04/03/2008
04/03/2008

Eine der laufenden Ausstellungen im stadtmuseumgraz: Hier ist es schön. Grazer Ansichtkarten (verlängert bis 24.08.2008)

Nach den Gemeinderatswahlen in Graz und anlässlich der Regierungsbildung macht sich Direktor Otto Hochreiter keineswegs unberechtigte Sorgen um die Zukunft des Grazer Stadtmuseums.

Die aktuellste Konstellation voraus: Die Stadtmuseum Graz GmbH, wie auch die Stadtbibliotheken, wurden aus dem Kulturressort der Stadt an das Bildungsressort von Stadtrat Detlev Eisel-Eiselsberg übertragen. Der Koalitionsvertrag zwischen ÖVP und Grünen beinhaltet immerhin ein „Bekenntnis zum Stadtmuseum mit entsprechender Dotierung“.

Vor allem die Dotierung ist Hochreiters wichtigstes Anliegen. Es gilt 15 Sammlungsabteilungen zu erhalten, wechselweise zu präsentieren, weiter zu entwickeln und vor allem eine permanente historische Schausammlung zu installieren. Letzteres ist unter anderem Anforderung für die Erhaltung des von ICOM und Museumsbund verliehenen Museumsgütesiegels, wofür in fünf Jahren eine Evaluierung ins Haus steht.

Seit Antritt seiner Direktion im Juli 2005, hält Hochreiter fest, seien die Mittel des Stadtmuseums sukzessive gekürzt worden, um sieben Prozent noch von 2006 auf 2007. Derzeit steht ein Jahresbudget von 1,2 Mio. Euro zur Verfügung, benötigt werden aber rund 1,6 Mio. Euro. Detailliert wird der Bedarf für die Einrichtung einer ständigen Schausammlung zur Stadtgeschichte mit 150.000 Euro, für Sammlungsweiterentwicklung, Katalogisierung und Ankäufe 110.000 Euro und für Ausstellungen und Investitionen mit 160.000 Euro veranschlagt, was einer Finanzierungslücke von 420.000 Euro für das heurige Jahr entspricht. Gefährdet unter diesen Bedingungen sind drei derzeit in Planung befindliche Ausstellungen um die Themen der Ereignisse bis zum Jahr 1938, Grazer Architektur bis 1938 und die Novemberpogrome in der Darstellung von Zeitzeugen.

„Während in Linz mit Nordico, LinzGenesis, Lentos und dem künftigen Haus der Linzer Geschichte, aber auch in Salzburg mit dem Salzburgmuseum und Ljubliana mit seinem soeben umgebauten Stadtmuseum die Stadtgemeinden große Museums-Projekte mit Millionenbeträgen realisieren,“ vergleicht Hochreiter, „hat die Stadt Graz in den letzten Jahren das einzige von ihr betriebene Museum mit immer geringeren Ressourcen ausgestattet.“ Immerhin weist die Geschäftsführung ein Ansteigen der Besucherzahlen am Standort Sackstraße und im Museumsbereich auf dem Schlossberg von 55.000 im Jahr 2006 auf 108.000 BesucherInnen im Jahr 2007 aus.

In Erinnerung an das ambivalente Engagement seitens der Stadtpolitik in den vergangenen Jahren ist es nun wohl hoch an der Zeit, über das oben genannte „Bekenntnis“ hinaus den eindeutigen Willen zum Stadtmuseum, als Identifikationsort und der Zeit adäquate Institution zur Dokumentation von Geschichte und Gegenwart der zweitgrößten Stadt Österreichs, zu zeigen und die notwendige Arbeit im Stadtmuseum zu finanzieren.

Verfasser/in:
Wenzel Mracek, Bericht
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