09/06/2022

Bauen im alpinen Bereich #1

In regelmäßigen Abständen sollen auf diesem Portal die Tendenzen im Bereich des alpinen Bauens in den Bundesländern Steiermark und Kärnten dargestellt und abgebildet werden. Vielfach von der Öffentlichkeit unbemerkt haben sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten in besonderen Bereichen Bautätigkeiten entwickelt, die weniger einem Wohnbedürfnis, sondern vielmehr als Zweitwohnsitz oder rein touristischer Nutzung dienen. Dass es dabei auch um den Verbrauch wertvoller Landschaft mit einhergehender Naturzerstörung aus teilweise spekulativen, egoistischen Gründen geht, soll nicht unerwähnt bleiben. Mehrere ‚Hotspots‘ werden unter diesen Aspekten in loser Reihenfolge vorgestellt.

09/06/2022

Reihenhaussiedlung in St. Lambrecht am Fuße der Grebenzen Sesselbahn

©: Günther Bogensberger

Nähere Ansicht der Reihenhaussiedlung St. Lambrecht am Fuße der Grebenzen Sesselbahn

©: Günther Bogensberger

Übergang Reihenhaussiedlung St. Lambrecht in die Landschaft

©: Günther Bogensberger

Schönberg-Lachtal aus der Luft

©: Günther Bogensberger

Schönberg-Lachtal um das Schizentrum herum

©: Günther Bogensberger

Einzelhaus in Schönberg-Lachtal

©: Günther Bogensberger

Durchfahrtssituation zu Chalets am Lachtal Schizentrum, Sommer

©: Günther Bogensberger

Chalets am Lachtal Schizentrum, Sommer

©: Günther Bogensberger

In regelmäßigen Abständen sollen auf diesem Portal die Tendenzen im Bereich des alpinen Bauens in den Bundesländern Steiermark und Kärnten dargestellt und abgebildet werden. Vielfach von der Öffentlichkeit unbemerkt haben sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten in besonderen Bereichen – sei es in Tallagen nahe von Liften, Sessel- oder Seilbahnen, in Ortsrandlagen oder direkt im alpinen Bereich (Höhenlagen über 1000m) Bautätigkeiten entwickelt, die weniger einem Wohnbedürfnis, sondern vielmehr als Zweitwohnsitz oder rein touristischer Nutzung dienen. Dass es dabei nicht ausschließlich nur um lautere Absichten wie ökonomische Wertsteigerungen, Wohlstandsvermehrung mit zusätzlichen Erträgen in Tourismus, Gastronomie und Baugewerbe geht, sondern auch um den Verbrauch wertvoller Landschaft mit einhergehender Naturzerstörung aus teilweise spekulativen, egoistischen Gründen, soll nicht unerwähnt bleiben.

Mehrere ‚Hotspots‘ werden unter diesen Aspekten in loser Reihenfolge vorgestellt:

Steiermark:
Schönberg-Lachtal, Grebenzen – St. Lambrecht
St. Georgen am Kreischberg – Murau
Turracherhöhe
Hohentauern
Rohrmoos-Schladming – Ennstal

Kärnten:
Klippitztörl
Hochrindl
Falkertsee
Katschberg
Nassfeld-Sonnleiten

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Schönberg-Lachtal
Laut Wikipedia war Schönberg-Lachtal, „bis Ende 2014 eine Gemeinde mit 421 Einwohnern (Stand: 1. Jänner 2021) im Gerichtsbezirk bzw. Bezirk Murau in der Steiermark. Seit 1. Jänner 2015 ist sie im Rahmen der steiermärkischen Gemeindestrukturreform mit den Gemeinden Oberwölz Umgebung, Oberwölz Stadt und Winklern bei Oberwölz zusammengeschlossen, die neue Gemeinde führt den Namen Oberwölz“. Das Lachtal ist das höchstgelegene Schigebiet der Steiermark (1600m - 2200m) und umfasst 8 Schilifte und 2 Sesselbahnen (6er). Wenn man die Region nördlich des Gellsees einbezieht, liegen innerhalb dieser Region insgesamt 325 Zweitwohnsitze, verschiedene Hotels, Appartementhäuser und Chalets mit einer Kapazität von insgesamt 1600 Gästebetten und einer Nächtigungszahl (vor Corona) von ca. 120.000 jährlich.

Entwicklung im Bereich des Schizentrums Lachtal:
Bereits in den 70er-Jahren wurden Baugrundstücke für Einzelobjekte und Appartements mit insgesamt mehr als 300 Betten gewidmet. In den 1990er-Jahren wurde gewidmetes Bauland (Schwarzenberg Anteile) verkauft und mit der Unterstützung der steirischen Landesregierung Planungen für die Errichtung zweier Sesselbahnen (6er) vorgenommen. Parallel dazu wurden auch die ersten Beschneiungsanlagen errichtet. Es folgte die Errichtung des Speichersees (100m x 200m) auf ca. 1950m – am Höhenkamm, 600m nordwestlich der Klosterneuburger Hütte sowie die Fertigstellung des Tauernwindparks mit insgesamt 11 Windrädern, einer Leistung von ca. 32 MW und einem jährlichen Energieeintrag von ca. 56.000 MWh. Ein weiterer Ausbau von 3 bis 4 Anlagen mit einer Leistung von ca. 10 MW im sogenannten Vorranggebiet ist in Vorbereitung.

2006-2008 Bautätigkeit im Bereich unterhalb des Schönbergliftes,
2017-2022 Bautätigkeiten im westlichen Talschluss zum Tanzstattlift

Weitere Bautätigkeiten sind im Ausmaß der bereits gewidmeten Bauflächen und aufgrund großer Nachfrage in Zukunft zu erwarten.
 
Zum Baugeschehen: Waren in den späten 70er und den folgenden 80er-Jahren die Errichtung von kleinen Appartementsiedlungen noch unter Bedachtnahme von geringer Naturzerstörung, d. h. unter sparsamer Nutzung von Grund und Boden, unter Beibehaltung des umgebenden Naturraumes (geringe Ausholzung des bestehenden Schutzwaldes) gekennzeichnet, sind die Baumaßnahmen im 21. Jh. unter rigoroser Rodung von Waldflächen und einer kompromisslosen Wegeführung gekennzeichnet, die den örtlichen Gegebenheiten hohnspricht. Zufahrtswege, Abstellflächen, Tunneldurchführungen in aberwitzigen Dimensionen, Steinschlichtungen und Aufschüttungen in steilen Hanglagen bei rücksichtsloser Zerstörung der obersten Vegetationsschicht kennzeichnen diese rüde Vorgangsweise. Ob hier nachträgliche Bodensanierung unter großem Aufwand den ursprünglichen Raubbau je wieder kompensieren, ja nachhaltig heilen wird, darf bezweifelt werden. Fehler, einmal begangen, lassen sich im Nachhinein nur schwer – wenn überhaupt – je wieder korrigieren. Das sichtbare Erscheinungsbild folgt dem Klischee des rustikalen Bauens in herber Landschaft. (Siehe Fotos beiliegend)

St. Lambrecht - Grebenzen
Am Fuße der Grebenzen Sesselbahn hat sich in der Mitte der 2010er-Jahre eine Planung von insgesamt 22 Appartements in Form von 4 Reihenhausanlagen entwickelt – beflügelt durch Versprechen russischer Investoren, die sich in Folge aber zurückgezogen haben und zu einer zeitweisen Verunsicherung geführt haben. Die Anlage ist mittlerweile nicht nur fertiggestellt, sondern auch in Hände privater Nutzer gelangt. Versorgt durch eine zentrale Heizanlage, fristet diese Anlage ein unaufdringliches Dasein am südöstlichen Ortsrand von St. Lambrecht.

Ein weiterer Ausbau ist durch bereits gewidmete Bauflächen im Ausmaß von mehr als 3 ha denkbar. (Siehe Foto beiliegend)

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