23/04/2007
23/04/2007

Die Kunsthistorikerin Dr. Wiltraud Resch und der Architekt DI Christian Andexer stellten den detaillierten Masterplan für die Grazer Altstadt vor.

Masterplan Welterbe Graz - Einteilung historischer Viertel (Zum Vergrößern auf das Bild klicken).

Vor rund sieben Jahren, im Dezember 1999, wurde auf der Welterbekonferenz in Marrakesch die historische Altstadt von Graz – nicht zuletzt wegen ihres hervorragenden Erhaltungsgrades – auf eigenen Antrag der Stadt in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Verschiedene Bauvorhaben und umstrittene Eingriffe in die Substanz der Altstadt, wie der Abbruch des „Kommodhauses“, führten jedoch zu einer „Monitoring Mission“ der UNESCO, die die Stadtverantwortlichen dazu aufforderte, bis Februar 2007 einen Management Plan als Handlungsleitfaden für den Umgang mit dem Welterbe Graz vorzulegen.

Dr. Wiltraud Resch und Architekt Dipl.-Ing. Christian Andexer präsentierten am 12. April in der Kammer für Architekten- und Ingenieurkonsolenten ihren im Auftrag der Stadt Graz gemeinsam erarbeiteten WKE-Masterplan 2007 für das Grazer UNESCO-Weltkulturerbe, an dem auch die Stadtbaudirektion beteiligt war. Dieser Masterplan soll zusammen mit dem Managementplan 2007 das notwendige „Werkzeug“ für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem kulturhistorisch wertvollen Erbe der Stadt Graz zur Verfügung stellen. Außerdem sollen nun zusätzlich das Schloss Eggenberg und sein Umfeld in die Schutzzone integriert werden. Beide Pläne wurden im Jänner 2007 einstimmig im Grazer Gemeinderat beschlossen und an die UNESCO-Stelle in Paris übermittelt, die im Juli diesen Jahres auf einer Konferenz in Neuseeland darüber befinden wird.

Andexer und Resch sehen in den detaillierten Planungsunterlagen, die auf ihren Wunsch auch auf der Homepage der Stadt Graz in vollem Umfang einsehbar sind und herunter geladen werden können, neben dem Altstadterhaltungsgesetz kein neues Instrument, sondern eine detaillierte und objektive Orientierungsgrundlage, die von Investoren bei Planungsvorhaben in der Altstadt konsultiert werden kann. „Diese hätte schon 1989 erarbeitet werden sollen“, bedauern Andexer und Resch, „die seitdem verstrichenen 18 Jahre waren eine Zeit des Stillstandes.“
Dabei geht es den Verfassern des Masterplanes nicht um eine Festschreibung des Ist-Zustandes, denn auch die Innenstadt muss sich „ohne Käseglocke“ lebendig weiter entwickeln können, betont Resch: „Diese mögliche Entwicklungsdynamik ist auch im ‚Wiener Memorandum‘ der UNESCO ganz klar vorgesehen. Es geht nicht um die Schaffung von Zuckerbäckerkulissen als Tourismusattraktion, sondern um den Erhalt des historischen Charakters einer Altstadt, die in Mitteleuropa einzigartig ist.“

Nicht die Dachlandschaft oder einzelne Gebäude machen nach Ansicht von Kunsthistorikern das Kulturerbe von Graz aus, sondern die Anlage des mittelalterlichen Kernes in Gestalt bayrischer Hofstätten, die in der Renaissance erneuert wurden und bis in die heutige Zeit deutlich erkennbar sind. Aus diesem Grund wurde von der Altstadtsachverständigenkommission auch der Überdachung des Hofes im Humanic-Haus in der Herrengasse ganz klar eine Absage erteilt. In diesem Prozess muss die Stadt aber selbstbewusst die Initiative übernehmen, denn so Resch, „erzwungener Schutz ist kein richtiger Schutz“.

Der Masterplan behandelt die gesamte Grazer Altstadt nach ihrer historischen Entwicklung in zehn historischen Vierteln mit einer Pufferzone sowie das Schloss Eggenberg. Die ebenfalls singuläre „bipolare Entwicklung“ des mittelalterlichen Zentrums mit der „Stadtkrone“, die u.a. Burg und Dom umfasst, sowie den bürgerlichen Markt, der sich rund um die Herrengasse und den Sack herausgebildet hat, soll nicht nur sichtbar bleiben, sondern sollte durch die Beseitigung von störenden Elementen auch noch besser herausgearbeitet werden, fordert Andexer.

Verbesserungspotenziale gibt es viele, so bei den im Inneren „devastierten“ Gebäuden des ehemaligen Landeskrankenhauses im Paulustorviertel, die heute von der Polizei genutzt werden. Neue Nutzungskonzepte seien hier längst überfällig, so Andexer, ebenso wie bei der anstehenden Neugestaltung des Andreas Hofer-Platzes, die mit einfühlsamer Rücksicht auf das historische Umfeld geschehen muss.

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