10/01/2012
10/01/2012

Wie man in Zeiten weniger werdender finanzieller Mittel aus einem Markenprodukt ein No-Name-Billigprodukt macht, beliebig und verwechselbar, und wie auch damit nicht gespart werden kann. Für Exzellenz in Forschung und Lehre bleibt kaum Raum, internationale Rankings werden damit keine zu gewinnen sein.

Das Markenprodukt Architekturausbildung an der TU Graz zeichnete sich über Jahrzehnte durch eine Qualität aus, die es für Studierende aus dem In- und Ausland attraktiv machte, hier zu studieren. Die Vielfalt an Möglichkeiten, an Haltungen und Meinungen, die Kreativität und eigenständiges Denken wurden gefördert. International und national reüssierende Absolventinnen und Absolventen, eine vitale Architekturproduktion als Marketingfaktor einer ganzen Stadt sind Zeugen einer langjährigen Tradition. Mit der Umstellung vom Diplomstudium auf das vereinheitlichende Bachelor- und Masterstudium und dem Gebot eisernen Sparens scheinen genau jene Qualitäten weichen zu müssen, die für eine gute universitäre Ausbildung unerlässlich sind, nämlich die Fähigkeit zu selbständigem Denken sowie Zeit und Raum für Kreativität als integrale Ingredienzien guter Architektur.

Der erste Durchgang der Studieneingangsprüfung wirkt dem diametral entgegen, wurde er ausgerechnet in jenes Lehrfach – Gestalten und Entwerfen – integriert, das den Studierenden im ersten Jahr nicht nur das Wesen der Architektur näherbringen soll, sondern auch jedem Einzelnen durch begleitete Selbstreflexion aufzeigen soll, ob die Studienwahl die richtige war. Die erste Annäherung an die Architektur steht nunmehr unter dem Damoklesschwert einer Prüfung, die zweimal wiederholt werden darf. Pauken für die Prüfung statt kreatives Arbeiten und selbständiger Wissenserwerb. Fortsetzung der Schule statt Vorbereitung auf die Universität. Und was vor allem bei den meisten, sowohl bei Studierenden als auch Lehrenden, bleibt, ist Frustration. Bei einer Durchfallquote von fast 40 % und einem schlechten allgemeinen Notendurchschnitt leidet auch die Motivation.

Abschließend noch ein Rechenbeispiel, warum diese Prüfung mehr Geld kostet als sie bringt. Wenn der Sinn darin besteht, die Zahl der Studierenden zu reduzieren (was sonst soll der Nutzen dieser Übung sein?) dann wird diese Rechnung kaum aufgehen. Ausgehend von einer bleibenden Durchfallquote von 40% bei jedem Versuch, liegt am Ende die Gesamtdurchfallquote bei gerade mal 10%. Der Aufwand der Prüfung lohnt sich somit wohl kaum. Bei Beibehaltung des ursprünglichen Systems sind es erfahrungsgemäß 20% bis 25%, die nicht über das erste Studienjahr hinauskommen, wenn man die Drop-outs derer, die selbst draufkommen, nicht die richtige Wahl getroffen zu haben, miteinbezieht und wirklich von einem „Nicht genügend“ Gebrauch macht. Die Ergebnisse des ersten Jahres könnten mit geringerem Aufwand noch von einer externen Kommission begutachtet werden.

Verfasser/in:
maus TU Einblicke
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