17/07/2019

Zerstörung des KUZ Mattersburg

Eine politische, keine fachliche Entscheidung – Land Burgenland beginnt mit der Zerstörung des Kulturzentrums Mattersburg (KUZ)

Debakel für Land und SPÖ Burgenland in mehrfacher Hinsicht.

Abriss seit 5. Juli 2019

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17/07/2019

Auftakt zur Zerstörung des Kulturzentrums Mattersburg am 5. Juli 2019. Abriss der Außenraumgestaltung der Freiluftarena

Architektur: Herwig Udo Graf©: Johann Gallis

Nach den Rodungsarbeiten war sie für kurze Zeit wieder sehr gut sichtbar: die plastische Westfassade mit der davorliegenden Außenraumgestaltung. Danach wurden die Freiraumgestaltung und Teile der Westfassade zerstört.

©: Johann Gallis

KUZ Mattersburg, Freilichtbühne, 1978

©: Herwig Udo Graf

Nach den Entfrachtungsarbeiten im Mai und Juni begann das Land Burgenland heute am Freitag, den 5. Juli 2019 mit dem Abbruch des Gebäudes und dessen in Österreich einzigartiger Freiraumgestaltung. Entgegen sämtlicher unabhängiger Expertenmeinungen lässt Landeshauptmann Doskozil eines der bedeutendsten Gebäude, das nach 1945 im Burgenland entstanden ist und mittlerweile internationales Ansehen genießt, zerstören.
Waren es bisher noch reversible Maßnahmen wie das Aushängen der Fenster oder der Abtrag der Flachdachkonstruktion bis auf die Stahlbetondecke, begann das Land Burgenland nun mit nicht mehr rückführbaren Baumaßnahmen. Den Auftakt zum Abbruch bildete die vollzogene Zerstörung der für das Gebäude essentiellen, in Österreich einzigartigen Außenraumgestaltung der Freiluftarena. Es scheint, als wüsste das Land Burgenland sehr wohl um den Wert jenes Bereiches für die topologische und architektonische Einbettung des Kulturzentrums, anders ist es nicht zu erklären, dass genau jener architektonisch essentielle Bereich des Komplexes als erstes zerstört wird und damit nicht mehr reversible Tatsachen geschaffen wurden. Besonders brisant ist jene Tatsache weiters, da Landeshauptmann Doskozil bei seiner Präsentation der Pläne im Mai 2018 zusicherte, dass die Arena erhalten werden soll. Nicht einmal jenes Versprechen hat Landeshauptmann Doskozil, wie man an den heute begonnen Baumaßnahmen sieht, eingehalten.

Klima der Ignoranz
Landeshauptmann ließ Expertenschreiben unbeantwortet

Zahlreiche Experten, Organisationen und auch Privatpersonen haben sich im Laufe der Zeit bei der Plattform gemeldet und ihren Unmut ausgedrückt, dass der Landeshauptmann auf Schreiben in keinster Weise reagierte. Auch die Schreiben der Plattform und selbst ein Schreiben des Architekten des Kulturzentrums Mattersburg, in welchem er die Möglichkeiten und Potenziale des Bestandes nochmals detailliert skizzierte, blieben folgenlos. „Das ist ein Klima der Ignoranz abseits jeglicher demokratischer bzw. sachlicher und fachlicher Auseinandersetzung. In den 1970er Jahren gab es auch Diskussionen rund um die Errichtung einer Brücke über den Neusiedlersee. Damals wurde das Urteil internationaler Experten vom damaligen Landeshauptmann Kery nicht einfach ignoriert – man änderte die bereits getroffene Entscheidung aufgrund dieser berechtigten Einsprüche. Heute hat man sich offenbar von einer Vorgangsweise, die auf nachweislichen Argumenten beruht, verabschiedet und findet es nicht einmal Wert, zu sachlicher Kritik wenigstens Stellung zu nehmen,“ so der ehemalige Mattersburger SPÖ Bürgermeister und Plattformgründungsmitglied Eduard Sieber.

Debakel für das Land Burgenland
und die SPÖ in mehrfacher Hinsicht

Mit dem Abbruch des Kulturzentrums Mattersburg zerstört die SPÖ Burgenland nicht nur ein in seinen Funktionen und seiner Architektur erstklassiges Veranstaltungszentrum des ostösterreichischen Raumes, sondern auch eine Ikone sozialdemokratischer Kulturpolitik, in welcher sich – in wie keiner anderen – die kulturpolitischen Ideen von Fred Sinowatz und Gerald Mader baulich manifestierten, durchaus vergleichbar mit anderen Ikonen sozialdemokratischer Baukultur wie dem Karl Marx Hof von Karl Ehn oder dem Arbeiterheim Favoriten von Hubert Gessner. Es ist schade, dass die SPÖ Burgenland und der zuständige Kulturreferent Landeshauptmann Hans Peter Doskozil es nicht im Geringsten verstanden haben, ihr einzigartiges Erbe zu bewahren und für zukünftige Generationen nach international erprobten Standards aus Architektur und Denkmalpflege weiterzuentwickeln. Lediglich einige Fassaden des Kulturzentrums Mattersburg erhalten zu wollen, ist symptomatisch für die seit Jahren zu beobachtende kulturelle und baukulturelle Selbstaufgabe der SPÖ Burgenland. Vom Schaden, der mit der Realisierung dieses Projektes imagemäßig, ökonomisch und veranstaltungstechnisch angerichtet wird, ganz zu schweigen.

S. Arndt

Es tut weh, diese Zeilen zu lesen und zu verstehen, dass scheinbar ein Mensch darüber entscheiden kann, was Kunst ist und was nicht. Zudem finde ich es unmöglich, Zusicherung zu machen und diese dann nicht einzuhalten.
Diese Brutalismus (vom französischen Beton Brut, Vollbeton)-Monster sind vielleicht nicht in jedem Auge schön aber sie sind Teil einer Architekturbewegung, die immer mehr verschwindet, da diese Gebäude häufig nicht den Status Denkmalschutz erreichen und daher meist monetärer Gier weichen müssen.

Di. 02/06/2020 6:36 Permalink
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