16/01/2004
16/01/2004

Diskussionsveranstaltung mit Frau LH Klasnic in ihrer Funktion als Landeskulturreferentin geriet zur PressekonferenzNun, am 13. Jänner, gab es sie also doch – die von der Akademie Graz unter Emil Breisach schon einmal angekündigte und gleich wieder abgesagte Diskussionsveranstaltung mit unserer Frau Landeshauptmann in ihrer Funktion als Landeskulturreferentin. Diskussion?
Frau Klasnic kam, sah (vollzählig versammelt die Riege der Subventionsnehmer und -bittsteller) und – referierte.

Was wie eine Bilanzpressekonferenz begann, wollte danach nicht mehr so recht zu einer Diskussion werden. Obwohl Frau Klasnic zu Offenheit ermunterte, geriet diese zum harm- oder besser zahnlosen Frage-Antwort-Spiel. Das lag einmal daran, dass einige der Fragesteller ihre Wortmeldung zur Selbstdarstellung missbrauchten und zum Anderen daran, dass Frau Landeshauptfrau (wie sie konsequenterweise nur Frauen titulierten) jedem kritischen Ansatz, jedem zaghaften Hinterfragen aus dem Publikum mit nicht mehr als Absichtserklärungen und Signalisierung allgemeinen Wohlwollens den Wind aus den Segeln nahm – und das mit professioneller Freundlichkeit.

Gutgeheißen wurde im Kraut und Rüben-Prinzip alles: von den Landesausstellungen (im Prinzip dafür, dennoch Evaluierung nach der LA 2004) bis zur neuen friedensstiftenden Akademie, von mehr Regionalkultur bis zum neuen Schwerpunktkonzept der Steiermark als „Theaterland“ fehlte nichts. Die Frage nach Visionen in der Kulturpolitik der Frau Landeshauptfrau, oder wenigstens nach einem Qualitätsprofil wurde gar nicht erst gestellt. Niemand schien sich davon etwas zu erwarten, jeder hinzunehmen, dass die herrschende Landeskulturpolitik nicht mehr als Landeskulturverwaltung ist.

Auch zur Architektur gab es keine grundsätzliche Aussage. Bemerkenswert war immerhin, dass Frau LH befand, dass uns (Steirern?) erst bewusst werden müsse, wie gut und international positioniert die Architektur aus Graz sei, weil wir darüber gar nicht mehr reden (!). Auch das könnte Kulturförderung sein: Architekturvermittlung – das Aufzeigen und das Gespräch, den Diskurs über die zeitgenössische Architektur hierzulande zu fördern. Über das dadurch entstehende Bewusstsein und differenziertere Kritikfähigkeit der Bürger könnte Architekturförderung ungeahnte Nachhaltigkeit erlangen, denn größeres Qualitätsbewusstsein lässt mehr gute Bauten entstehen und die garantieren wiederum für (Architektur-)Tourismus, wie er derzeit europaweit boomt.

Da sollten die Architektenvertreter schnellstens – bei all der angesagten Transparenz – ein einzelnen Rednern von Frau LH mehrmals angebotenes Sechsaugengespräch in der Landeskulturabteilung anpeilen.

Verfasser/in:
Karin Tschavgova
"Freie Meinung"
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+