19/11/2020

MINUS –  Versüßte Haltestellen

Graz und seine Zuckerlautomaten

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In der GAT-Kommentar-Reihe
PLUS / MINUS werden kurz und bündig positive wie negative Gestaltungen und Details aufgezeigt, die das Auge erfreuen oder beleidigen.

Sollten Sie, werte Leserin und werter Leser, auch bemerkenswerte Entdeckungen im öffentlichen Raum machen, so laden wir Sie ein, diese abzulichten und im jpg-Format mit einem kurzen Text und Ihrem Namen per eMail an redaktion@gat.st zu senden.

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19/11/2020

Haltestelle Linie 40 in der Elisabethinergasse

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Haltestelle in der Annenstraße

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Haltestelle in der Annenstraße

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Haltestelle am Kaiser-Josef-Platz

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Haltestelle am Jakominiplatz

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Detail – Haltestelle am Jakominiplatz

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Wenn man einmal den Fokus auf etwas gerichtet hat, dann fallen einem Dinge auf, die man sonst nicht bewusst wahrnimmt. Zum Beispiel „Zuckerlautomaten“, die genauso aussehen, wie in meiner Kindheit. Interessanterweise treten sie fast immer in Kombination mit Haltestellen auf. Einmal wurde ich beim Aussteigen aus einem GVB-Bus von drängelnden Fahrgästen gegen einen solchen Automaten im Bereich der Haltestelle Elisabethinergasse gestoßen. Seit damals fallen meine Blicke gehäuft auf diese schrecklichen Automaten.

Man fragt sich, wer ist für die Aufstellung dieser Karies-Verursacher, Plastikmüll-Produzenten und hässlichen Objekte im öffentlichen Raum verantwortlich? In Zeiten von Plastikmüllvermeidung und Zuckerkonsumreduktion sind diese Automaten ein absolutes NOGO.

Also mache ich mich auf die Suche nach den Zuständigen. Zuerst rufe ich bei Holding Graz – Linien an. Dort war die durchaus freundliche Antwort, das kann man pauschal so nicht beantworten, da einige der Haltestellen nicht im Besitz der Holding sondern der Stadt Graz sind. Aber man wird sich einmal schlau machen und ich darf gerne wieder anrufen. Der Herr zeigte sich auch interessiert, ihm seien diese „antiquierten Automaten“ noch gar nie aufgefallen.

Danach frage ich beim Straßenamt nach. „Wer ist eigentlich für die Bewilligung der Zuckerlautomaten im Haltestellenbereich zuständig?“ Auch dort reagiert man sehr freundlich und fragt weiter. Es wird ein zuständiger Herr genannt. Dieser hat in den letzten 10 Jahren noch nie einen derartigen Automaten bewilligt. Meine Frage, ob schon einmal diskutiert wurde, diese doch nicht mehr zeitgemäßen und ungesunden Automaten aus dem öffentlichen Raum zu entfernen, beantwortet der Herr mit klarem Nein. Ich erfahre, dass es befristete und unbefristete kostenpflichtige Bewilligungen gibt und dass es sich bei länger zurück liegenden Bewilligungen um Verträge in Papierform handle, daher könne er diese nicht im EDV-System finden. Ich frage weiter, ob kontrolliert wird, wann solche Bewilligungen auslaufen. Ja. sicher. Ich kann gerne mein Anliegen auf Entfernung dieser Automaten schriftlich einbringen, aber bei bestehenden unbefristeten Verträgen gibt es den Bestandschutz.

Appell an die Grazer StadtpolitikerInnen: Lasst diese hässlichen Süßigkeits- und Plunderautomaten aus dem öffentlichen Raum entfernen, angeblicher Bestandsschutz ist keine akzeptable Ausrede für eine Kulturhauptstadt und City of Design!

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