22/10/2007
22/10/2007

Timm Ulrichs hinter seiner Camouflage

Das Innere der Ausstellung im Museum der Wahrnehmung MUWA mit dem im Geviert verlaufenden Steg des Architekten Armin Lixl.

Timm Ulrichs Soldateska. Fotos von Wolfgang Croce.

TIMM ULRICHS, 1940 in Berlin geboren, Architekt, emeritierter Universitätsprofessor und Künstler hat am Grazer Museum der Wahrnehmung MUWA „Kunst im öffentlichen Raum“ gestaltet. Rechtzeitig zur Eröffnung seiner Ausstellung im MUWA gab er Daniel Spoerris Rasenbank einen würdigen Rahmen mitten im Grünen: Camouflage heißt auch sie.

Der Begriff „CAMOUFLAGE“ bedeutet im Französischen zweierlei: „Tarnung“ oder „Täuschung“, ein „Unsichtbar“-Machen und: als „Irreführung“ verstandene Technik der sozialpsychologischen Abwehr. in beiderlei Sinn versteht sich die Ausstellung TIMM ULRICHS: „CAMOUFLAGE“, und doch betritt das Museum der Wahrnehmung MUWA mit dieser Schau Neuland und einen neuen Boden: es ist das erste Mal, dass mit TIMM ULRICHS ein Künstler das Haus selbst in seinem äußeren Erscheinungsbild in sein künstlerisches Konzept mit einbezieht. für die Ausstellungsdauer lässt er das Museum der Wahrnehmung MUWA fast völlig unter der Tarnkappe eines Tarnnetzes verschwinden.

Auch der Innenraum präsentiert sich in einer völlig neuen Form. Nahezu total möchte man nennen, was da im MUWA passiert: auf einem Steg gelangt der Betrachter über ein Feld von mehr als 500 Spielzeug-Soldaten, die über den boden robbend ein „Wimmelbild“ abgeben. Camouflage wird zudem als Modetrend in Szene gesetzt oder – um nur ein Bespiel zu nennen - als ein getarntes Schachspiel. Die zeitliche Spannweite der Arbeiten reicht von der Mitte der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts bis heute.

TIMM ULRICHS, oft als konkreter Poet, Konzeptkünstler, Body-Artist und Performer bezeichnet, sieht sich selbst als „Totalkünstler“. Diese Totalität hatte TIMM ULRICHS lange vor Andy Warhol und anderen eingefordert, indem er sich selbst als „erstes lebendes Kunstwerk“ bezeichnete und ausstellte.

Die Definition vom „Totalkünstler“ ließe sich aus zweierlei Perspektiven betrachten: zum einen im Hinblick auf die Heterogenität und Variabilität des Gesamtwerks TIMM ULRICHS’, zum anderen generiert er sich aus verschiedenen Inspirationsquellen und ist so weniger als Begriff für einzelne Arbeiten, sondern eher als Formel für den gesamten und unabschließbaren Schaffensprozess zu verstehen. Im eigentlichen Sinn bezeichnet TIMM ULRICHS’ Auffassung von „Totalkunst“ einen reflektiven ästhethischen Prozess, der für geläufige Wahrnehmungsmuster und Weltsichten sensibilisiert und neue Formen findet.

Heuer ist es exakt 30 Jahre her, dass TIMM ULRICHS an der 6. Documenta in Kassel unter der Leitung Manfred Schneckenburgers teilnahm. Auch in graz ist er bereits mehrfach aufgetreten. Und heuer wird auch Werner Fenz seinen Textbeitrag zur Ausstellung im Museum der Wahrnehmung MUWA in einem Begleitheft vorlegen. Werner Fenz ist übrigens ist der einzige Österreicher, der TIMM ULRICHS unter Tage begrüßen durfte: in der Lurgrotte bei Peggau, 1990 anlässlich der Einweihung von dessen Installation „mit den Fingerspitzen“, seinen stalktiten-stalagmiten-ähnlichen bronzenen Händen. (Text: Werner Wolf, MUWA)

TIMM ULRICHS "CAMOUFLAGE" - Zwischen Täuschung und Enttäuschung
bis 31.01.2008
im MUWA
Museum der Wahrnehmung
Friedrichgasse 41, 8010 Graz
T +43 (0)316/81 15 99
F +43 (0)316/81 15 99-4
muwa@muwa.at

Öffnungszeiten:
Täglich außer Dienstag, von 14.00 Uhr bis 18.30 Uhr
Führungen, Studien- und Lernwerkstätten: von Montag bis Freitag nach Vereinbarung

Verfasser/in:
Redaktion GAT, Empfehlung
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