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Kommentar
Wie sieht es eigentlich aus in Spielberg?

Als nicht am Rennsport interessierte Bürgerin kam es mir dennoch eines Tages im Mai 2007 in den Sinn, dort Nachschau zu halten und spontan von der Murtal-Schnellstraße abzubiegen.

Erst einmal auf der Suche nach dem Ort Spielberg, der nicht unbedingt leicht zu erkennen ist und sich hauptsächlich als Aneinanderreihung von Häusern nördlich der Landesstraße entpuppt – übrigens mit prächtigem Blick auf das Murtal und seine Berglandschaft. Wie mag es diesen Anrainern jetzt ergehen? Der große Aufbruch in eine Zukunft mit Renn- und Teststrecke samt Ausbildungszentrum ist misslungen. Die abgespeckte kleine Variante noch nicht gesichert. Ich frage mich, ob es diese Anrainer gewesen sind, die sich gegen das große Projekt gestellt haben. Wie ich später erfahre, nein. Dann endlich, das ramponierte Schild „A1 Ring“ auf einer groß dimensionierten Abbiegekreuzung, die eine Vorstellung gibt, wie stark die Verkehrsbelastung zu Zeiten der Austragung der Autorennen gewesen sein muss. Auf der Zufahrtsstraße zum eigentlichen A1-Ring herrscht eine eigenartige Stimmung zwischen Abwarten, Hoffen („Matti bleib auf dem A1 Ring“) und Resignation, die angesichts der darauf folgenden tatsächlichen Rennstrecke in gespenstische Ruhe übergeht. Ja, und jetzt wird auch klar, warum sich hier jemand ganz besonders für die Verhinderung des Mateschitz-Projekts eingesetzt hat: Dieser Anrainer thront in einer romantischen Landschaftsmulde auf einem Südhang direkt über der Rennstrecke, bzw. was von ihr übrig geblieben ist. Und ich frage mich, ob er sich nach gelungenem Widerstand, angesichts der Trümmer und Absperrzäune wirklich wohl fühlt. Eines aber ist typisch für unser Land: Offensichtlich sind wir nicht in der Lage, in einer kultivierten Art und Weise Projekte zu diskutieren und zu kommunizieren, demokratisch abzusichern und dann erst zu verwirklichen. Protest ist viel leichter, speziell, wenn man keine Alternativen anzubieten hat.

Verfasser / in:

Karin Wallmüller

Datum:

Thu 07/06/2007
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