09/10/2017

TRANSEGRITY

Temporäre Installation anlässlich des steirischen herbst 2017 zwischen Palais Attems und Mursteg.

Auftragswerk steirischer herbst

Leider beginnt am 16.10.2017 der Abbau

Konzept & Planung
Studio Magic & Daniela Brasil

Tragwerksplanung
Engelsmann Peters GmbH (Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefan Peters, Dipl.Ing. Michaela Summer)

in der GAT-Serie architektur> werden Bauwerke innerhalb und außerhalb Österreichs präsentiert, die an der Schnittstelle von Architektur und Kunst einzuordnen sind. Bei der Kuratierung werden Projekte von AkteurInnen bzw. ProtagonistInnen mit Bezug zur Steiermark bevorzugt.

09/10/2017

Installation TRANSEGRITY – beliebter Treffpunkt beim Festivalzentrum vor dem Palais Attems im 'steirischen herbst' 2017, Schloßbergplatz, Graz

Architektur: Studio Magic & Daniela Brasil©: LippZahnschirm
©: LippZahnschirm
©: LippZahnschirm
©: LippZahnschirm
©: LippZahnschirm
©: LippZahnschirm
©: LippZahnschirm

Where are we now? – diese Frage stellt der steirische herbst 2017 anlässlich seines 50-jährigen Bestehens. Einer mögliche Annäherung an diese Frage stellt sich STUDIO MAGIC mit ihrer Installation TRANSEGRITY, einem Teil des diesjährigen Festivalzentrums am Schloßbergplatz vor dem Palais Attems.

Der Titel der Arbeit ergibt sich aus einer spielerischen Zusammenführung des Präfix „trans“ (über, durch, quer durch) und „tensegrity“ (einem englischen Kofferwort – „tensional integrity" – benannt durch Buckminster Fuller. Es definiert ein strukturelles System, das mit Hilfe von Zug und Druck isolierter Elemente als Stabwerk funktioniert). Transegrity, dessen zentrale inhaltliche und formale Idee auf der des „Tschechenigels“ beruht, hinterfragt territoriale Aneignung und Raumgestaltung durch physische Konstruktionen.
Der „Tschechenigel“ wurde ursprünglich als Verteidigungsobjekt während des zweiten Weltkriegs eingesetzt – durch seinen Einsatz wurden und werden auch heute noch Grenzen bzw. Territorien markiert und definiert.
Anstatt der üblichen Dimension und der üblicherweise verwendeten Materialen Holz bzw. Beton besteht Transegrity zu einem großen Teil aus drei normal aufeinander stehenden, überdimensionierten Holzstreben, dem Igel. So transformiert sich an ihrem Einsatzort, dem Grazer Schloßbergplatz, eine normalerweise zum bloßen Durchgang genutzte Passage, in einen Platz, der zum Verweilen einlädt und die Möglichkeit bietet, vertrauten Stadtraum neu wahrzunehmen. Verstärkt wird das Konzept durch die Installation von LED-Streifen, welche bei Einbruch der Dunkelheit die massive Struktur in ein farbig leuchtendes Feld umwandelt. Die bestimmte Anordnung der Farben Grün, Blau, Weiß und Pink lässt die Besucher, je nach Blickwinkel, unterschiedliche atmosphärische Wirkungen erfahren.

In der Ebene werden einzelne Igel zum Einsturz gebracht oder markieren stehend ihr Territorium, in der Höhe lösen sich wiederum andere aus ihren festen Verschraubungen und „schweben“ als Tensegrity-Struktur über den Platz. Sie wachsen hinaus und verbinden sich mit der Fassade, sie verlassen die Ordnung der darunter liegenden Struktur und gehen über in ein „schwebendes“ Kräftesystem. Der scheinbaren Instabilität wird eine relative Unzerstörbarkeit entgegengesetzt: Die Verbindung zwischen den Zug- und Druckelementen – dem Stahlseilen und den Holzstreben – schafft die benötigte Stabilität. Die Wahl dieser architektonischen Elemente, sowie deren Zug- sowie Druckkräfte, für die Umsetzung der konzeptionellen Intention führt zu einem philosophisch und sozialen Kommentar zu Handlungen, welche man in der Natur und Gesellschaft beobachten kann: Beständigkeit gegenüber dynamischer Synergien.

Ausgehend von der Überzeugung, dass das Finden neuer Formen des Miteinanders dem sozialen Zusammenhalt nicht nur zuträglicher ist, sondern auch eine Fülle an Potenzialen für eine zukünftige Gesellschaft mit sich bringt, wird bewusst ein militärisches Hindernis zweckentfremdet. Igel transformieren sich von einem militärischen Objekt, der Panzersperre, in eine Metapher, die die Möglichkeit in sich birgt, unsere politischen Standpunkte – wie das Errichten physischer bzw. psychischer Grenzen – zu hinterfragen. Ist es nicht an der Zeit uns über und durch Grenzen zu bewegen?

Englisch > Seite 2

Transegrity is an installation developed by Studio Magic for the Festival center of the 50th Steirischer Herbst, in response to the year’s leitmotiv question “Where are we now?”. Making a playful conjunction of the prefix “trans” (across, beyond, through) and “tensegrity” (already a portmanteau – tensional integrity – made by Buckminster Fuller to define structural principle that works with tension and compression of isolated elements), the work wants to address questions of territorial appropriation and placemaking through its physical constitution.

The core idea evolved out of the Czech Hedgehog. This object, firstly used by the Czech as an anti-tank obstacle defense during the WWII, was particularly effective in urban combat. Over-dimensioning the hedgehogs and making them of wood stacks instead of concrete and metal was the first choice of the project: to mark the territory by creating a penetrable field, a deconstructed obstacle that transforms the linearity and straightforwardness of the common forms of movement in this passageway of Graz into a warm place to stay. This in intensified by the light concept, using LED light stripes that change the space as the night falls, dissolving even more the structure into a colorful lightning field. The combination of the light colors change as the visitors move around the installation: facing the river one sees warm white and green, facing the mountain the space becomes pink and blue.

Hanging on top of the hedgehogs, the tensegrity structures might create again an uncomfortable feeling. The principle of the tensegrity enables the dissolution of the pillars and solidity of the wooden stacks into a suspended system of forces. Its apparent fragility is counter posed by its relative indestructability: it is in the relationship between different structural behaviors (tension and compression) and different materialities (bars and cables) that the system stabilizes. The choice of this architectonic element in the conceptual framework suggests a form of stability that is based on a system of active forces of compression and tension. A philosophic and social comment on behaviors that can be observed in this structure but also in nature and in society: fixity in opposition to dynamic synergies.

Departing from the premise that creating synergies through reinventing forms of togetherness and playfulness in public spaces are fairly more effective in creating social cohesion within diversity than any form of physical defense, protection and enclosing - this project deliberately appropriates a military obstacle, transforming it into a metaphor to rethink our political stand points. Isn’t it time to move across and beyond the borders that we are at now?

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