15/02/2007
15/02/2007

Noch bis 10.03.2007: Ausstellung Michael Kienzer "Zeichnung Skulptur Raum", in der Galerie Eugen Lendl, Graz.

Noch bis 10.03.2007: Ausstellung Michael Kienzer "Zeichnung Skulptur Raum", in der Galerie Eugen Lendl, Graz.

Noch bis 10.03.2007: Ausstellung Michael Kienzer "Zeichnung Skulptur Raum", in der Galerie Eugen Lendl, Graz.

Fotos: Jorit Aust

Fotos: Jorit Aust

Die Galerie Eugen Lendl bietet in ihrer laufenden Ausstellung einen Querschnitt durch das aktuelle Werk Michael Kienzers, das, durch zahlreiche Förderungs- und Kunstpreise (2001 mit dem Otto Mauer Preis) geadelt, zu den zeitgemäßesten Positionen skulpturalen Schaffens zählen darf. Signifikant dafür ist Kienzers Auseinandersetzung mit den primären Bedingungen, denen ein skulpturales Arbeiten ausgesetzt ist: mit der Kategorie Raum und den Erfordernissen, die ein Gleichgewicht zu stellen weiß, wenn es (und erst hier beginnt von alters her die hohe Kunst) als prekär begreifbar wird.

Jahrhundertlang war das Bestreben der geschicktesten Meister, im Kampf mit dem schwer formbaren Material Gebilde zu erringen, die, immer spitzfindiger – weil in immer verrenkteren, ausladenderen Gesten – damit beschäftigt waren, den Raum um sie herum fühlbar zu machen, mit Spannung zu versetzen. Erst dem Modernismus genügt zum selben Zweck die denkbar einfachste Gestalt. Die Skulptur wird hier auf das Wesentlichste herunter gebrochen, die Abstraktion als tauglicher erkannt, um die gleichwohl abstrakte Größe Raum kunstvoll zu umkleiden. So einleuchtend dieser Rückzug auf das Prinzipielle skulpturalen Tuns erscheinen mag, so rasch läuft er sich leer in wenig spannungsreicher Wiederholung.

Heute geht es deshalb darum, das Gleichgewicht aus Stützen und Lasten, Kraft und Gegenkraft wieder diffiziler auszutarieren oder zumindest ironisch abzuhandeln. Das ist genau Michael Kienzers Metier.
Am modernistischsten dort, wo er Alubalken, von Radiergummis und – weit gefährlicher – von Nitroflaschen gespreizt, übereinander schichtet oder sie, Raum verstellend, zwischen zwei Wänden einspannt, so dass sich ein kurviger Verlauf nur aus der physikalischen Eigenschaft der Teile, aus ihrem Gewicht und ihrer Flexibilität heraus ergibt. Womit auch die viel besprochene Selbstreferentialität des Modernismus auf eine solide, materialgerechte Basis gestellt wäre.
Am überspanntesten dort, wo eine trapezoide Konstruktion aus Alubalken einen Schwindel erregenden Balanceakt auf zwei Barockstühlen stehend vorführt.
Am coolsten schließlich dort, wo sich die Banalität des Sujets reizvoll mit dem kunsthandwerklich Hypertrophem paart, ein Stapel Holz in Alu abgegossen wird und als solcher nur noch den Ästheten wärmen kann.

Kontrapunktisch zu solcher Extravaganz werden Zeichnungen gereicht, die weit weniger auf den Punkt bringen wollen, allenthalben Verhältnisse von Form und Raum andeuten: roh im Zugriff, doch gefahrlos.

Fotos: Jorit Aust

GALERIE EUGEN LENDL
Bürgergasse 4/I, 8010 Graz
T +43/316/825514
info@eugenlendl.com

ÖFFNUNGSZEITEN:
DI–FR 14.00–19.00 Uhr, SA 10.00–13.00 Uhr

Verfasser/in:
Ulrich Tragatschnig, Empfehlung
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16. + 17.11.2023
 
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