18/12/2003
18/12/2003

ein Vortragsbild
Projekt von Achrainer Jakob

im Rahmen von "HO lz ME - Holz als Innovationspotential für den Wohnbau", AK - Wohnbau 03/04, eine Lehrveranstaltung von Arch. DI Andrea Schröttner, Institut für Städtebau, gab es am Dienstag den 16.12.2003 an der TU Graz einen Vortrag von Architekt Volker Giencke.

...nachstehend der Vortrag zum nachlesen.16.12.2003 TU Graz, HS 1

V.Giencke
WARPVISION „ Von der Rückkehr des Holzes in unsere Innenstädte“

Holz brennt, blutet, raucht, schreit –schreit Holz?
Es quietscht, kracht, biegt sich bevor es bricht.
Holz schwimmt –es quillt und schrumpft, es wächst, es lebt.

Dem Holz verdanken wir das Erdöl, die Kohle, die Pellets –die Bibel und die Bildzeitung.
Kork ist Holz, Zellulose ist Holz.
Das größte Flugzeug der Welt war aus Holz. Unsere Möbel sind aus Holz, unser Spielzeug war es. Das erste Stromlimienmodell um 1920 war aus Holz,
******der BMW von 1941 aus Alu. Pardon!
Die Holländer machen Käse aus Milch und tragen Schuhe aus Holz.
Holz ist eben manchmal hart wie Eisen und dann wieder weich wie Butter...

Menschen klettern auf Bäume, um die Natur zu retten...
Wir sind pro Holz.
Dem Holz verdanken die Vorarlberger Architekten, daß man sie kennt. Der Bregenzer Wald ist aus Holz.
Hätten wir kein Holz, müßten wir es importieren.

Im Sommer dieses Jahres haben meine Studenten an einem Wettbewerb teilgenommen, „Warpvisions –Die Rückkehr des Holzes in unsere Innenstädte“ war der Titel.
Holz ist ein leichter und sauberer Baustoff. Es bringt einen hohen Anteil an Vorfertigung, was schnelles Bauen mit wenig Baustelleneinrichtung und überschaubaren Kosten bedeutet.

Das 1. Projekt besetzt die Dächer der Stadt, zerstört alte und schafft neue Dachlandschaften.
Über den Dächern der Stadt ist der W ohnwert groß und das „urban feeling“ extrem. Heute wohnen Luxusgeschöpfe über der Stadt, morgen sind es wir.
Heute sind wir atrm, aber morgen trinken wir Barolo und rauchen Havanna.
Barolo ist rot und Havanna die Hauptstadt von Kuba.
Wir sind unpolitisch, indifferent und zufrieden.
Anm: das sind wir schon heute, doch keiner weiß warum...
Wir klopfen auf Holz und wünschen uns Glück. Und die Breter auf denen wir stehen, bedeuten für andere die Welt .

Wir sind Meinungsmacher und Ideenspender. Matter of Mind heißt unsere Devise.
Fragt uns, wir wissen Bescheid. –multiple choice ist nicht unsere Sache und wetten ? wetten, das ist uns viel zu billig.
Wir verschenken unsere Ideen.
Was gibt es Größeres als kopiert zu werden?
Erfolg ist keine Maxime, sondern selbstverständlich. Und Kindness is our Success...
Am Telefon melden wir uns mit Hallo!? Das genügt.

Das 2. ausgezeichnete Projekt ist expressiv, hat Biß oder Stich und zeigt Flagge. Wir sind auf der Tour de Force des unverbrauchten Denkens.

Wir sind atemlos, flexibel und manchmal zu schnell.
Wir machen Fehler.
Anders gesagt: Vorraussetzung für den Einfall guter Ideen ist ein schlechtes Gedächtnis.
Vergiß was Du weißt.
Du mußt aus dem Nichts erfinden, ohne auf Wissen und Erfahrung zu bauen.
Das Wissen kommt aus der Vergangenheit, es ist das Gegenteil von Originalität.
Ein leergefegter Kopf ist der Garant für das Unkonventionelle –dessen Feind das Schonbekannte ist.
„Think different“ klingt billig , ist aber wirksam wie Aspirin zum Frühstück.
Die Vorarlberger Zimmermannslehrlinge werden dieses Projekt als Gesellenstück bauen...

Der Preisträger:
Der Preisträger steht über allen, verkörpert 1 und 2.
Er braucht keine Anweisungen zu geben, verkündet keine Theorie.
Er spielt mit dem Baustoff Holz. Es gibt nichts, was nicht möglich ist, und möglich ist, was visionär und beispiellos ist.
Es gibt keine konstruktiven Schwierigkeiten, schlimmstenfalls gestalterische Blockaden. Aber bitte: Gestalt! Gestalt ist sowieso.
Fehler sind normal und sympathisch –zeigen die Experimentierfreudigkeit und Risikobereitschaft des verfassers. „Take the double risk and win!“
Ein freier Geist, Mut und Kompromißlosigkeit.
Auf den Erfolg zulaufen –ich weiß, es spricht sich so leicht und ist unendlich schwierig –aber das ist ein anderes Kapitel, ein anderer Vortrag.
Das Projekt ist keine Provokation. Es ist ein perfekt geplantes, sofort baubares Projekt.
Die Machbarkeit war noch nie ein ernsthaftes Kriterium, -sie ist das Argument der professionellen Neider und Verhinderer, der Möchtegerns und Neunmalklugen. –dh. der einfallslosen Jurien!
Haltung garantiert keinen kreativen Erfolg. Es gibt Architekten, die rühmen sich hunderte Häuser gebaut zu haben und dennoch hat oft das einzige Haus, das gerade sie nicht gebaut haben, die Architektur unendlich beeinflußt.

Verfasser/in:
Redaktion
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