08/04/2021

gelungen | nicht gelungen
7.1

GELUNGEN. Das Trigon Museum Pfauengarten,
Teil 1, 1. Preis Wettbewerb, Nov. 1988

Artikelserie von Bernhard Hafner zum Thema Pfauengarten in Graz.
Bestand, Nutzung, Planung und Bebauung.

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08/04/2021

Abb.1: Modell des Projektes "Das Trigon Museum Pfauengarten" von Friedrich Schöffauer und Wolfgang Tschapeller, 1988

©: paul ott photografiert

GELUNGEN. Das Trigon Museum Pfauengarten (1),
Teil 1, 1. Preis Wettbewerb, Nov. 1988 (Abb.1)

Auftraggeber: Die Steiermärkische Landesregierung
Adresse: Pfauengarten am Karmeliterplatz, 8010 Graz, Österreich
Planung: Architektenteam Friedrich Schöffauer–Wolfgang Tschapeller, Wien.
Entwurfsarbeiten 1989, Widmungs- und Einreichpläne 1990, Nachreichung detaillierter Kostenermittlung 1991, Detailplanung für Grundsatzbeschluss zum Steiermärkischen Trigon Haus. Beendigung der Planungen durch Beschluss der Landesregierung vom 25.09.1996: alle Planungen sind einzustellen.
Zeitraum:1988-1996

Zeitlicher Ablauf des Projektes für die Errichtung eines Kunsthauses/Museums in Graz (2):

1986 findet die Idee des Malers Günter Waldorf zur Gründung eines Museums des Trigon-Raumes von Jugoslawien, Italien und Österreich die Zustimmung von Kulturverantwortlichen des Landes Steiermark. Ein Expertenkomitee wird zur Klärung der Rahmenbedingungen für die Errichtung eines Museums innerhalb der historischen Stadtmauer am Stadtpark eingesetzt. Als Termin wird das Jahr 2000 als Ersatz für die ursprüngliche für 1995 geplante Weltausstellung Wien-Budapest vorgesehen.
Im Auftrag von Landeshauptmann Dr. Krainer setzt die Abteilung IVa, Hochbauplanung, ein Gremium unter Vorsitz von Emil Breisach (ORF) ein. Die Standortsuche erfolgt durch die Professoren Dr. Hierzegger mit DI Hollomey, Raunikar (SLO) und Glauco Gresleri (I) als Mitglieder. Als Standort wird der „Pfauengarten“ vorgeschlagen. Im Gutachten wird festgehalten, dass der Pfauengarten in der Breite des Karmeliterplatzes bebauungsfrei zu halten sei. Ein Museumskonzept wird von Dr. Dieter Ronte (Direktor des Museums für Moderne Kunst, Wien) und Dr.Dr. Skreiner (NG Graz) ausgearbeitet. (3)

1887 Der Stadtpark wird als geschützter Landschaftsteil gewidmet.

1988 Der Grazer Schloßberg wird geschützter Landschaftsteil.

1988 wird ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. In den Unterlagen wird, wie im Gutachten zur Standortsuche, festgehalten, dass der Pfauengarten in der Breite des Karmeliterplatzes bebauungsfrei zu halten sei. Im Preisgericht befinden sich Othmar Barth (Vorsitz), Raimund Abraham, Günther Domenig u. a. (sh. (3))

1988, am 28.09: Abgabetermin im Wettbewerb, 110 Entwürfe werden eingereicht.

1988, am 3. und 4. 11., vergibt das Preisgericht den 1. Preis an das Architektenteam Friedrich Schöffauer - Wolfgang Tschapeller aus Wien. (4)

1989, am 29.5., beauftragt die Steiermärkischen Landesregierung die Preisträger mit den Entwurfsarbeiten.

1990, am 15.10: Regierungbeschluss zur Zweckbindung von 50 % des Rundfunk- und Fernsehschillings für die Neustrukturierung des Landesmuseums Joanneum einschließlich der Errichtung des Trigon-Museums und Zustimmung zur Ansparung dieser Mittel ab Jahresbeginn.

1990, am 13.12, werden Widmungs-und Einreichpläne für das Museum mit 4400 Quadratmeter Nutzfläche dem Magistrat zur Genehmigung vorgelegt. Die Widmungsänderung erfolgte von der im Flächenwidmungsplan 1982 als „Freiland“ ausgewiesenen Widmung auf „Kerngebiet“, Zweck: Museum, Kultur (5)

1991, am 14.01., wird der Gebäudeentwurf dem steiermärkischen Landesrechnungshof zur Projektkontrolle übergeben. Im Juni wird eine detaillierte Kostenermittlung nachgereicht.

1992, am 1. Mai, ist die Planung des Projektes so weit gediehen, dass mit diesem Stichtag die Grundlage für einen Grundsatzbeschluss des steiermärkischen Trigon-Hauses vorliegt.

1995 liegen alle baurechtlichen Bewilligungen vor.

1995 Niederlage der ÖVP bei der Landtagswahl 1995, Rücktritt von Landeshauptmann Dr. Josef Krainer (ÖVP). Dr. Peter Schachner-Blazizek (SPÖ) wird Landesrat für Kultur. Er sieht in der Realisierung des Trigon Museums ein „Krainer Mausoleum“. Um die Sache möge sich Bürgermeister Alfred Stingl kümmern.

1996, am 25. 9, Beschluss der Landesregierung alle Planungen am Trigon-Museum einzustellen. Federführend ist Landesrat DI Michael Schmid. Stattdessen soll ein Museum im Grazer Schloßberg entstehen. (6)

1996 der ehem. Stadtrat (SPÖ) und Architekt Klaus Gartler präsentiert eine von der Politik beauftragten Standortstudie. Gartler untersucht den Pfauengarten, den Bereich Palais Herberstein und Schloßberg mit großem Glasfenster am Berg und den Platz am Eisernen Haus an Südtiroler Platz/Lendkai, wo später das Kunsthaus errichtet wurde.
https://kunstmuseum.com/kunsthaus-graz/1997 Architektenwettbewerb für neues Museumsprojekt am Standort „Schlossberg – Palais Herberstein“. Das Siegerprojekt der Schweizer Weber Hofer Partner Architekten scheiterte an einer 1998 durchgeführten Volksbefragung (6). Geblieben aus dieser Phase ist der „Dom im Berg“ mit Lage am Stollensystem im Berg und der von Westen und Osten aus zugänglich ist.

2000, 7.4.: Wettbewerb für das Kunsthaus am Lendkai mit dem Siegerprojekt von Peter Cook und Colin Fournier (London) entschieden.

2003 Kunsthaus Graz nach dem Entwurf von Peter Cook und Colin Fournier eröffnet

1998-2003. Landesrat für Wirtschaft DI Herbert Paierl nimmt Verhandlungen über den Verkauf des Pfauengarten-Areals auf. Weitere Teilnehmer sind Hofrat Josel (Fachabteilung IVb), DI Heinz Rosmann (Stadtplanung) und Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl. Es kommt zu persönlicher Annäherung und schließlich zum Verkauf des Geländes: “Paierl-Deal“. Die Nutzungs- und Zweckbindung wird nicht aufgehoben.

Und so begann es im November 1988 in der Veröffentlichung „Trigon Museum Pfauengarten“, herausgegeben von der Landesbaudirektion Steiermark, Graz:
„Zum Projekt gibt es, folgende Darstellung: Dieses Kunstmuseum versteht sich als eine Landschaft, die subversiv eine Grenze überschreitet, die Stadtmauer unterläuft, sie aber zum lebendigen Teil einer neuen Situation macht. Es versteht sich zudem als ein Gebäude ‚ohne Fassaden‘, ohne konventionelle ‚Ansichten‘ ohne einengende Binnenstruktur, als ein Raumsystem also, das primär von einem ausgeklügelten Reichtum an Wegführungen definiert ist: ein Haus, das vielfältig begangen, sogar ‚übergangen‘ werden kann. Und es versteht sich drittens als ein ‚Traum der Stadt von sich selbst‘. Denn sowohl die Schnittstelle im Garten, als auch die Stadtmauer werden an einigen Stellen von Ausbuchtungen und Raumdurchdringungen umspielt und durchwachsen, deren Grundrissfiguren Fragmente des umliegenden Stadtgrundrisses nachbilden." (sh. 2) Wenn es nicht um einen so gelungenen Entwurf handelte (7), könnte man diese Worte für den verbalen Erguss eines vom De(kon)struktivismus beatmeten Verfassers mit zeitgeschichtlicher Ambition halten, der mit Überzeugung und Begeisterung vorgetragen wird. Das lässt Gelingen erwarten.

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(1) Anlass für diesen Artikel war die Verhinderung der Realisierung des Siegerprojektes des Wettbewerbs für ein Trigon-Museum Pfauengarten und der Verkauf der Liegenschaft. Diese besteht aus dem Bereich zwischen Karmeliterplatz, der nördlichen Mauer des 3. Burghofes bis zur Sauraugasse entlang der Mauer der Kurtine nördlich der Burgbastei am ehem. Glacis. Der Artikel ist die Fortsetzung von Artikel 7.01, der alle Artikel 7 | 8 der Serie gelungen | nicht gelungen einleitet.

(2) Redaktion GAT - Graz Architektur Täglich, 07/08/2004, siehe Link > 1986 Trigon Museum Pfauengarten > gat.st.
Glauco Gresleri, Bologna/Italien, Auszug aus UN CONCORSO CHE NON SI FERMA ALLE IDEE / IL TRIGON MUSEUM A GRAZ, "Parametro" Nr. 173, Juli/August 1989, in: Trigon Museum Pfauengarten, (Hrsg.) Landesbaudirektion Steiermark, Graz o.J., S7

(3) Im Gespräch mit Dr. Wolfdieter Dreibholz, zu dieser Zeit Leiter der Fachabteilung IVa, Hochbauplanung.

(4) Wettbewerb für das Kunsthaus Graz entschieden, siehe (2) und:
https://www.schoeffauer.com/index.php/projekte/trigon-museum-graz/

(5) Im Gespräch mit DI Heinz Rosmann, zu dieser Zeit Leiter des Stadtplanungsamtes Graz

(6) Geschichte des Kunsthauses Graz
https://www.museum-joanneum.at/kunsthaus-graz/architektur/geschichte

(7) Am Ende der wilden Jahre, Christian Kühn, 22. 3. 1997,
https://www.nextroom.at/building.php?id=2533

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