30/01/2008
30/01/2008

Traditioneller Bauernhof am Kulm, stimmig in die Landschaft gebettet.

Haus W., Bad Aussee. Planung: Hohensinn Architektur, Graz.

Die Abb. 2-5 zeigen je 2 Beispiele m i t
und 2 Beispiele o h n e Vorbildcharakter.
Fotos: Archiv Baubezirksleitung Graz-Umgebung, Referat für Anlagentechnik und Baukultur

Stilblüten

Anlässlich des 50. Todestages Viktor von Gerambs lud das Volkskundemuseum am 24.01.08 zu einem Abend über Geramb und die Baukultur in der Steiermark. Zugleich wurde die eben herausgegebene Biografie und Bibliografie vorgestellt.

Publikation „Viktor Geramb, 1884 – 1958, Leben und Werk“

Im Buch „Viktor Geramb, 1884 – 1958, Leben und Werk“ von Michael Greger und Johann Verhovsek wird sein Leben und Wirken als Volksbildner, Lehrer, Wissenschaftler und Autor von 1903 bis 1959 nachgezeichnet. Der biografische Teil befasst sich mit den wichtigsten Ereignissen seines Lebens: Die Augenverletzung mit einer Schere führt zur Erblindung des rechten Auges. Der frühe Verlust der Mutter. Studium zuerst der Germanistik, dann der Geschichte und Geografie an der Universität Graz. Dissertation 1907 als Historiker mit der Arbeit über die Grenze zwischen Österreich und Ungarn.
Seine Tätigkeiten im Landesarchiv Steiermark, seine Arbeiten über das Rauchstubenhaus und das Volksliedwerk, seine Arbeit als Hausarchivar beim Grafen Meran und als Sekretär im Kuratorium des Landesmuseums Joanneum, versetzen ihn in die Lage, die Ehe mit Frieda Suppan einzugehen. Sie unterstützt ihn lebenslang in seinen Studien.
Gerambs oft kritisierte großdeutsche Haltung als Nachfolge des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, lässt ihn den Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland begrüßen. Im Laufe der Jahre als die Verbrechen des Regimes ans Tageslicht kommen, wendet er, der weder Mitglied der NSDAP noch Nazi war, sich deutlich ab. Sein ambivalenter Umgang mit Nazi-Größen ist im Buch nachvollziehbar.
Ein roter Faden zieht sich durch das Leben Gerambs: Das Interesse für die bäuerliche Welt in materieller und immaterieller Hinsicht aufgrund seiner Abstammung mütterlicherseits. Diese Beschäftigung führt zur Einführung der „Volkskunde“, der heutigen Kulturanthrapologie auf universitärer Ebene, zur Gründung des Volkskundemuseums und des Steirischen Heimatwerks. Als Vermittler seiner Anliegen ist er in Tageszeitungen, bei Exkursionen und Seminaren volksbildnerisch tätig. Zahlreiche Veröffentlichungen vervollständigen sein Werk, wie im bibliografischen Teil des Buches nachzulesen ist.

Verein BauKultur Steiermark

Eine der Institutionen, die auf Viktor Geramb zurückgeht ist der Verein BauKultur Steiermark (vormals „Heimatschutz in der Steiermark“). 1909 gegründet, ist er um die Qualität des Bauens bemüht.
Traditionell ist der jeweilige Landesbaudirektor Obmann des Vereins. Daneben bilden der Landeskonservator, der Stadtbaudirektor von Graz, Vertreter der operativen Ebene der Landes-Baudirektion, ein Vertreter der Familie Geramb (Herzog), Vertreter der fachspezifischen Ausbildungsstätten und der Kammern (Arch+Ing, Landwirtschaft, Wirtschaft) den Vorstand des Vereins.
Die Aufgabe des Vereins ist die Förderung einer qualitätsvollen Bauentwicklung im Land. Der Ortsbilds- und der Landschaftsschutz gehören ebenso dazu, wie die Pflege der traditionellen Bauweisen in Stadt und Land, die Vernetzung aller an der Baukultur Interessierten und die aktive öffentliche Bewusstseinsarbeit. Seit 1959 und ab 1981 regelmäßig, beinahe im Jahresrhythmus verleiht der Verein den Baukulturpreis des Landes Steiermark, die Gerambrose.
Wie der Geschäftsführer des Vereins, HR DI Amtmann ausführte, bemüht sich die Landesbaudirektion mit der Einführung verschiedener Instrumente wie Wohnbautisch, Leitfaden für den kommunalen Hochbau, Energieberatung, Kooperation mit den Universitäten, usw. um die Qualität des Bauens in der Steiermark. Zufrieden stellende Erfolge sind dabei nicht erzielt worden.
Immerhin hat der Landtag am 12.07.2004 den Beschluss gefasst, Architekturpolitik und Baukultur aktiv zu fördern. Zu diesem Zweck hat der damalige Leiter der LBD, Gunther Hasewend, ein Konzept zur nachhaltigen Entwicklung und Sicherung der Baukultur in der Steiermark vorgelegt und mit dem jetzigen LH Franz Voves abgesprochen.
In diesem Konzept enthalten sind die Einrichtung einer Stabsstelle für baukulturelle Angelegenheiten in der LBD und die weitere Unterstützung von Projekten wie Architekturpreis des Landes, das Jahrbuch des HDA, die Gerambrose, das Internetportal für Architektur und Lebensraum (gat.st) und andere Projekte. Weiters sollen auf regionaler Ebene im Bereich der Baubezirksleitungen Plattformen in Form von Baukulturtischen eingeführt werden. Für die Hauptregionen des Landes sind regionale Gestaltungsleitbilder geplant und in den Kleinregionen, auf Ebene der Gemeinden, werden Gestaltungsbeiräte forciert. Außerdem sollen auf regionaler Ebene Aktivitäten zur Bewusstseinsbildung der Bevölkerung betreut und koordiniert werden.

Bleibt zu hoffen, dass diese Ziele auch von DI Andreas Tropper, dem amtierenden Landesbaudirektor verfolgt und die notwendigen Maßnahmen zur Förderung der Baukultur umgesetzt werden.
Michael J.Greger, Johann Verhovsek
VIKTOR GERAMB
1884 - 1958
LEBEN UND WERK
Buchreihe der Österreichischen Zeitschrift für Volkskunde
Herausgegeben von Margot Schindler
Eigenverlag des Vereins für Volkskunde
Wien 2007

Verfasser/in:
Karin Wallmüller, Bericht
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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