05/01/2008
05/01/2008

Dramolett, frei nach Antonio Fian, geschrieben während der Gemeinderatssitzung am 18.10.2007, beeindruckt von der Debatte über die angebliche Gewaltbereitschaft der Grazer HausbesetzerInnen.

Personen:
Kaspar
Melchior
Balthasar
Sternträger/in
Eine düstere Gestalt/Werner Miedl

1. Szene

(Zwischen Weihnachten und Dreikönigstag, irgendwo in der Grazer Vorstadt. Die Sternsinger, drei Kinder in Begleitung einer erwachsenen Person, welche den Stern und die Sammelbüchse trägt, gehen von Haus zu Haus. In sicherem Abstand folgt ihnen eine düstere Gestalt im Dracula-Kostüm, die sich jeweils während der Hausbesuche hinter Thujenhecken und Forsythiensträuchern und dgl. verbirgt. Nachdem mehrere Haushalte besucht wurden, bekommt die düstere Gestalt hörbaren Schluckauf.)

DIE DÜSTERE GESTALT: „Hicks. Öha!“ Hinter eine Thujenhecke ab.

Vorhang

2. Szene

(Werner Miedl in seinem Büro im Grazer Rathaus. Er notiert seine Wahrnehmungen in ein kleines olivgrünes Notizbuch und murmelt gleichzeitig vor sich hin.)

WERNER MIEDL: „Organisierte Jugendbande … von Erwachsenen angestachelt … maskiert … vorgeblich Farbige … systematischer Hausfriedensbruch … Lärmerregung durch Gesang und Geruchsbelästigung (Weihrauch? Gras??) …“
er kaut und saugt intensiv an seinem Bleistift
„Beschmieren von Haustüren (Geheimcode C+M+B?!) … Erpressen mittels sozialem Druck Gelder von Privatpersonen, die offenbar ins Ausland transferiert werden … angeblich für Hilfsprojekte …“
er öffnet eine Schublade, holt eine Tube heraus, gelt sich seine Haare
„hochinteressant! Da bleib ich dran!“
Er greift zum Telefon, wählt, wartet kurz
„Sigi, ich hab´ da was für den nächsten „Grazer“!“

Vorhang

Verfasser/in:
Hermann Candussi, freie Meinung
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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