken wir also positiv. Ready, Steady, Go! als Startsignal eines Wettbewerbes hat mit Gewinnen zu tun. Für Kunst und Kreatives im Jakominiviertel sollten die Verantwortlichen aber auch die Wandlung des olympischen Gedankens im Auge behalten. Schneller, Höher, Stärker wurde durch Dabeisein ist alles abgelöst.

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