21/02/2007
21/02/2007

Renate Kordon: Lichtspiel Spielfeld,1989/91. Foto: wm

Aus einem geladenen Wettbewerb zur „Gestaltung einer multimedialen Dreiecksfläche über den 12 Spuren der Autobahngrenzstelle“ ging 1989 der Entwurf für Lichtspiel Spielfeld der in Graz geborenen und in Wien lebenden Künstlerin Renate Kordon als Siegerprojekt hervor. 1991 wurde die in ihren beweglichen Elementen durch Solarenergie gespeiste, 76 Meter lange und sechs Tonnen schwere Metallplastik fertig gestellt und besteht seither als beidseitig – sowohl in Richtung Österreich, als auch in Richtung Slowenien – gleichwertig lesbares Raumbild über dem Zollabfertigungsgebäude des Grenzübergangs Spielfeld.

Mit dem geplanten Beitritt Sloweniens zum Schengener Abkommen voraussichtlich mit 1. Jänner 2008 und dem Wegfall der Kontrollen des Personenverkehrs stellt sich nun die Frage nach dem Verbleib des noch als Kunst am Bau installierten Lichtspiels. Entsprechend einer EU-Verordnung müssen alle Anlagen zur Grenzkontrolle innerhalb des Schengenraumes abgebaut werden, davon betroffen sind auch die Autobahnzollgebäude Spielfeld.

Wie die Gebäude, befindet sich auch das Lichtspiel im Eigentum der Republik Österreich, Verwaltung und Fruchtgenuss liegen in der Kompetenz der ASFINAG, die das gesamte Autobahnen- und Schnellstraßennetz Österreichs plant, finanziert, betreibt und bemautet. Nach den von Renate Kordon selbst angestellten Recherchen wurde seitens ASFINAG eine Studie bei einem Grazer Raumplaner in Auftrag gegeben, in deren Rahmen Umgang und Nutzung der mit Schengenbeitritt Sloweniens und Auflösung der Zollabfertigungsgebäude frei werdenden Areale im Bereich der B67 erhoben werden. Betroffene Grundeigentümer sind das Land Steiermark, die Gemeinde Spielfeld und Slowenien. Angedacht ist in dieser Studie, die mit April des Jahres fertiggestellt sein soll, dass Teile der Gebäude einer gewerblichen Nutzung zugeführt werden.

An eine „beständige Sicherung“ des Kunstwerkes, so wurde Renate Kordon mitgeteilt, denkt man inzwischen bei der ASFINAG. Die Überlegungen gehen in Richtung einer Erhaltung allein der Überdachung der Abfertigungsgebäude – und des darüber befindlichen Lichtspiels –, die so vielleicht zu einer Fußgängerbrücke umgebaut werden könnte. So ergäbe sich für ein als Kunst am Bau errichtetes Werk die wohl einzigartige und aus kunsthistorischer Sicht interessante Situation, dass ein Gebäude, an dem ein Kunstwerk installiert wurde verschwindet, während das Kunstwerk erhalten bliebe. Kordons ursprüngliches Konzept der beidseitigen Ansicht verweist bereits auf den Gedanken „eine Grenzbarriere aufzulösen“. In einer möglichen Adaption stünde das Lichtspiel hinkünftig auch für die Erinnerung an eine ehemalige Grenzsituation.

Renate Kordon konsultierte in dieser Angelegenheit auch die Rechtsberatung für Künstler der Instyria Kulturservice GmbH. Dr. Rainer Beck, Rechtsanwalt und Sachverständiger für Urheberfragen, weist in diesem Zusammenhang auf die nicht unkomplizierte Rechtslage hin, dass geistiges Urheberrecht nach wie vor für die Künstlerin besteht. Das materielle Urheberrecht allerdings besteht – als Eigentümerin – für die Republik Österreich. Daraus ergibt sich die absurd anmutende Situation, dass bei Erhalt des Lichtspiels keine inhaltlichen und formalen Änderungen ohne Einverständnis der Künstlerin vorgenommen werden dürfen und auch für Wartung und Funktion – vor allem der beweglichen Teile – gesorgt werden muss. Sollte aus Sicht der Eigentümerin das Lichtspiel allerdings als nicht erhaltenswürdig erachtet werde, kann es ohne Rechtfertigung jederzeit verschrottet werden.

In einem Gespräch mit dem Leiter des im Landeskulturreferat eingerichteten Instituts für Kunst im öffentlichen Raum, Univ. Doz. Dr. Werner Fenz, merkte dieser zwar an, dass Bundesangelegenheiten sein Ressort nicht betreffen. Nach seiner Meinung als Kunsthistoriker gefragt, sollte das Lichtspiel jedenfalls, als Beispiel für ein nach Jurybeschluss ausgeführtes Kunstwerk, erhalten bleiben. Neben den formalen und inhaltlichen Aspekten dokumentiert Renate Kordons Werk immerhin zeitadäquates Verständnis und Haltung gegenüber der Kunst am Bau in Österreich zu Ende des 20 Jahrhunderts.

Verfasser/in:
Wenzel Mracek, Bericht
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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