10/07/2003
10/07/2003

Transformation des Garant Silos in Graz West - eine mögliche Zukunft für "obdachlose" Kinos ? .........
Projekt "Licht und Schatten" zum Wettbewerb "Silos Graz West 2003" im Rahmen von "17 Grazer Kulturbezirke Stadtkulturalltag" ; VerfasserInnen: DI (FH) Petrus Gartler, Barbara Keiml, Roland Lindner, Rudi Steiner

Graz: Kinosterben in der Kulturhauptstadt?

Das Augarten-Kino soll einem Hotel weichen, das Rechbauer-Kino zu einem Cineasten-Klub im Kunsthaus werden.

VON DENISE LEISING

Zwei Grazer Kinos in Gefahr |© Archiv

GRAZ. Ein Gerücht sorgt in der Grazer Kulturszene für Aufregung. Zwei Programmkinos sollen, so geht es um, vom Zusperren bedroht sein: Das Kiz (Kino im Augarten) und das Rechbauer-Kino. Dabei ist keines der beiden in existenzieller Gefahr.

Das "Rechbauer" könnte aber als "Kunstkino" ins künftige Kunsthaus übersiedeln. Und das Augarten-Kino könnte schon in absehbarer Zeit die Leinwand einrollen müssen: Dort ist ein Hotel geplant.

Dieter Pochlatko, Betreiber des "Rechbauer", bestätigt die Pläne gegenüber der "Presse". Nach einem Gespräch mit Peter Pakesch, dem Intendanten des Landesmuseums Joanneum, habe er den Eindruck gewonnen, dass es diesem mit der Einrichtung eines Kunstkinos ernst sei. Doch gebe es derzeit weder ein Konzept noch ein Finanzierungsmodell. Wie man hört, soll das Kino im Untergeschoß des Palais Thienfeld, das nach seinem Umbau die gesamte Joanneum-Führung wie auch das Haus der Architektur beherbergen wird, Platz finden.

Klappt der Deal mit dem Joanneum, würde Pochlatko das Qualitäts-Label "Rechbauer-Kino" abtreten, den Standort in der Rechbauerstraße aber behalten. Daraus könnte ein kommerziell geführtes Videokino entstehen. Er könne das Kino nämlich nicht ewig subventionieren. Pochlatko macht keinen Hehl aus dem Umstand, dass ihm diese Lösung zusagen würde. Peter Pakesch war für eine Auskunft nicht erreichbar.

Kiz-Chef Nikos Grigoriadis bleibt indes gelassen. An das Gerücht, dass das Kiz zusperren muss, wenn ein Hotel gebaut wird, hat er sich gewöhnt. Tatsächlich gibt es derzeit einen Vorstoß der GBG (Grazer Bau- und Grünland-Versicherungs GesmbH) die sich schon seit Jahren bemüht, im Augarten ein Fünf Sterne-Hotel zu errichten.

Laut GBG-Boss Heinz Weiglein sind die Chancen erheblich gestiegen, weil die Kinderfreunde Steiermark ihr 4200 Quadratmeter großes Grundstück, auf dem das Kiz und ein Kindergarten untergebracht sind, angeblich an ihren Nachbarn, die GBG, verkaufen wollen. Die Kinderfreunde lassen sich diese Option derzeit aber noch offen. Weiglein bekundet Interesse an dem Kauf, weil die 100-Prozent-Tochter der Stadt Graz bei Hotelinvestoren bisher immer abgeblitzt ist.

Das erfolgreiche Kulturkino habe jedenfalls nichts zu fürchten, sagen die Kinderfreunde: Künftige Besitzer seien verpflichtet, die mit Kiz und Kindergarten abgeschlossenen Bestandverträge zu übernehmen.

Im April 2000 hatte der damalige Stadtrat Siegfried Nagl (VP) ein Maßnahmenpaket zur Unterstützung der Innenstadtkinos vorgestellt. Mit einer Förderung von 180.000 Euro wollte man damals die "vermehrte Abspielung von Qualitätsfilmen" erreichen. Gerade die beiden, jetzt mit einem Fragezeichen versehenen Kinos gehörten zu den Empfängern dieser städtischen Gelder.

08.07.2003 Quelle: Print-Presse
Anm. d. Redaktion:
Eine eigenartige Praxis, dass in Graz Kulturhauptstadt 2003 die Kunst Hotels weichen soll, aber glücklicherweise ist das Augarten-Kino durch den geplanten Hotel-Bau nicht in Gefahr. oder doch ?
Und das "Rechbauer-Kino" müsste eigentlich gar nicht so weit siedeln, die "Thalia" gäbe ein außerordentliches Ambiente für ein Kunstkino ab, denn wer schließlich soll die vielen Hotels in der Stadt benützen?
Die Thalia hätte auch für noch mehr Platz ...

Verfasser/in:
Denise Leising
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