27/04/2023

VERSPROCHEN – GEBROCHEN 01

Grenadiergasse 14 – ein Projekt von Immola und WIGA

Die Investoren versprechen mit Visualisierungen hohe Qualität bei der Umsetzung des Siegerprojekts eines Architekturwettbewerbs. Dem ist nicht so. Die Visualisierungen stellen sich nun nach Verkauf und Fertigstellung als Verkaufsschmäh heraus. Die versprochene Platzgestaltung wurde eingespart.

27/04/2023

Bild 1: Grenadiergasse 14, Rendering Immola

Bild 2: Grenadiergasse 14, Rendering Immola

Bild 3: EG-Plan mit Aussenanlagen aus der Verkaufsmappe

Bild 4: Ansicht von oben, Rendering Immola

Bild 5: Parkplatz statt Platz

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Bild 6: Blick auf das Rohbau-Café

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Bild 7: sämtliche neugepflanzte Bäume sind tot

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Bild 8: reale Ansicht von oben, 3D Google-Luftbild

Bild 9: Hof mit altem Baumbestand vor dem Um- und Neubau

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Bild 10: Rendering Wettbewerbsbeitrag, Siegerprojekt

Das Projekt Grenadiergasse 14 geht auf einen EU-weiten, offenen Architekturwettbewerb im Jahr 2005 zurück. Die zuletzt als Schülerheim genutzte und schon länger leerstehende ehemalige Kaserne sollte unter dem Namen „Haus des Verkehrs“ zu einem Ämtergebäude umgebaut und erweitert werden. Den Wettbewerb gewann das Innsbrucker Architekturbüro Machné. Die Jury begründete ihre Entscheidung u.a. so: 

Die Idee des Gebäudes als Dach eines öffentlichen Raumes konnte glaubwürdig materialisiert werden. (…) Neubau und Altbau erzeugen eine Art „Superzimmer“, collagieren einen außenliegenden Großraum aus heterogenen Elementen. (…) Der „Raum unter dem Teppich“ kann für Veranstaltungen aller Art verwendet werden. Vorgeschlagen sind Konzerte, Märkte und Spielflächen für Kinder.“  

Quelle: http://www.gat.st/news/architekturwettbewerb-haus-des-verkehrs-der-neuen...

Nachdem das Projekt von der LIG aufgegeben wurde, kaufte 2015 die WIGA das Areal und holte die Immola für den Neubau mit an Bord. Investoren wollen Gewinne machen und so wurde der im Wettbewerb dreigeschossig konzipierte Neubau um vier Geschosse nach unten vergrößert. Gegen diesen 7-geschossigen, voluminösen Baukörper liefen die Anrainer*innen Sturm. Sie wurden von der damals für die Baubehörde zuständigen Stadträtin Elke Kahr unterstützt. Kahr kritisierte die maximale Ausnutzung der Baudichte. Sie organisierte einen runden Tisch mit dem Ziel der Rückkehr zu ursprünglichen, nicht so voluminösen Entwürfen. Letztendlich wurde der schwebende Baukörper straßenseitig auf vier und innenhofseitig auf drei Geschosse reduziert. 

Der in den Renderings dargestellte und in den Verkaufsprospekten versprochene urbane Raum in Form des „Superzimmers“ wurde bisher nicht realisiert. Architekt Machné meint, der Platz sei nicht fertiggestellt, sein Büro habe sogar einen Ausführungsplan dafür erstellt. Bei der Immola sieht man das anders. Laut Projektleiter Riess hätte die Bau-und Anlagenbehörde keine Auflagen erteilt, den Platz so fertigzustellen, wie er eingereicht wurde. Letztlich sei das eine Sache der Eigentümergemeinschaft, argumentiert Riess.

Geht`s noch? Einreichplanungen sind umzusetzen, dazu zählen selbstverständlich auch geplante Außenanlagen. Angesprochen auf das Studentencafé im Rohbau meint Riess, es sei schwierig einen Pächter zu finden, daher werde dieser Teil derzeit nicht fertiggestellt. Für die Baubehörde sei das nicht von Belang, die kommen ja eh nicht schauen! Und was ist mit dem geplanten, aber nicht realisierten Kinderspielplatz? Riess: „Sie wissen ja, dass das Baugesetz nur den Nachweis der Fläche verlangt“. 

Generalmieter ist der Studentenheimbetreiber greenbox. Martin Berger, der für diesen Standort zuständig ist, sieht keine Chance mehr, dass der Platz noch realisiert wird. Man sei verärgert über die illegal parkenden Autos. Die Tiefgarage stehe aber nur den Eigentumswohnungen zur Verfügung, für die 284 Studentenheimplätze wurden keine Parkplätze vorgesehen.

Die Investoren Immola und WIGA haben die Idee eines qualitätsvollen Platzes während der Bewilligungs- und Verkaufsphase werbewirksam promotet. Sobald das Projekt bewilligt und erfolgreich verkauft oder vermietet war, kümmerten sie sich nicht mehr um diese Versprechungen. Sie hinterlassen eine Schotterwüste, die nun illegal zum Parken verwendet wird.

Wenn die Behörde durch mangelnde Kontrolle bzw. zu viel Nachsicht, dieses Spiel der Gewinnmaximierung auch noch duldet, stellt das der Baukultur ein sehr schlechtes Zeugnis aus. So bringen aufwendige und kostspielige Architekturwettbewerbe nicht den beabsichtigten Erfolg. 

Baubehörde und ASVK könnten ihre Verantwortung durch Überprüfungen noch wahrnehmen.

Projektinfos 

Die Einreichplanung für den Neubau stammt vom Architekturbüro Machné, das sich auch für den Erhalt des Wettbewerbscharakters einsetzte. Wiehn Architektur war für die Polierplanung verantwortlich, Machné Architekten wurden mit Leitdetails beauftragt. Im Neubau wurden freifinanzierte Eigentumswohnungen für Anleger oder Endverbraucher und ca. 80 Studentenheimplätze errichtet. 

Investor und Eigentümer: Grenadiergasse 14 GmbH & Co KG.

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+