15/01/2004
15/01/2004

Zoetrope, Ausstellung "Die Wunderkammer des Sehens. Aus der Sammlung Werner Nekes", Landesmuseum Joanneum

Kupferstich aus dem 16. Jahrhundert, Ausstellung "Die Wunderkammer des Sehens. Aus der Sammlung Werner Nekes", Landesmuseum Joanneum: von der Mitte ausgehend kreisförmig in einer Linie gestochen, gibt es Rätsel der Machbarkeit auf.

Vortrag von Nicholas Wade, Symposion "Architekturen des Sehens" im Kunsthaus Graz am 10.01.2004, computergeneriertes Porträt im Hintergrund

Guckkasten, Ausstellung "Die Wunderkammer des Sehens. Aus der Sammlung Werner Nekes", Landesmuseum Joanneum

Von Anamorphose bis Zoetrop oder die Vorfahren von Morphing und Animated Gif
Ein Symposion im Kunsthaus behandelte am Wochenende die Entwicklung unserer Wahrnehmung aus der Sicht von Wissenschaft und Kunst

Ziel des im Rahmen der Eröffnungsausstellung EINBILDUNG. DAS WAHRNEHMEN IN DER KUNST stattgefundenen Symposions ARCHITEKTUREN DES SEHENS war die theoretische Einbettung der komplexen und noch immer rätselhaften Phänomene der Mechanismen und Organsisation menschlicher Wahrnehmung. Beleuchtet aus der Sicht von Wissenschaftern, Kunsthistorikern, Philosophen und Künstlern.

Die Produktion von Bildern, ihre Rezeption und Perzeption haben Wissenschaft und Kunst immer schon gleichermaßen beschäftigt: Während wir im 21. Jahrhundert mit Bilder- und Informationsfluten erst umgehen lernen müssen und Bilder als Abbilder von Wirklichkeit längst ihre Gültigkeit verloren haben, dauerte die Entwicklung von der Camera Obscura als erste Möglichkeit ein Abbild von Wirklichkeit zu erzeugen bis zur technischen Reproduzierbarkeit mittles unterschiedlicher Apparate von der Antike bis ins 19. Jahrhundert.
Das „apparatfreie Sehen“, dessen Ende Walter Benjamin mit Aufkommen der „technischen Reproduzierbarkeit von Kunstwerken“ proklamiert hatte, wurde im 20. Jahrhundert durch die These relativiert, dass auch das menschliche Sehen, die Wahrnehmung also, als aktiver Vorgang mittels des menschlichen Sehapparates funktioniert, es somit kein apparatefreies Sehen geben kann.

Einer der sowohl die komplexen Zusammenhänge dieser Meschanismen als auch ihre Geschichte kennt und diese als Filmemacher auch künstlerisch umsetzt, ist Werner Nekes. Als leidenschaftlicher Sammler eröffnet er dem Besucher in der „Wunderkammer des Sehens“ im Landesmuseum Joanneum einen genialen Eindruck davon, wie Wissenschafter und Künstler immer schon mit verschiedensten Apparaturen der Architektur des Sehens näher zukommen versuchten.
So waren Anamorphosen bewusst verzerrt dargestellte Bilder, die erst mittels Entzerrung durch geometrische Spiegelkörper das eigentliche Bild wiedergaben. Dass die Freude an derartigen Verformungen im Zeitalter des Barock erfunden wurde verwundert nicht und erinnert an die mitunter leidenschaftlichen Verformungsaktivitäten mittels Morphing durch die Apparatur des Computers.
Zoetrop ist jene Wundertrommel, die im 19. Jahrhundert als Spielzeug erfunden wurde: In einen Zylinder werden Bildstreifen mit Bewegungsabläufen gelegt, außen befindet sich eine Scheibe mit Sehschlitzen – in Rotation versetzt, eröffnet sich dem Betrachter eine Bewegungssequenz - heute erfreuen sich Kids an Animated Gifs am Computer.
So läßt sich die Geschichte der Architektur des Sehens von A-Z nachvollziehen und erlaubt viele Analogien.

Die Ausstellung EINBILDUNG. DAS WAHRNEHMEN IN DER KUNST im Kunsthaus wurde bis 26.01.2004 verlängert.

Die Ausstellung "Wunderkammer des Sehens. Aus der Sammlung Werner Nekes" im Landesmuseum Joanneum ist noch bis 21.03.2004 zu sehen.

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