26/03/2004
26/03/2004

Während eines Spaziergangs durch die Grazer Altstadt, der mich wie früher an der Oper vorbeiführte, fand ich plötzlich einen martialisch anmutenden zu großen Bruder des Opernhauses vor. Es dauerte eine Weile bis mir der eigentliche Zweck des Neubaus dämmerte, bis mir eine hilfreiche Eingebung zur Seite sprang. 1967 hat Andreas Mauerer anlässlich einer Rede an die Stellung Österreichs in Europa gemahnt: “ ..., dass unser kleiner Staat im kulturellen und geistigen Leben unseres Kontinents seine Großmachtstellung von einst noch nicht eingebüßt hat. ..[Unsere] einstmaligen Schätze dokumentieren daher auch die ungeheure Verantwortung, die unser Land zu tragen hat.“ An diesen Geist der Großmacht der Kultur gemahnt der neu erschaffene Flakturm zum Schutze der wertvollen Kulturgüter neben der Oper in Graz.
Der erdenschwere klobige Wehrbau steht im Kontrast zu der direkt daneben platzierten zarten Stahlskulptur von Skerbisch, die erst durch diese Nachbarschaft ihre eigentliche Deutung erfährt. Mutig streckt sie das Schwert in die Höhe, dem vermeintlichen Flugzeugterroristen zur Drohung. Der Wille und die Fähigkeit zur Verteidigung mit der Waffe wird dank der massiven Quaderarchitektur des Flakturms deutlich. Aber nicht nur an die Luftabwehr hat man gedacht. Die auf den Glacis und Kaiser Josef Platz blickenden Schießscharten lassen erahnen, dass auch im Nahkampf dieses Gebäude seinen Dienst leisten wird.
Schön ist er nicht, aber ganz sinnvoll, denkt man an die Gefahren des bewaffneten Kulturkampfes der von Al-Quaida Kämpfern und sonstigen fanatischen Moslemgruppierung droht. Der Anschlag in Madrid, die Verbrechen der Taliban am Weltkulturerbe und nicht zu letzt der 11. September scheinen Rechtfertigung genug, für diesen ernsten Schritt der Rückbesinnung auf die einstige katholische Stärke im Kampf gegen den Halbmond. Bobby Henzler
Historikerin, Koordinatorin des Forschungsprojekts „Developing multi disciplinary Management Strategies for the conservation and use of World Heritage Sites in Europe and Asia”, Berlin.

Verfasser/in:
Bobby Henzler
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