Tagesklinik am LKH Fürstenfeld (2006), Empfang. Planung: Arch. DI Peter Zinganel. Foto: Paul Ott.

Tagesklinik am LKH Fürstenfeld (2006), Wartebereich. Planung: Arch. DI Peter Zinganel. Foto: Paul Ott.

Foto: Paul Ott

Tagesklinik am LKH Fürstenfeld (2006), Behandlung. Planung: Arch. DI Peter Zinganel. Foto: Paul Ott.

Das Sparen wurde uns über lange Zeit hinweg als Möglichkeit zur Anhäufung von Geld schmackhaft gemacht. „Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not!“, suggerierten die Werbefachleute der Banken und der stets freundliche „Sparefroh“ lachte jenen entgegen, die ihre Schillinge und Groschen am Weltspartag zur Bank brachten.

2011 ist der Begriff „Sparen“ zwar in aller Munde, verliert aber zunehmend sein positives Image. Schließlich sind wir nicht mehr eingeladen, eigenverantwortlich zu sparen, sondern die Landesregierung ist gezwungen zu sparen, was uns alle in unterschiedlichem Ausmaß trifft. Auch in der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes) gilt es zu sparen. Neben Einsparungen im Betrieb soll nach einem Vorstandsbeschluss ebenfalls beim Bau gespart werden. In Relation zu den bisherigen Baukosten will man in nächster Zukunft zehn Prozent günstiger bauen. Die geplanten Einsparungen sollen aber ausdrücklich nicht zu Lasten der Nachhaltigkeit, Funktionalität und der zukünftigen Betriebskosten gehen. Michael Pansinger, Teamleiter des Technischen Dienstleistungszentrums, verweist auf die Kombination verschiedener Maßnahmen, um zu sparen, ohne Verschlechterungen zu verursachen.

Betrachtet man die Gesamtkosten, die durch den Bau eines Spitals verursacht werden, so erkennt man, dass das Gros der Kosten nicht zu Lasten der Oberflächen und der Fassaden geht. Beinahe 50% der Kosten fließen in Haustechnik, E-Technik und Medizintechnik, 25% in Aufschließung und Rohbaukosten. Eine Reduktion der Qualität der Oberflächen und Fassaden, die sich mit nur etwa 5 bis 10% in den Gesamtkosten niederschlagen, hätte daher nur mehr geringe Auswirkung.

Das größte Potential für Einsparungen würde in der Betriebsorganisation selbst liegen, meint Pansinger. Wurde bislang der Flächenbedarf häufig auf Spitzenzeiten hin berechnet, müsse man in Zukunft versuchen, solche zu vermeiden und den Flächenbedarf an sich zu reduzieren.

Auch hinsichtlich der Betriebszeiten, beispielsweise von Operationssälen, können organisatorische Veränderungen direkt in bauliche Reduktionen umgelegt werden. Ein exemplarisches Rechenbeispiel: Werden in einem geplanten Neubau die OP-Säle wie vorgesehen täglich 6,5 Stunden genutzt, so sind 25 Säle nötig um das tägliche Pensum zu bewältigen. Erhöht man die Betriebszeiten auf 9,5 Stunden. pro Tag, so kommt man mit nur 19 Sälen aus. Angesichts der komplexen Anforderungen an einen Operationssaal hinsichtlich Ausführung und Ausstattung liegt hier hohes Sparpotential für den Investitionsbereich.

Ein Kostenfaktor verbirgt sich auch in der Zahl der Spitalsbetten. Es liegt aufgrund überregionaler Entwicklungen auf der Hand, dass Ambulanzen, Tageskliniken und mobile Pflegesysteme ausgebaut und forciert werden sollen. Als Vorzeigeprojekt verweist Pansinger in diesem Zusammenhang auf die Tageschirurgie im LKH Fürstenfeld, welche von Architekt Peter Zinganel unter hoch funktionellen und sehr ökonomischen Gesichtspunkten geplant wurde, ohne dass PatientInnen dort auf Komfort verzichten müssen.

Was den Komfort angeht, müsse dieser vor allem auch im Bereich der Haustechnik hinterfragt werden. Es ist nicht notwendig Dienstzimmer, Verwaltungsräume sowie Zimmer auf Pflegestationen zu kühlen, so wird der Verzicht darauf sowohl Baukosten, als auch hohe technische Betriebskosten senken. Hinsichtlich der Vermeidung übermäßigen Sonneneintrages sowie der Ausführung kluger Sonnenschutzlösungen sind ArchitektInnen sowohl in der Planung als auch bei der Überzeugungsarbeit gegenüber BetreiberInnen und NutzerInnen mehr gefragt denn je. Soll das Gesundheitswesen in Zukunft leistbar sein, wird langfristig auch ein Umdenken bei den Patientenwegen von Vorteil sein. Manchmal verzichtet man darauf, den niedergelassenen Arzt zu besuchen, sondern kommt unangemeldet direkt in die Spitalsambulanz. Der Filterprozess, welcher in den Ordinationen üblicherweise stattfinden sollte, funktioniert daher nicht immer einwandfrei. Eine geregelte Terminvereinbarung nach der Überweisung an das Spital würde zudem zur Vermeidung unkontrollierbarer Wartezeiten und Spitzenbelastungen für PatientInnen und Personal beitragen.

Am Sektor des Spitalbaus wird es zukünftig insbesondere Aufgabe der ArchitektInnen sein, nicht nur (kosten-) optimierte Lösungen zu finden, sondern diese gegenüber dem medizinischen Nutzer gemeinsam mit der KAGes zu argumentieren. Die Architektur darf in ihrer Qualität nicht zu Lasten der PatientInnen reduziert werden, sie muss aber hinsichtlich betriebswirtschaftlicher, ökonomischer und ökologischer Aspekte funktionieren. Schließlich werden mit Spitälern hoch soziale Räume gebaut, welche die Kulisse für persönliche, soziale und emotionale Ausnahmesituationen darstellen. PlanerInnen müssen sich in diese Situationen hineinversetzen und mit ihren Entwürfen den Bedürfnissen der zukünftigen PatientInnen gerecht werden. Wenn es um Bauten für das Gesundheitswesen geht, so ist die Verantwortung aller Beteiligten ungemein groß.

Verfasser/in:
Martin Brischnik, Bericht
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+